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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich hoch. »Ich will dich nicht von deinem Spaziergang abhalten.«
    »Jo Ellen, wenn du mich weiter so abblitzen läßt, bekomme ich noch Komplexe.« Lächelnd hob er die Spiegelreflex-Kamera hoch, die um ihren Hals baumelte. »Dieses Modell habe ich auch.«
    »Ach ja?« Mit Rücksicht auf seinen Vater entschied sie, ihm die Kamera nicht aus der Hand zu nehmen. »Wie ich eben schon gesagt habe: Es wäre seltsam, wenn du kein Interesse an Fotografie hättest. War dein Vater enttäuscht, als du nicht in seine Fußstapfen getreten bist?«
    »Nein.« Nathan fuhr fort, die Nikon zu betrachten, und erinnerte sich, wie ihm sein Vater den Apparat erklärt hatte.
»Meine Eltern haben mich nie zu irgendwas gedrängt. Ich konnte immer tun, was ich wollte. Aber Kyle war Berufsfotograf.«
    »Ach, das wußte ich nicht.« Auch Kyle ist tot, fiel ihr plötzlich ein, und unwillkürlich berührte sie Nathans Hand. »Wenn es dir noch weh tut, müssen wir nicht darüber reden.«
    »Aber einfach ignorieren kann man es auch nicht.« Nathan zuckte die Achseln. »Kyle lebte in Europa – in Mailand, Paris, London. Er hat Modefotos gemacht.«
    »Das ist eine Kunst für sich.«
    »Ja. Und du fotografierst Flüsse.«
    »Unter anderem.«
    »Ich würde gern mehr von dir sehen.«
    »Warum?«
    »Weil Fotografieren, wie gesagt, mein Hobby ist.« Er ließ ihre Kamera los. »Und ich möchte viel Zeit damit verbringen, solange ich hier bin. Außerdem würde ich gerne deine Bilder sehen, weil sie ja … mit meinem Vater zu tun haben.«
    Jetzt hatte er sie. Von ihrem Gesicht konnte er fast ablesen, wie aus Ablehnung Zustimmung wurde. »Ich habe einige mitgebracht. Komm halt mal vorbei.«
    »Prima, wie wär’s jetzt gleich? Ich bin ohnehin auf dem Weg nach Sanctuary.«
    »Einverstanden, aber viel Zeit hab’ ich nicht. Im Haus gibt’s ’ne Menge zu tun.« Sie wollte sich nach ihrer Kameratasche bücken, aber er kam ihr zuvor.
    »Hier.«
    Während sie sich auf den Weg machten, zog Jo eine Pakkung Zigaretten aus ihrer Jackentasche und zündete sich eine an.
    Wenig später blies sie den Rauch aus und betrachtete ihn aus ihren zu schmalen Schlitzen verengten Augen. »Warum hat dich deine Frau verlassen?« fragte sie ihn unvermittelt.
    »Warum glaubst du, daß sie es war, die mich verlassen hat?«
    »Okay – warum hast du sie verlassen?«
    »Wir haben uns getrennt.« Er schob eine herabhängende Flechte aus dem Weg. »Haben uns auseinandergelebt. Willst
du herausfinden, was für ein Ehemann ich war, bevor ich dir ein Steak grillen darf?«
    »Nein.« Sie verzog die Lippen. »Aber gar keine schlechte Idee. Warum wechseln wir nicht einfach das Thema? Also, wie war deine erste Woche auf Desire?«
    Er blieb stehen, drehte sich um und blickte sie an. »Ist das nicht die Stelle, wo du damals ins Wasser gefallen bist?«
    »Nein. Die Stelle, an der du mich ins Wasser gestoßen hast, ist ein Stück flußabwärts. Und wenn du vorhast, es wieder zu tun, dann weißt du, was geschieht.«
    »Weißt du, einer der Gründe, weshalb ich zurück auf die Insel gekommen bin, ist der, daß ich mich noch einmal an die Tage und Nächte von damals erinnern möchte.« Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie trat einen Schritt zurück. »Bist du ganz sicher, daß es nicht doch hier war?«
    »Ja, ganz sicher.« Er trieb sie noch einen Schritt weiter ans Wasser. Sie versuchte, ihn mit der Hand abzuwehren, aber das Ergebnis war, daß sie dem Ufer noch näher kam. »Und ich bin mir auch ganz sicher, daß mir das nicht noch einmal passiert.«
    »Sei dir da nicht zu sicher.« Als sie auf dem schlüpfrigen Gras ins Rutschen geriet, hielt er sie fest und drückte sie an sich. »Hoppla.« Grinsend schlang er seine Arme um ihre Taille. »So schnell kann’s gehen.«
    Sie umfaßte seine Arme – nur für alle Fälle. »Jetzt langt’s aber.«
    »Ach komm schon, Vorfreude ist der halbe Spaß.«
    »Was?« Sie erstarrte zur Salzsäule. Ich liebe die Vorfreude. »Was hast du gesagt?«
    »Daß es nur ein Spaß ist. Hey.« Als sie plötzlich ins Straucheln geriet, zog er sie noch fester an sich. »Paß auf, oder wir nehmen gleich beide ein morgendliches Bad.«
    Es gelang ihm, sie vom Ufer wegzuziehen. Ihr Gesicht war totenblaß, und sie zitterte so stark, daß ihre Haut unter seinen Handflächen zu pulsieren schien.
    »Ganz ruhig«, murmelte er beschwichtigend. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Nein.« Ihre Angst verflog so schnell, wie sie gekommen war, und sie kam sich lächerlich

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