Insel der schwarzen Perlen
früh starben.
In den Augen der Nonne lag ein fast unnatürlicher Glanz. Jetzt erinnerte sich Elisa daran, was sie in Honolulu über die berühmte Mutter Oberin gehört hatte. Als Franziskanerin hatte Mutter Marianne sich zwar lebenslanger Armut verschrieben, doch sie wusste mit Geld umzugehen. Engagiert hatte sie dafür gesorgt, dass das begonnene Werk von Pater Damian nach seinem Tod mit besserer Finanzierung fortgesetzt wurde. Mutter Marianne räusperte sich. »Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen, Elisa? Ich habe vor einer Woche Ihre Mutter Clementia mit Ihrem Mann Fried bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt. Weil wir aus Deutschland kommen, hatten wir natürlich sofort einiges gemeinsam. So kamen wir auch auf Kelii, Ihren damaligen Retter. Sie hat mir von dem Haiangriff erzählt und Ihrer daraus resultierenden ⦠ähm ⦠Verwirrung der Gefühle.«
»Liebe ist für mich kein verwirrendes Gefühl, sondern ein göttlicher Segen. Ich liebe Kelii.«
Die Oberin schwieg. Ihr wurde bewusst, was für ein Kaliber Frau ihr gegenüberstand. Dann lächelte sie.
»Sie wurden reich gesegnet, auch wenn Sie das vielleicht nicht wahrhaben wollen. Ich sehe es an Ihren Augen ⦠Gott hat Ihnen einen ganz eigenen Weg geschenkt. Vergessen Sie das nie. In der Tiefe ihrer Seele muss Ihre Mutter eine unglückliche Frau sein, weil sie Sie verloren hat.«
Elisa schwieg, denn immer noch schmerzte das Stück Herz, in dem einst ihre Mutter gewohnt hatte.
Beim Schein des abendlichen Feuers aÃen sie mit ihrem Gast am Stock gebratene Fische. Dabei scherzte Schwester Marianne mit Amala, bis sich die beiden vor Lachen die Bäuche hielten. Sie waren ungefähr gleich alt und verstanden sich auf Anhieb. Es wurde ein wunderbarer Abend, an dem Emma der Mutter Oberin endlose Fragen stellte. Als die Kutsche kam und sie sich von allen verabschiedete, reichte sie Elisa ein Stück Papier, auf das sie etwas schrieb.
»Kommen Sie in drei Tagen auf dem Seeweg nach Kalaupapa. Bei Neumond wird das Kind auf die Welt kommen, und mit diesen Zeilen wird man Ihnen weiterhelfen.«
Dann umarmte sie Elisa herzlich und fuhr auf dem Kutschbock davon.
Irritiert spuckte Amala in das nächtliche Strandfeuer, als Elisa ihr von Clementias Stiftung für die Waisenkinder erzählte.
»Sie hat einfach ein verdammt schlechtes Gewissen, deine feine Ma! Deshalb versuchen ihr Mann und sie, sich jetzt mit Geld von ihrer Schuld loszukaufen ⦠Sie weiÃ, sie haben schweres Unrecht getan, vor allem an meiner Nichte! Die Lüge mit der gestohlenen Pfauenperle ⦠Am liebsten würde ich deiner feinen Frau Mutter eine Tracht Prügel verpassen!«
Nur noch Elisa und sie saÃen vor der Hütte am Wasser, während Eli und die Zwillinge in der Hütte schliefen. Elisa nickte nachdenklich.
»Mein Vater sagte einst, Clementia sei von Gott mit einer ansprechenden Gestalt und einem ebenmäÃigen Gesicht ausgestattet worden. Sie wäre eine gehorsame und treue Ehefrau, das wären ohnehin die wichtigsten Gottesgaben einer Frau, aber mit sich zufrieden wäre Clementia nie und würde immerzu in Nachbars Garten schielen ⦠sie leidet unter Neid.«
»Dann hat deine Mutter zu wenig ha.«
»So ist es, denn das ha wird auch bei uns in Deutschland nicht immer gerecht verteilt â¦Â«
Wieder sahen sie eine Weile ins sterbende Feuer. Dann sprach Amala erneut, dieses Mal klang ihre Stimme traurig.
»Bist du gekränkt, weil Okelani ein zweites Kind von Kelii bekommt?«
»Nein, bin ich nicht!«
Aber ihre Antwort kam zu schnell. Amala kannte Elisa gut und grinste in sich hinein, während sie ihre Essensreste wegräumte.
»Du bist pupule, verrückt, wenn du jetzt ebenfalls neidisch wirst. Kelii hätte dich nie verlassen, hätte deine Ma nicht intrigiert!«
»Du klingst so, als würdest du meine Mutter für mutwillig bösartig halten, doch das ist sie nicht ⦠Sie wollte mein Bestes ⦠sie liebt mich ⦠jede Mutter liebt ihre Kinder.«
»Du bist wirklich pupule! Eine Mutter, die neidisch ist, kennt keine Liebe für ihr Kind. Clementia will dein Leben zerstören, und sie hat damit auch anderen geschadet ⦠wach auf, Elisa! Du bist kein Kind mehr ⦠Du musst die beschützen, die du liebst und die dir dein Vertrauen schenken.«
Damit lieà sie Elisa allein an dem Feuer. Es wurde
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