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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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verstehen?
    Majas Computer gab ein Signal von sich. Sie hatte zwei neue Nachrichten von ihrem Vater. Schnell gab sie den Reis in das kochende Wasser, drehte die Flamme herunter und verschloss den Topf mit dem Deckel. Dann setzte sie sich an den Esstisch, an dem seit ihrem Einzug ihr Laptop seinen vorübergehenden Platz gefunden hatte. Sie überflog seine Worte. In München war es fast drei Uhr morgens, und ihr Vater war noch wach.
    Meine liebe Maja,
    ich fliege vielleicht eine Woche früher, denn ich muss dringend noch nach Honolulu zum Notar. Im Zusammenhang mit deinem Grundstück sind neue Dokumente aufgetaucht, es gibt einen weiteren Erbschaftsanwärter. 
Er behauptet, ebenfalls ein Sohn meines Vaters zu sein, doch noch fehlen die entsprechenden Urkunden. Mach dir also bitte keine Sorgen.
    Es könnte allerdings sein, dass der Kollege in Honolulu etwas über die Mutter meines Vaters, also meine Großmutter, in Erfahrung gebracht hat. Ich lege dir hier einige Unterlagen bei, auch Fotos. Könnte die Frau auf dem einen Foto Elisa sein? Und – ist dir bei deinen Recherchen ein deutsches Kampfschiff namens Geier begegnet?
    Maja dachte nach. Die Spur von Elisa und ihren Kindern verlor sich zu Anfang des Ersten Weltkriegs. Als letzter Wohnort, der durch Briefwechsel bestätigt war, galt bisher Washington Place in Honolulu. Dort zog Elisa im Jahr 1905 mit Kind und Kegel ein. Sie las den Brief ihres Vaters weiter.
    Wegen dringender Reparaturarbeiten lag die Geier ab dem Jahr 1914 im Hafen von Honolulu. Sie wurde beim Auslaufen von dem japanischen Kampfschiff »Nizen« bedroht, das sich in der Hafeneinfahrt positioniert hatte, und kehrte wieder um. Die Mannschaft blieb also länger in Honolulu.
    Die Geier wurde im Jahr 1917 im Hafen beschlagnahmt, die deutsche Besatzung wanderte ins Militärgefängnis. Jetzt wird es interessant: Es existiert aus dieser Zeit ein Entschuldigungsbrief vom Kapitän der Geier. Einer seiner Männer, ein junger Offizier, hätte ein hawaiisches Mädchen aus guter Familie geschwängert. Nachname: Vogel.
    Eine Ehe kam nicht zustande, da der Offizier bereits Frau und Kind in Hamburg hatte, der Familie aus Honolulu wurde ein Abfindungsgeld bezahlt.
    Nun frage ich Dich: Könnte diese Frau unser Bindeglied zu Elisa Vogel sein …?
    Alte Fotos aus der Zeit des Ersten Weltkriegs hatte er ihr als Anhang im Computer mitgeschickt. Es waren Schwarz-Weiß-Fotos der Geier, eines zeigte das relativ kleine Schiff qualmend im Hafen von Honolulu. Die Mannschaft hatte es in Brand gesteckt, damit die Amerikaner es nicht mehr nutzen konnten.
    Als Nächstes studierte sie die kaum leserliche Kopie eines deutschen Briefes, geschrieben in verblasster Sütterlinschrift. Das musste der Brief des Kapitäns der Geier sein. Er war adressiert an ein Fräulein Vogel am Washington Place. Es war von einer Tochter die Rede, also war der Brief wahrscheinlich an Elisa adressiert.
    Auch einen Link zu einem Zeitungsartikel aus einer norddeutschen Regionalzeitung hatte ihr Vater mitgeschickt. Thema waren die deutschen Schiffe im Hafen von Honolulu während des Ersten Weltkriegs. Sehr langatmig. Maja überflog ihn lediglich.
    Das letzte Foto war gut erhalten. Sie erkannte den Leuchtturm von Kilauea auf Kauai, er war von ihrem Haus etwa eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Keanu und sie waren im Frühling öfter dort gewesen, um vorbeiziehende Wale zu beobachten.
    Neben einer Menschenansammlung, die einem altmodischen Doppeldeckerflugzeug im Anflug zusah, standen zwei Frauen mit einem altmodischen Kinderwagen. Maja erkannte Elisa sofort. Sie trug westliche Kleidung und war auf dem Foto mittleren Alters. Auf dem Rand stand mit weißer Tinte die Zahl 1917, aber auch ein einziges deutsches Wort: Großmama!
    Stolz blickte Elisa auf den Foto in die Kamera. Zusammen mit einer jüngeren Frau mit exotischen Gesichtszügen hielt sie den Kinderwagen. Wer diese Aufnahme wohl gemacht hatte? War es wieder Johannes? Oder Kelii? Und wer war die junge Frau? War es Emma Vogel? Oder Ulani?
    Maja recherchierte noch eine Weile, indem sie verschiedene Namen ins Internet eingab, zum Bespiel Emma Vogel und ihren Zwillingsbruder Gerd. Ohne Ergebnis.
    Maja ertappte sich dabei, wie sie im Kopf schon ihren Anteil hawaiischen Blutes errechnete, wäre das Baby in dem Kinderwagen wirklich ihr leiblicher Großvater, der im Ersten Weltkrieg wiederum von einem deutschen Offizier

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