Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
Gesicht bemerkt und war kurz in einem Büro verschwunden, um mit einem untersetzten Herrn mittleren Alters zurückzukehren.
"Ich bin der Hotelmanager, Kyria", wandte der Mann sich freundlich an Chloe. "Wie Stephanos mir sagt, sind Sie besorgt wegen der vorzeitigen Abreise Ihres Freundes?"
"Er ist also wirklich abgereist?" fragte Chloe heiser und ließ sieh von dem Manager durch das von Hotelgästen bevölkerte Foyer in ein kleines, luxuriös eingerichtetes Privatbüro führen.
"Ich stelle zu meinem Bedauern fest, dass es so ist." Der Manager betrachtete sie forschend. "Nehmen Sie doch bitte Platz, Kyria. Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Die Hitze bei uns macht vielen zu schaffen, die sie nicht gewöhnt sind. Haben Sie schon gefrühstückt?"
"Hat er nichts für mich hinterlassen? Eine Nachricht? Einen Umschlag?" fragte Chloe drängend, wobei sie jedoch keine große Hoffnung hegte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Derek aus der gleichen Boshaftigkeit und gekränkten Eitelkeit heraus, die ihn veranlasst hatten abzureisen, auch ihren Pass und ihre Reiseschecks mitgenommen hatte.
"Wenn Sie mich kurz entschuldigen, werde ich mich erkundigen" , sagte der Manager höflich.
Als er fort war, sah Chloe sich ein wenig genauer in dem Büro um. Es war ebenso elegant wie exklusiv eingerichtet, und sie fragte sich verwirrt, warum es sie mit einer seltsamen Angst und Beklommenheit erfüllte, als würde etwas Bedrohliches davon ausgehen.
In dem Moment, als der Manager in das Büro zurückkehrte, wusste Chloe, dass Derek nichts für sie hinterlassen hatte.
Schlagartig wurde ihr ihre verzweifelte Situation bewusst. Bis auf etwas Wechselgeld im Portemonnaie stand sie ohne Geld und - was noch viel schlimmer war - ohne Pass da. Warum hatte sie auch so vertrauensselig Derek ihren Pass und ihre Reiseschecks anvertraut, damit er sie im Hotelsafe deponierte?
Chloe blickte auf ihre Hände im Schoß, unwillkürlich tastete sie mit der rechten Hand nach ihrem linken Ringfinger. Eine unbewusste Geste, die ihr noch vertraut war aus den ersten Monaten nach dem Scheitern ihrer Ehe, als der Schmerz noch frisch war und ein heller Streifen am Ringfinger noch verraten hatte, dass sie einmal einen Ehering getragen hatte. Der goldene Ring, Zeichen eines unauflöslichen Bundes zwischen zwei Liebenden - so hatte sie jedenfalls an dem Tag, an dem er ihr angesteckt worden war, als naive Romantikerin geglaubt.
Sie hätte ihre Lektion eigentlich gelernt haben müssen. Man konnte keinem Mann trauen. Nun hatte sie die Quittung für ihre Dummheit erhalten - sie war allein auf einer griechischen Insel mit ungefähr zehn Pfund in der Tasche und ohne Pass. Was konnte sie unter diesen Umständen tun? Sich an das britische Konsulat wenden? Sie verwarf den Gedanken sofort. Thos konnte nicht einmal ein Touristenbüro vorweisen, geschweige denn einen britischen Konsul.
Chloe hielt es für das Vernünftigste, sich zunächst einmal dem Hotelmanager anzuvertrauen. Dabei versuchte sie, den Grund für Dereks plötzliche Abreise mit ihrem Pass und ihrem Geld, so gut es ging, zu verschleiern, doch ein Aufblitzen in den Augen den Managers verriet ihr, dass er sich seinen eigenen Reim darauf machte.
"Der Kyrios war nicht mit Ihnen verlobt?" fragte er höflich.
"Ich meine, zwischen Ihnen ..."
"Er war nur ein Freund", fiel Chloe ihm scharf ins Wort. "Ein ziemlich schlechter Freund, wie es sich herausgestellt hat!"
"Ein schlechter Freund ist gefährlicher als tausend Feinde", bemerkte der Manager weise. "Nun, obwohl Sie Thos vermutlich auch ohne Pass verlassen könnten, würden die Behörden in Athen Sie wahrscheinlich nicht aus dem Land lassen. Ich werde mit unserer Zentrale in Athen telefonieren und fragen, was zu tun ist. Inzwischen können Sie ja schon einmal ein Formular ausfüllen - für die Behörden, wie Sie sicher verstehen."
Das Formular, das der Manager ihr vorlegte, bevor er sich zum Telefonieren zurückzog, war lang, und die Fragen waren unglaublich detailliert. Chloe schickte sich ins Unvermeidliche und zögerte nur bei der Rubrik "Ehestand". Schließlich schrieb sie seufzend "getrennt lebend" hin und faltete das Formular hastig zusammen.
Als der Manager zurückkehrte, schlug er ihr vor, doch erst einmal frühstücken zu gehen, aber Chloe war jeglicher Appetit vergangen. Sie zog es vor, wieder an den Strand zurückzugehen, wobei sie einen großen Bogen um die fröhlichen Hotelgäste machte, die sich bereits an dem riesigen, luxuriösen Swimmingpool
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