Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
T-Shirt, das sich um seine breite Brust spannte, und den verwaschenen Jeans, die seine schmalen Hüften betonten.
»Ich verstehe, warum du eigentlich keine Porträts machst.«
Blinzelnd richtete sie sich auf. »Was?«
»Dein Modell würde ins Koma fallen, bis du soweit bist.« Lächelnd streckte er die Hand aus und winkte sie zu sich. »Komm schon, Jo, es muß doch schließlich nicht immer Kunst sein.«
»O doch, es muß immer Kunst sein«, korrigierte sie ihn. Sie wartete noch einen Augenblick, stellte dann die Zeitschaltuhr ein und lief zu ihm hinüber. »Zehn Sekunden. Hey!«
Er hatte die Arme um ihre Taille geschlungen, sie vor sich geschoben und das Kinn auf ihre Schulter gelegt. »Ich mag diese Stellung. Und jetzt entspannen und lächeln.«
Sie entspannte sich und lächelte, während der Auslöser klickte. Als sie sich wieder bewegte, fuhr er ihr durchs Haar.
»Ich mag diese Stellung immer noch.« Er drehte sie zu sich, schlang seine Arme um sie und senkte seinen Mund auf ihren hinunter. »Und diese noch mehr.«
»Ich muß erst meine Ausrüstung wegpacken.«
»Okay.« Er gab ihren Mund frei und ließ seine Lippen an ihrem Hals hinabgleiten.
»Ich – das Licht hat sich verändert. Es ist jetzt nicht mehr gut.« Als ihre Knie zu zittern begannen, wandte sie sich ab. »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.«
»Schon gut. Es hat mir Spaß gemacht, dir bei der Arbeit zuzusehen. Ich helfe dir, das Zeug wegzuräumen.«
»Nein, nicht nötig, ich mach’ das schon. Ich werde nervös, wenn jemand an meiner Ausrüstung rumfummelt.«
»Dann mache ich den Wein auf.«
»Ja, gute Idee.« Sie schraubte die Kamera vom Stativ und verstaute sie sorgfältig. »Lexy hat gesagt, sie sei heute morgen bei dir gewesen.«
»Was?«
»Sie sagt, sie sei an deinem Cottage vorbeigekommen.« Jo hielt den Blick auf ihre Ausrüstung gerichtet – sie verfluchte sich bereits, daß sie nun doch damit angefangen hatte.
Nathan räusperte sich. Plötzlich hatte ihn ein unbändiges Verlangen nach einem Glas Wein überfallen. »Ja, stimmt. Sie war kurz da. Warum?«
»Nur so.« Jo klappte das Stativ zusammen. »Sie hat erzählt, du hättest ihr Pläne gezeigt, an denen du gerade arbeitest.«
Vielleicht hatte er Lexy ja doch unterschätzt. Er goß die beiden Gläser bis zum Rand voll Wein. »Ja, der Mexiko-Auftrag. Ich habe an einigen Details gefeilt, als sie … reinschneite.«
Jo trug ihre Ausrüstung zu ihm hinüber und stellte sie am Rand der Decke ab, die er inzwischen ausgebreitet hatte. »Kann es sein, daß du ein bißchen nervös bist, Nathan?«
»Nein, nur hungrig.« Er reichte ihr das Weinglas, nahm selbst einen großen Schluck und wühlte dann im Picknickkorb. »Was gibt’s denn Leckeres?«
»Ist was mit Lexy passiert?«
»Was passiert? Mit Lexy?« Nathan zog eine Lunch-Box mit kaltem Grillhühnchen hervor. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
Angesichts seines allzu unschuldigen Blicks verengten sich ihre Augen. »Ach nein, wirklich nicht?«
»Was denkst du eigentlich?« Wenn du dich nicht verteidigen willst, beschloß er, greif an. »Glaubst du allen Ernstes, ich hätte mit deiner Schwester …?« Er klang ernstlich gekränkt.
»Sie ist eine schöne Frau.« Jo setzte schwungvoll eine Schüssel Obstsalat auf die Decke.
»Stimmt auffallend. Und das bedeutet natürlich, daß ich sie bei der erstbesten Gelegenheit bespringe. Wofür hältst du mich eigentlich?« Die Empörung in seiner Stimme war größtenteils echt – und, wie er fand, auch absolut gerechtfertigt. »Die eine Schwester verführe ich am Vormittag, die andere am Nachmittag? Vielleicht schaffe ich ja heute abend noch deine Tante Kate, dann hab’ ich die ganze Familie durch.«
»Ich habe nicht – ich wollte bloß wissen …«
»Was genau wolltest du wissen?«
»Ich …« Seine Augen funkelten sie an. Jo erschrak zunächst ein wenig, dann kam sie sich blöd vor. »Nichts, tut mir leid. Ich bin ihr auf den Leim gegangen.« Wütend auf sich selbst fuhr sich Jo mit der Hand durchs Haar. »Ich hätte wissen müssen, daß sie mich nur auf die Palme bringen wollte. Sie wußte ganz genau, daß ich heute mit dir verabredet war und daß wir uns ab und zu treffen. Sie wollte einfach nur sticheln.«
Sie schnaubte verächtlich auf und ärgerte sich immer mehr, daß sie nicht den Mund gehalten hatte. »Ich wollte eigentlich gar nichts sagen«, fuhr sie fort, als Nathan immer noch schwieg. »Ich weiß nicht, warum ich’s doch getan habe.«
Er
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