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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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allmählich langweilt. Oder unachtsam wird. Schau hier. Bei der Strandaufnahme hätte er einen Gelbfilter verwenden müssen, weil das Licht zu stark ist. Aber er hat’s nicht getan. Ein so grober Fehler ist ihm bis dahin noch nicht unterlaufen.«
    Hastig zog sie Fotos aus dem anderen Umschlag. »Hier ist eine Strandaufnahme von Hatteras. Gleicher Winkel, aber er hat einen Gelbfilter benutzt. Er hat sich Zeit genommen. Der Sand, mein Haar im Wind, die Position der Möwe genau über
der Welle, die Konturen der Wolken. Ein schönes Foto. Kein Vergleich mit dem anderen.«
    »War Bobby mit auf Hatteras?«
    »Nein, ich war allein dort.«
    »Aber auf Hatteras ist es nicht so einsam wie auf Desire. Du hättest ihn leicht übersehen können. Vielleicht war er ja verkleidet.«
    »Verkleidet? Meinst du nicht, mir wäre jemand aufgefallen, der mit Groucho-Brille und einer komischen Nase rumläuft?«
    »Mit einem professionellen Make-up, einer Perücke und einer anderen Körpersprache würdest du mich nicht wiedererkennen, wenn ich vor dir stehe. Es ist nicht schwer, in eine andere Haut zu schlüpfen.« Sie lächelte. »Ich mach’ das die ganze Zeit. Es könnte jeder gewesen sein – gefärbte Haare, Hut, Sonnenbrille, Bart. Wir wissen nur, daß er dort war und daß er hier war.«
    Jo nickte langsam. »Und vielleicht ist er schon zurück.«
    »Ja.« Lexy legte beruhigend ihre Hand auf Jos. »Aber jetzt halten wir alle nach ihm Ausschau.«
    Jo betrachtete Lexys Hand, die auf ihrer ruhte. Sie war fest und warm. »Ich hätte es euch schon eher sagen sollen, euch allen. Aber ich wollte allein damit klarkommen.«
    »Das sind aber Neuigkeiten«, sagte Lexy leichthin. »Kate, Jo sagt gerade, daß sie allein damit klarkommen wollte. Erinnerst du dich noch an das kleine Mädchen, das alle zur Seite gestoßen und gesagt hat: ›Ich will es allein machen‹?«
    »Sehr geistreich«, murmelte Jo. »Ich habe dir auch nicht zugetraut, daß du für mich da wärst.«
    »Noch mehr Neuigkeiten.« Lexy hielt ihren Blick auf Jo gerichtet. »Hör dir das an, Kate. Jo hat mir nicht zugetraut, daß ich ein intelligenter Mensch mit ein wenig Mitgefühl bin. Aber immerhin ist sie da nicht die einzige.«
    »Ich hatte ganz vergessen, wie sarkastisch du sein kannst. Aber da du mit deinen Bemerkungen völlig recht hast, werde ich darauf verzichten, dich in diesem Punkt zu überbieten.«
    Ohne Lexys Antwort abzuwarten, verschränkte Jo ihre Finger mit Lexys. »Ich habe mich so geschämt. Die Scham über
meinen Zusammenbruch war fast größer als die Angst. Ich wollte auf keinen Fall, daß meine Familie davon erfährt.«
    Eine Welle der Zuneigung durchströmte Lexy. Aber auf ihrem Gesicht lag noch immer ein geziertes Lächeln. »Das ist doch dumm, Jo Ellen. Wir sind Südstaatler, und verrückte Familienmitglieder sind bei uns Helden, während sie bei den Yankees auf dem Speicher versteckt werden. Stimmt’s, Kate?«
    Kate warf ihrem jüngsten Küken einen halb amüsierten, halb stolzen Blick über die Schulter zu. »Allerdings, Lexy. Eine Südstaaten-Familie putzt ihre Verrückten heraus und stellt sie im Wohnzimmer neben dem besten Geschirr zur Schau.«
    Jo lachte auf, unbeschwert, wie sie erstaunt feststellte. »Ich bin aber nicht verrückt.«
    »Noch nicht.« Lexy versetzte ihr einen freundschaftlichen Puff. »Aber wenn du dich ein bißchen anstrengst, könntest du mit Urgroßoma Lida gleichziehen. Wenn ich mich recht erinnere, war sie es, die Tag und Nacht ihr bestes Kleid getragen und behauptet hat, Fred Astaire würde sie zum Tanzen abholen.«
    Wieder mußte Jo lachen. »Vielleicht finde ich nach dem Besuch bei der Polizei ja doch noch ein hübsches Abendkleid – für alle Fälle.«
    »Denk dran, Blau ist deine Farbe.« Und weil sie wußte, daß es ihr leichter fiel als Jo, umarmte Lexy ihre Schwester. »Ich wollte dir noch was sagen, Jo Ellen.«
    »Was denn?«
    »Willkommen zu Hause.«
     
    Beladen mit Tüten und Päckchen kamen sie erst kurz nach sechs zurück nach Sanctuary. Lexy hatte unter keinen Umständen auf den Einkaufsbummel verzichten wollen. Kate fragte sich noch immer, wie es Lexy geschafft hatte, sie in neunzig Minuten durch die Geschäfte der Stadt zu schleifen. Aber sie wußte die Antwort.
    Nach einer geschlagenen Stunde auf dem Polizeirevier mußten sie sich einfach auf andere Gedanken bringen.
    In Erwartung einer ordentlichen Gardinenpredigt von Brian betraten sie die Küche. Er musterte sie kurz von oben bis unten, und angesichts

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