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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der verräterischen Last brach auch schon das Donnerwetter über sie herein.
    »Na, das ist ja super! Ich habe sechs vollbesetzte Tische, komme mit dem Kochen kaum nach, und ihr drei geht in aller Ruhe einkaufen. Ich mußte Sissy Brodie zum Bedienen hierhertrommeln, und sie ist nun mal nicht die Hellste. Daddy macht die Drinks, und ich habe gerade zwei Hähnchenbrüste anbrennen lassen, weil diese dämliche Sissy einen Teller Fettuccine Alfredo auf Becky Fitzsimmons’ Schoß gekippt hat.«
    »Was? Da draußen sitzt Becky Fitzsimmons, und du läßt sie von Sissy bedienen?« Mit einem Stöhnen stellte Lexy ihre Tüten ab. »Bist du verrückt, Brian? Sissy und Becky sind Todfeindinnen, seitdem Jesse Pendleton mit beiden ein halbes Jahr lang geschlafen hat, ohne daß sie voneinander wußten. Sissy hat Wind davon bekommen und ist nach dem Ostergottesdienst vor der Kirche auf Becky losgegangen und hat sie eine nichtsnutzige krötengesichtige Hure genannt. Drei ausgewachsene Männer mußten sie voneinander trennen.«
    Genüßlich ließ Lexy die Szene Revue passieren. Dann löste sie ihr Haartuch und schüttelte ihre Mähne. »Ein Teller Fettuccine ist gar nichts. Du kannst von Glück reden, daß Sissy nicht mit einem deiner Messer auf Becky eingestochen hat.«
    Brian holte tief Luft. »Nimm den Bestellblock und schaff deinen Hintern hier raus. Du bist eh schon eine Stunde zu spät.«
    »Es ist meine Schuld, Brian«, begann Jo und wappnete sich innerlich gegen seine Attacke. »Ich hab’ Lexy gebraucht, und dann haben wir die Zeit vergessen.«
    »Ich kann mir leider nicht den Luxus erlauben, irgendwas zu vergessen. Außerdem stehst du mir im Weg, während du versuchst, deine verantwortungslose Schwester zu entschuldigen.« Er riß den Deckel von der Pfanne, in der er die Hähnchenbrust dünstete, und wendete das Fleisch. »Und du kannst dir deine beschwichtigenden Worte sparen«, sagte er zu Kate. »Ich hab’ keine Zeit, um mir Ausreden anzuhören.«
    »Es fällt mir nicht im Traum ein, dir welche anzubieten«, sagte Kate förmlich. »An jemanden, der in solch einem Ton
mit mir redet, verschwende ich ohnehin kein Wort.« Erhobenen Hauptes segelte sie aus der Küche in den Speisesaal, um Sam hinter der Bar zu unterstützen.
    »Es war meine Schuld«, begann Jo erneut. »Kate und Lexy …«
    »Gib dir keine Mühe.« Lexy winkte ab. »Er hört dir nicht zu – er weiß sowieso schon alles, was es zu wissen gibt.« Sie schnappte sich einen Bestellblock und rauschte aus der Küche.
    »Flatterhafte, egoistische Kuh«, murmelte Brian.
    »Sprich nicht so über sie. Sie ist nichts von alledem.«
    »Was ist denn jetzt los. Habt ihr euch plötzlich über den Kaufhauswühltischen wieder versöhnt? Frauen gehen zusammen Schuhe kaufen, und schon sind sie die dicksten Freundinnen.«
    »Du hältst nicht viel von Frauen, was? Aber Hilfe von Frauen ist genau das, was ich gebraucht habe. Und wenn wir ein bißchen später zurückgekommen sind, als es dir paßt, dann…«
    »Als es mir paßt?« Brian klatschte die Hähnchenbrust auf den Teller und drapierte mit wütend zusammengebissenen Zähnen die Beilagen drumherum. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er wegen einer Handvoll Frauen die Garnitur ruinierte. »Es geht hier nicht darum, was mir paßt. Es geht darum, den Laden hier ordentlich zu führen und den Ruf, den wir uns in fünfundzwanzig Jahren erarbeitet haben, nicht aufs Spiel zu setzen. Es geht darum, den zwanzig Gästen, die mit knurrenden Mägen da draußen im Speisesaal sitzen, nett und freundlich ihr Essen zu servieren. Es geht darum, daß man sein Wort hält.«
    »Okay, du bist zu Recht wütend, aber sei auf mich wütend. Die beiden sind meinetwegen mit rüber gekommen.«
    »Mach dir keine Sorgen.« Er füllte einen Korb mit frischem, dampfendem Maisgebäck. »Ich bin ziemlich wütend auf dich.«
    Ihr Blick wanderte über die dampfenden Töpfe auf dem Herd, über das schon geschnittene Gemüse auf dem Holzbrett. In der Spüle stapelte sich das schmutzige Geschirr, und Brian arbeitete mit seiner verletzten Hand ein wenig linkisch.
    »Kann ich dir irgendwie helfen? Ich könnte das Geschirr …«
    »Du kannst mir aus dem Weg gehen«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Darin bist du doch am besten, oder?«
    Sie akzeptierte den Hieb. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Sie verließ die Küche durch die Hintertür. Anders als in ihren Träumen war ihr Sanctuary nicht verschlossen geblieben. Aber der Weg dorthin war immer steinig und

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