Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
mit ihr zu schlafen, wann es ihm gerade einfiel!
Der junge Grieche an der Rezeption beobachtete Chloe mit unverhohlener Bewunderung. Ihr Haar hatte die Farbe des feinen Sandes an den Stränden der Insel, und ihre Augen schimmerten so dunkel violettblau wie das Meer kurz vor Sonnenuntergang. Chloe sah auf und bemerkte, wie sein Blick kurz auf ihren vollen Brüsten verweilte, bevor sich der junge Mann abwandte. Sie presste die Lippen zusammen. Zum Teufel mit Derek! Zum Teufel mit allen Männern, vor allem mit...
Augenblicklich verbot sie sich, den Gedanken zu Ende zu führen. Auch die Zeit hatte die Wunden in ihrer Seele nicht heilen können, deshalb hatte Chloe eine undurchdringliche Mauer darum errichtet.
Sie entschied sich, Derek von der Rezeption aus anzurufen, um es kurz und schmerzlos zu machen. Warum hatte sie nicht auf ihre Wohnungsgenossin Hilary gehört? Hilary hatte sie gewarnt, dass Derek mit seinem Vorschlag bestimmt Hintergedanken verfolgen würde. Aber sie, Chloe, hatte Hilarys Warnungen in den Wind geschlagen - weil sie es einfach nicht hatte glauben wollen, wie ihr jetzt klar war. Ihre Arbeit in der Werbeagentur, in der Derek Buchhalter war, forderte sie sehr, so dass sie diesen Urlaub herbeigesehnt hatte. Andererseits hatte sie sich gescheut, allein wegzufahren, weil die Erfahrung sie gelehrt hatte, dass eine Frau allein oft von gewissen Männern als Freiwild betrachtet wurde. Kurz gesagt, sie hatte vor allem deshalb in Dereks Vorschlag eingewilligt, weil seine Begleitung ihr Schutz bot. Sie seien nur gute Freunde, hatte sie Hilary trotzig erklärt und das ungläubige Lachen der Freundin standhaft überhört.
Wenn Hilary nicht gerade mit der Vorbereitung ihrer Hochzeit beschäftigt gewesen wäre, wären die beiden Freundinnen vermutlich zusammen in Urlaub gefahren und das Problem wäre gar nicht entstanden. Mit dreiundzwanzig stellte Chloe allmählich fest, dass die Mehrheit ihrer Freundinnen inzwischen feste Beziehungen hatte, wohingegen sie ...
Ihre Hand zitterte, als sie Dereks Nummer wählte. Sie durfte diese Gedanken nicht zulassen! Das alles lag lange hinter ihr und durfte nicht wieder aufgewühlt werden.
Das Telefon läutete endlos, ohne dass jemand abnahm.
Schließlich legte Chloe verwundert auf. Ob Derek vielleicht trotz der frühen Stunde schon im Frühstücksraum war?
"Die Kyria ist besorgt? Stimmt etwas nicht?" erkundigte sich der junge Grieche freundlich.
Er war ein gut aussehender junger Mann, schlank und sonnengebräunt und hatte samtene dunkle Augen. Chloe lächelte ihn zögernd an. "Mr. Simpson scheint nicht in seinem Zimmer zu sein. Vermutlich ist er schon ohne mich zum Frühstück gegangen. Ich werde einmal nachsehen."
Doch zu ihrer Überraschung schüttelte der junge Mann energisch den Kopf. "Der Kyrios ist abgereist", informierte er Chloe. "Heute früh. Hier ist sein Schlüssel." Zum Beweis nahm er einen Schlüssel aus einem der Fächer hinter ihm und zeigte ihn Chloe.
Der Schlüssel trug tatsächlich Dereks Zimmernummer.
Trotzdem war Chloe sich sicher, dass der junge Mann sich geirrt haben musste. Derek war sicher nur spazieren gegangen. "Er kann unmöglich abgereist sein", beharrte sie. "Wir sind doch erst gestern angekommen. Vielleicht haben Sie ihn missverstanden."
"Auf keinen Fall." Der junge Grieche blieb standhaft. "Er kam ganz früh herunter und bat um die Dokumente, die er im Hotelsafe deponiert hatte. Ich gab sie ihm, und er fragte mich, wann das Schiff nach Piräus ablegt. Als ich es ihm sagte, bat er mich, sein Gepäck aus seinem Zimmer holen zu lassen."
Panik befiel Chloe. Würde Derek ihr das wegen dieses dummen Streits wirklich antun? Unmöglich! Das passte nicht zu ihm. Oder? Wie gut kannte sie ihn überhaupt? Obwohl sie, Chloe, für ihren Teil des Urlaubs selbst bezahlt hatte, hatte er schließlich auch erwartet, dass sie mit ihm ins Bett ging, nur weil sie den Urlaub gemeinsam verbrachten - und hatte dann den ganzen ersten Abend geschmollt, nur weil sie sich geweigert hatte. Aber würde er deswegen auf seinen Urlaub verzichten?
Mach dich nicht verrückt! ermahnte sich Chloe. Sicher gab es eine ganz einfache Erklärung für alles. Derek durfte nicht abgereist sein - schon allein, weil sich in dem Umschlag, den er in dem Hotelsafe deponiert hatte, auch ihr Pass und ihre Reiseschecks befunden hatten. Chloe wagte sich gar nicht vorzustellen, was Dereks Abreise für sie bedeuten würde.
Der junge Mann an der Rezeption hatte besorgt Chloes bleiches
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