Insel der schwarzen Perlen
Paar blieb allerdings nicht zusammen â¦Â«
»Aber was ist mit Namen oder weiterer Verwandtschaft?«
»Ich forsche danach, das hat auch mein Vater schon vor vielen Jahren getan. Bevor ich geboren wurde, verbrachte er mehrere Monate auf der Insel, um herauszufinden, wer seine Verwandten hier sind. Doch es war ergebnislos ⦠Er ist ein Besatzungskind, es gab nie eine Ehe ⦠es ist eher traurig.«
Leilani nickte. Noch immer hatte sie sich nicht gesetzt. Zögernd begann sie zu sprechen.
»Es ist gut, dass ich heute zu dir gekommen bin. Keanu will unbedingt, dass wir uns kennenlernen. Er fühlt sich zerrissen ⦠Männer!«
Leilani lachte leise, dann schüttelte sie ihr schwarzes Haar, das schwer und seidig über ihre Schultern fiel.
»Warum hat er uns nicht einfach einmal zusammen zum Essen eingeladen? Aber das hat er sich dann wohl doch nicht getraut â¦Â«
Lachend gurrte sie Worte über Männer und ihr notorisch schlechtes Gewissen. Sie seien oft Opfer ihrer Gefühle und wüssten nicht, warum sie welche Entscheidungen träfen. Wieder ein Gurren, danach ein glockenhelles Lachen, begleitet von einem Augenaufschlag, der bei Männern ganz sicher Wirkung zeigte.
»Bei euch beiden war es in Nizza wohl Liebe auf den ersten Blick ⦠Dagegen kann man ja bekanntlich nichts tun. Und wenn dann noch so schnell ein Kind unterwegs ist ⦠Da kann ich dir jetzt nur noch meine Freundschaft und Hilfe anbieten. Ich meine, wenn ich mir das umgekehrt vorstelle, ich verliebe mich in einen Deutschen und muss in München klarkommen, ohne meine Familie, ohne Freunde. Was für ein Horror â¦Â«
Das Wasser kochte. Maja bereitete den Tee zu und hörte der schönen Frau mit der kultivierten englischen Aussprache zu. Keine Spur von Pidgin, sondern das Englisch einer Eliteausbildung. Keanu hatte ihr damals erzählt, dass seine Zukünftige groÃe berufliche Pläne hatte.
Bei Leilani stimmte einfach alles, wie Maja feststellen musste. Von der perfekten zierlichen Figur über die lässigen Markenklamotten und die sorgfältig lackierten Fingernägel bis hin zu ihrem verführerischen Lachen, das in ihrer Hütte allerdings merkwürdig deplatziert wirkte.
»Ich empfinde es nicht als Horror ⦠Ich komme gut zurecht ⦠Ich bin ein groÃes Mädchen, weiÃt du ⦠und meine Familie und Freunde sind sozusagen immer bei mir.«
Maja zeigte auf den Computer, der jetzt noch auf dem Bett lag, weil sie vorhin versucht hatte, Ina per Skype zu erreichen.
»Wirklich? Da hörte ich von Keanu aber etwas anderes. Es ist ja auch nur natürlich, dass du dich bei uns erst eingewöhnen musst. Einige Leute, die denken, bei uns das Paradies zu finden, ziehen bald wieder fort. Unsere Inseln sind nicht immer einladend gegenüber ⦠Fremden.«
Maja zuckte bei dem Wort Fremde zusammen. Genau das war ihr Leben lang ein Kummer gewesen, ihr fremdes Aussehen, das ohne Geschichte war. Mit einem Zug leerte sie ihr Wasserglas und stellte es laut auf dem Tisch ab.
»Hat Keanu dir gesagt, dass ich Hilfe brauche?«
»Nein, er hat es anders formuliert. Er sagte, dass es nett wäre, wenn du hier eine Freundin hättest. Er würde sich dann weniger Sorgen machen â¦Â«
Leilani leerte ebenfalls ihr Wasserglas und stellte es ab.
»Männer sind so. Sie mögen ihr Leben lieber unkompliziert. Das kann ich verstehen, denn schlieÃlich hat er zu uns beiden eine Beziehung.«
Während Maja das volle Ausmaà seiner Feigheit begriff, versuchte sie möglichst gelassen zu bleiben. Keinesfalls wollte sie den Eindruck erwecken, ein hilfloses Mäuschen zu sein. Aber in ihr tobte ein Orkan. Die Frauen sollten also untereinander klären, was er nicht klarstellen wollte oder aber konnte, weil ihm schlicht und ergreifend der Mut dazu fehlte. Aber so wie Maja die Situation im Moment einschätzte, bedeutete Leilanis Auftauchen, dass ihre Befürchtung sich bewahrheitet hatte. Keanu hatte immer noch eine Beziehung mit seiner Ex, wahrscheinlich hatten sie auch Sex. Maja musste hart schlucken. Doch dann beschloss sie, reinen Tisch zu machen, hier und jetzt. Sie brauchte die Wahrheit, selbst wenn sie bisweilen höllisch wehtat.
»Warum bist du wirklich gekommen?«
Maja hielt instinktiv ihre Hand schützend über ihr Baby.
»Hat Keanu dich wirklich zu mir geschickt?«
»Na ja, er hat davon gesprochen, dass du
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