Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
haben. Doch seine nächsten Worte waren nicht mehr misszuverstehen. "Ich will dich, weil du meine Frau bist. Kein Grieche lässt ungestraft zu, dass seine Frau ihn verlässt. Und ich denke, für dich wird es die größte Strafe sein, in die Rolle zurückzukehren, die du so überstürzt - und öffentlich - aufgegeben hast."
Chloe erblasste und wollte fort, aber es war zu spät. Leon packte sie beim Handgelenk und riss sie in die Arme. Sie spürte die Wut, die in ihm brodelte.
"Du kleines Miststück, du weißt wirklich, wo du einen Mann treffen kannst, nicht wahr? Aber du wirst dafür bezahlen, Chloe.
Du hättest besser nicht vergessen, dass ich Grieche bin - und Griechen vergessen oder verzeihen niemals eine Beleidigung."
"Ich werde nicht zu dir zurückkommen!" stieß sie verzweifelt aus. "Auf keinen Fall!"
Leon lächelte spöttisch. "O doch, das wirst du", sagte er drohend. "Und nicht nur das, du wirst mir auch einen Sohn schenken als Entschädigung für den, den du so bedenkenlos umgebracht hast!"
Chloe hörte noch ihren eigenen entsetzten Aufschrei, dann war ihr, als würde sich vor ihr ein Abgrund auftun, und sie stürzte in ein tiefes, bodenloses Dunkel.
2. KAPITEL
"Madame ist müde und darf nicht gestört werden."
Es dauerte einen Moment, bevor Chloe die Stimme mit dem leichten Akzent erkannte. Zuerst glaubte sie sich wieder in Paris, wo sie als junges Mädchen gelebt hatte, aber dann wich die Benommenheit des Schlafs von ihr, und sie wusste wieder genau, wo sie war.
Sofort setzte sie sich kerzengerade auf. Das riesige Doppelbett, indem sie sich befand, stand inmitten eines Raumes, in dem ihre kleine Londoner Wohnung zwei Mal Platz gehabt hätte. Das Zimmer war in sanften Grün-und Silbertönen dekoriert. Die Farben einer Meeresnymphe, dachte Chloe unwillkürlich und wurde blass, als sie sich erinnerte, woher sie diesen Vergleich hatte. Leon hatte ihn benutzt, um ein Abendkleid zu beschreiben, dass er ihr in ihren Flitterwochen in St. Tropez gekauft hatte. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Als sie sie wieder öffnete, blickte sie in das besorgte Gesicht einer rundlichen Frau, die an das Bett herangetreten war.
"Der Herr hat ausdrücklich angewiesen, die Kyria schlafen zu lassen, Gina", tadelte sie ein junges Mädchen, das mit dem Frühstückstablett in Händen hinter ihr stand. "Du hast Madame mit deinem Krach aufgeweckt!"
Das Mädchen schien jeden Moment in Tränen ausbrechen zu wollen. Chloe schüttelte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab.
"Nein, nein, schon gut. Lassen Sie das Tablett einfach hier."
Sobald sie wieder allein war, stürmte die Erinnerung an die Ereignisse des gestrigen Abends auf sie ein. Schaudernd rief sie sich Leons eisigen Gesichtsausdruck ins Gedächtnis, als er ihr erklärt hatte, er wolle Rache dafür, dass sie ihn öffentlich gedemütigt hatte, indem sie ihn verlassen hatte - und nicht nur das! Er hatte tatsächlich von ihr verlangt, sie solle ihm einen Sohn schenken - als Entschädigung für das werdende Leben, dass sie zerstört habe, wie er gesagt hatte.
Zitternd schob Chloe das Tablett beiseite, stand auf und ging zu dem großen Fenster. Das werdende Leben, das sie zerstört hatte! Glaubte Leon wirklich, er könnte sie immer noch täuschen? Und warum hatte er sich plötzlich anders besonnen?
"Chloe?"
Erschrocken fuhr sie herum. Sie hatte Leon nicht hereinkommen hören. Sie wäre ihm lieber nicht so
gegenübergetreten - in einem hauchdünnen Nachthemd und bleich vor Entsetzen. Leon dagegen wirkte kühl und gelassen in einem eleganten dunklen Anzug, das schwarze Haar noch feucht, als hätte er erst kurz zuvor geduscht. Gefährliche, erregende Bilder tauchten vor ihr auf aus der Anfangszeit ihrer Ehe, als sie und Leon oft zusammen geduscht hatten. Bilder von atemberaubender Sinnlichkeit. In aufwallender Panik wandte sie sich ihm flehentlich zu.
"Lass mich gehen, Leon! Du kannst mich unmöglich lange hier festhalten. Warum tust du das überhaupt? Ich sehe keinen Sinn darin."
"Wirklich nicht? Dann musst du sehr schwer von Begriff sein. Ich dachte, ich hätte mich gestern Abend deutlich genug ausgedrückt." Er bemerkte, wie sie verstohlen zu dem großen Bett blickte, und lachte spöttisch. "Die letzte Nacht habe ich dir noch als Atempause gegönnt. Außerdem möchte ich ganz sicher sein, dass du weißt, was mit dir geschieht, wenn ich dich in meine Arme nehme. Du wirst dich mir nicht durch eine Ohnmacht entziehen wie die Heldin aus irgendeinem
Weitere Kostenlose Bücher