Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
interessant und emotional. Aber was ist mit dem Rest deines Lebens?«
    »Meine Arbeit ist der Rest meines Lebens.« Entschlossen stellte sie den Karton ins Regal zurück. »So, und jetzt habe ich noch einen anstrengenden Vormittag vor mir.«
    »Ich werde nicht mehr viel davon in Anspruch nehmen.« Aber anstatt zur Tür zu gehen, wandte er sich den zum Trocknen aufgehängten Abzügen zu. Plötzlich lachte er auf. »Du sagst, du hättest kein Interesse an Porträtfotografie, aber du triffst den Nagel auf den Kopf.«
    Mit finsterer Miene trat sie hinter ihn und sah, daß er die Campingplatz-Bilder betrachtete. »Das kann man wohl kaum Arbeit nennen, das ist …«
    »Großartig«, beendete er den Satz. »Witzig und doch liebevoll. Das ist die Ärztin mit dem Arm um deine Schwester. Und wer ist die Frau mit dem riesigen Lächeln?«
    »Ginny Pendleton«, murmelte Jo leicht amüsiert. Ginnys Lächeln war wirklich riesig. »Eine Freundin.«
    »Es sind alles Freundinnen – das sieht man sofort. Gegenseitige
Zuneigung, Frauen unter sich. Und man erkennt, daß die Fotografin auch dazugehört, selbst wenn sie auf dem Foto nicht zu sehen ist.«
    Jo war unangenehm berührt. »Wir waren betrunken, oder zumindest auf dem besten Wege.«
    »Macht doch nichts. In dieses Buch paßt es wahrscheinlich nicht, aber vielleicht in dein nächstes. Ein bißchen Spaß kann nicht schaden.«
    »Es gefällt dir einfach nur, attraktive Frauen zu betrachten, die halb hinüber sind.«
    »Klar, warum auch nicht?« Mit seiner Fingerspitze hob er ihr Kinn, als sie sich abwenden wollte. »Ich würde gerne ein Selbstporträt von dir in einer solch lockeren Stimmung sehen.«
    Seine Augen waren warm und freundlich und so verdammt anziehend, wie sie direkt in ihre blickten. Wieder fühlte sie das Kribbeln, diesmal noch stärker.
    »Geh jetzt, Nathan.«
    »Okay.« Bevor sie es verhindern konnte, berührte sein Mund sanft ihre Lippen. Und dann noch mal, ein bißchen länger, ein bißchen fester. Wärmer, als ich erwartet habe, dachte er, und aufregender. Sie hatte die Augen nicht geschlossen und die ganze Zeit ohne zu blinzeln seine fixiert. »Du hast gezittert«, sagte er leise.
    »Nein, habe ich nicht.«
    Er glitt mit seinen Daumen an ihrem Unterkiefer entlang, bevor er die Hände sinken ließ. »Einer von uns beiden war’s jedenfalls.«
    Und sie hatte panische Angst, daß es ihr wieder passieren würde. »Du gehst nicht fort.«
    »Ich glaube nicht – jedenfalls nicht so, wie du meinst.« Jetzt berührte sein Mund ihre Stirn. Sie erzitterte diesmal nicht, aber ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. »Nein, ganz bestimmt nicht so, wie du meinst.«
    Nachdem er gegangen war, stürzte sie zum Fenster, riß den Vorhang weg und öffnete es. Sie brauchte Luft, frische Luft, um sich abzukühlen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und dann sah sie ihn – drüben bei den Dünen, das Haar vom Wind zerzaust, mit flatterndem Hemd.
    Allein, so wie ihr Vater immer allein war und jeden, der es wagte, sich ihm zu nähern, an dem eigenhändig errichteten Schutzwall abprallen ließ. Mit aller Wucht knallte sie das Fenster zu und riß die Vorhänge vor.
    Verdammt, sie war nicht ihr Vater. Sie war nicht ihre Mutter. Sie war sie selbst. Und vielleicht hatte sie gerade deshalb manchmal das Gefühl, gar niemand zu sein.

Zehn
    Giff pfiff mal wieder. Nathan versuchte, das Lied zu identifizieren, während er, am Frühstückstresen sitzend, seinen Toast in Angriff nahm, aber dieses kannte er nicht. Er konnte nur vermuten, daß Giff inzwischen so tief ins Country-and-Western-Gebiet vorgedrungen war, daß er ihm mit seinen beschränkten Kenntnissen nicht mehr folgen konnte.
    Dem Burschen macht seine Arbeit offenbar Spaß, dachte Nathan. Und offenbar konnte er wirklich alles reparieren. Nathan war sicher, daß es Brian eine Menge Überwindung gekostet hatte, Giff während der Frühstücksschicht den Geschirrspüler auseinandernehmen zu lassen.
    Brian kochte und rührte und brutzelte, Giff pfiff und klimperte mit den blechernen Eingeweiden des Geschirrspülers, und Nathan verspeiste genüßlich seine zweite Portion Toast mit Apfel-Chutney.
    »Wie sieht’s aus, Giff?« Brian drückte sich um Giff herum, um eine fertige Mahlzeit unter dem Wärmestrahler abzustellen.
    »Die Hälfte hab’ ich schon.«
    »Wenn das Ding nach dem Frühstück nicht wieder läuft, wird Nate den Tellerstapel hier per Hand abwaschen müssen.«
    »Ich?« Nathan verschluckte sich beinahe an seinem

Weitere Kostenlose Bücher