Insel der schwarzen Perlen
war. Ãbersetzt bedeutete das so viel wie menschlicher Abschaum, ein Krimineller.
Doch je mehr Maja versuchte, über seine verrückte Mutter und die Verbindung zu Elisa Vogel herauszubekommen, desto nebulöser wurden die Antworten der Schwestern.
»Schlechte Energie. Nicht an ihn denken â¦Â«
»Verdammt!«
Kaum war Majas Wagen angefahren, um nun ihrerseits auf die holprige StraÃe zu fahren, rutschte sie zur Seite. Der Unterboden schrammte laut über einen hervorstehenden Stein, es war eine waghalsige Schlitterpartie. Ein weiterer harter Schlag auf Metall, ihre Karosserie setzte noch ein, zwei Mal auf, dann erst schaffte sie es auf sichereres Terrain.
Auf dem Plateau angekommen verlangsamte sie ihr Tempo. Wie eine Schnecke kroch sie durch den Regen, verhöhnt vom Quietschen der Wischer. Ihre Anspannung übertrug sich auf ungute Weise auf ihre Fahrkünste, wie sie feststellen musste.
Maja seufzte, als sie eine glitschige Kurve so langsam wie möglich nahm, um den Wagen dann erneut zum Stehen zu bringen. Jetzt war wieder der Gegenverkehr dran.
Der Regen kam wie aus Eimern. In ihrer Hütte wartete ohnehin niemand auf sie, und eigentlich hatte sie alle Zeit der Welt zum Nachdenken. Ein paar Dinge sollte sie vielleicht ändern, wenn sie auf Kauai mit Keanu und ihrem Kind auf Dauer leben wollte. Das hatte ihr Vater ihr gestern geraten, als sie beide Zeit fürs Skypen hatten. Niemand auf der Welt kannte Maja so gut wie er. Sie war ein ausgesprochenes Papakind und erinnerte sich jetzt an seine Worte.
»Stursein alleine reicht nicht, Maja. Keanu muss das Haus auf Applerock genauso sehr wollen wie du ⦠Und er muss auch dich wollen, euer gemeinsames Leben an diesem Ort, der sehr weit auÃerhalb liegt ⦠Hatte er nicht mit seiner Verlobten ein Leben in Honolulu geplant?«
»Meinst du, das ist es? Ich meine, er ist so wenig bei mir. Ich gebe mir Mühe, aber es ist natürlich jetzt alles anders ⦠Die Baustelle ⦠Dann bin ich oft müde. Mein Bauch wird immer dicker ⦠Ich fühle mich gar nicht mehr sexy, eher wie ein Nilpferd ⦠Dann bin ich oft gereizt und schlecht gelaunt, dann eher Nashorn als Nilpferdâ¦Â«
Ihr Vater hatte gelacht. »Es ist eine neue Situation für Keanu. Zum liebevollen Mann und auch zum Vater wird man nicht geboren ⦠Gib ihm Zeit, in eure Liebe hineinzuwachsen â¦Â«
Maja hatte so getan, als hätte sie wieder mehr Zuversicht, damit sich ihr Paps keine Sorgen machte, doch in Wahrheit war sie verunsichert.
Bei ihrem letzten Telefonat mit Keanu ging es nur noch um den Haifischmann. Nicht ein zärtliches Wort hatte er zum Abschied für sie, und er stellte nicht eine einzige Frage nach ihrem Baby, obwohl sie einen Vorsorgetermin hatte â¦
Hatte seine Stimme nicht auch anders als sonst geklungen?
Nie hatte Maja gedacht, dass sie so tief sinken würde, aber als er das Gespräch beenden wollte, musste sie ihm noch die peinlichste Frage der Welt stellen.
»Liebst du mich überhaupt noch �«
Schon als sie seinen veränderten Tonfall hörte, wusste sie, dass sie einen schweren Fehler gemacht hatte. Statt ihre Frage zu beantworten, wimmelte er sie kurz angebunden ab.
»Tut mir leid, ipo, ich muss los ⦠wir sprechen, wenn ich bei dir bin, ja?«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, hatte er das Gespräch beendet, und sie hatte sich seitdem nicht getraut, ihn noch einmal zu stören.
Doch inzwischen war Maja beunruhigt. Seit gestern Abend hatte Keanu nichts mehr von sich hören lassen und reagierte nicht auf ihre SMS .
Auf seinem üblichen Flug von Honolulu nach Kauai war er nicht. Maja fuhr umsonst im Regen zum Flughafen. Sein Motorrad stand einsam auf dem Parkplatz. Sie hatte bei Island Air nachgefragt, doch die hatten keine Reservierung unter seinem Namen. Jetzt wurde es bereits dunkel. Bald wurde die StraÃe gesperrt.
»Noch zwei Stunden, dann ist die StraÃe für die Nacht zu, Lady. Besser vielleicht bei Freunden übernachten â¦?«
Man sah Maja die Schwangerschaft an, und der nette Familienvater aus Hanalei war für ihre StraÃe zuständig. Maja und Keanu mussten fast bis zum Einstieg in den Na-Pali-Wanderpfad fahren, um zum Applerock zu kommen. Ein paar Hundert Meter weiter hörte die StraÃe an den schroffen Klippen auf.
»Es wäre klüger, für ein paar Tage nach Hanalei zu ziehen, wirklich. Diese Schlammlawinen sind nicht ganz
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