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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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langsam kühl am Meer, doch noch wollte sie nicht nach drinnen gehen, sondern stocherte in der Glut. Das Meer schwappte sanft an den flachen Sand, und sie ließ die bisherige Zeit auf Molokai Revue passieren. Sie hatten sich hier alle ausruhen können, denn bis auf den Ärger mit den Paketen sowie der Tatsache, dass sie so lange warten musste, bis sie Kelii wiedersehen konnte, war es traumhaft ruhig gewesen. Alle hatten ausgiebig gebadet. Emma schwamm jetzt wie ein Fisch, und Eli und Gerd hatten aus Treibholz ein Floß gebaut und die gesamte Bucht erkundet. Jeden Tag warf Eli mit dem Fischer am anderen Ende des Strandes die Netze aus und brachte stets etwas vom Fang mit in die Hütte. Es waren herrliche Ferientage am Meer gewesen, und Elisa wünschte sich insgeheim, sie könnte länger an diesem friedlichen Ort bleiben. Sie würde sicherlich noch mehr malen, zusätzlich zu den Pflanzen waren ihr detailreiche Skizzen von Muscheln und Meerestieren gelungen. Doch auch die Landschaft hier reizte sie. Molokai hatte ganz eigene Farben. Zusätzlich zu dem Erdrot in der Ebene gab es fast schwarze Felsformationen, die mit hellen Grasfeldern spannende Kontraste schafften.
    Die Glut ließ Funken in den Nachthimmel steigen, roten Tänzern gleich, die ihre schönsten Arabesken zeigten, während sie in den Sternenhimmel flogen.
    Elisa musste an ihren Kahuna-Jungen denken. Er war zwar ein Gottesgeschenk an Johannes und sie gewesen, doch das Kind gemeinsam großzuziehen, war nicht ihr Schicksal. Sein Verlust tat ihr bisweilen immer noch weh, und sie legte ihre Hände auf ihren leeren Unterleib. Rechts und links spürte sie hart ihre Hüftknochen. Dünn war ihr Körper in letzter Zeit geworden, denn sie aß zu wenig. Ihr fehlte die innere Ruhe zum Essen, und oft schlief sie nachts schlecht und wachte verschwitzt auf. Dann sah sie Keliis Abschiedsblick vor sich, seine liebenden Augen, als er auf das Schiff in die Verbannung stieg. Es war alles ihre Schuld, denn ohne ihre Mutter wäre er jetzt noch der Dorfchef. Mutter Marianne hatte Elisas Weg als ein Gottesgeschenk bezeichnet, doch sie war zutiefst verunsichert. Okelani wäre vielleicht von Anfang an die bessere Frau für Kelii gewesen. Wie tief die Liebe zwischen ihnen war, wollte sie gar nicht wissen. Sie schickte ihm ihre Gebete, doch wusste sie nicht, ob sie bei ihm ankamen. Als Kahuna war ihr verboten, zu ihm zu reisen, wenn Kelii sie nicht rief. Doch warum tat er es nicht?
    Auch Elisas Herz war geteilt, weil sie ihre Kinder und Schützlinge sehr liebte. Und dann gab es noch Johannes, der ebenfalls seinen Platz hatte. Ihre unstillbare Leidenschaft füreinander verlangte ihr viel ab. Aber war es Liebe? Wenn sie wählen müsste zwischen Kelii und Johannes, würde sie keinen Moment zögern. Kelii war ihr Mann.
    Vielleicht war Gottes Schöpfung ein einziges Chaos, dachte sie jetzt, so wie die Funken, die tänzerisch die Richtung wechselten, bevor sie erloschen. Natürlich würde sie Keliis Kind mit Okelani nehmen, doch sie hoffte auf einen Weg, der ihn endlich zu ihr zurückbringen würde.
    Amala kam zurück ans Feuer, legte sich ebenfalls auf den Rücken und sah mit Elisa in die Weite des Sternenhimmels. Eine Weile schwiegen sie, beide waren sie in Gedanken bei dem Paar auf der anderen Seite der Insel, das sein Kind weggeben musste. Der Mond war nur noch eine schmale Sichel, bald würde es Neumond sein. Da zeigte sich im Norden über dem Meer ein helles Licht am Himmel. Amala sah es zuerst.
    Â»Schau mal, eine hokulele, eine Sternschnuppe! Soll es so heißen, das Kind von meiner Okelani und von deinem Kelii?«
    Ohne Worte streckte Elisa ihre Hand aus, die Hand von Amala kam ihr bereits entgegen. Ihre Finger verschränkten sich in stillem Einverständnis, als die Sternschnuppe am Himmel verlosch.
    Drei Tage später setzte Elisa endlich ihren Fuß auf Kalaupapa. Das Fischerboot ihres Nachbarn hatte sie gebracht, und nachdem sie den Zettel der Oberin gezeigt hatte, durfte sie den winzigen Hafen verlassen.
    Die Leprakolonie war geordnet und sauber, es gab kleine Holzhäuser für die Paare, größere Heime für junge Frauen und junge Männer sowie wieder andere Behausungen für die Älteren. Dazu noch die verschiedenen Krankenstationen. Auch Geschäfte und eine weiße Holzkirche, hinter der ein kleines Pfarrhaus stand, entdeckte sie. Auf den ersten Blick fast schon ein

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