Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
kratzte sich sein Kinn; er wußte nicht, was er darauf antworten sollte. »Na ja, ich liebe ein gutes Frühstück, aber …«
»Jetzt laß dir mal deswegen keine grauen Haare wachsen.« Sie packte seinen Arm und drückte ihn, als wollte sie seinen Bizeps testen. »Weißt du, was du tun solltest, Nathan?«
»Was denn?«
»Du solltest tanzen.«
»Ach, wirklich?«
»Klar doch.« Sie sprang auf die Füße und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Und zwar mit mir. Komm schon, Dicker. Laß uns mal ein bißchen Sand aufwirbeln.«
Er faßte ihre Hand. Sie war so warm und angenehm, daß er grinsen mußte. »Okay.«
»Ginny hat sich einen Yankee geschnappt«, kommentierte Giff, während Ginny Nathan hinter sich herzog.
»Sieht so aus.« Kirby leckte sich den klebrigen Rest des Marshmallows vom Daumen ab. »Sie weiß, wie man sich amüsiert.«
»Ist ja nicht schwer.« Die Bierdose in der Hand, überblickte Giff den Strand. Manche tanzten, andere saßen um das funkenstiebende Feuer herum, wieder andere verschwanden in der Dunkelheit, um allein zu sein. Die Kinder spielten Nachlaufen, und die Älteren saßen in ihren mitgebrachten Campingstühlen, tauschten den letzten Klatsch aus und beobachteten die Jungen.
»Es scheinen sich nicht alle amüsieren zu wollen.« Kirby warf schon wieder einen Blick in Richtung Sanctuary, aber es kam immer noch niemand.
»Du hältst nach Brian Ausschau und ich nach Lexy.« Giff legte freundschaftlich den Arm um ihre Schultern. »Warum tanzen wir nicht? Dabei können wir gemeinsam Ausschau halten.«
»Gute Idee.«
Dann erschien Brian auf einer der Dünen, eingerahmt von Lexy und Jo. An der höchsten Stelle blieb er stehen und überblickte majestätisch den Strand. »Und das, meine Kinder, all das wird eines Tages euch gehören.«
»Oh, Bri.« Lexy stieß ihm in die Rippen. »Sei nicht so albern.« In diesem Moment hatte sie Giff entdeckt. Als sie sah, daß er engumschlungen mit Kirby tanzte, fühlte sie einen kleinen eifersüchtigen Stich. »Ich hab’ Lust auf Krabben«, bemerkte sie leichthin und lief hinunter zum Strand.
»Jetzt könnten wir noch entkommen«, sagte Jo. »Kate ist noch damit beschäftigt, Daddy runterzuschleppen. Wir könnten nach Norden verschwinden, einen großen Bogen machen und wieder zu Hause sein, bevor sie hier ankommt.«
»Dann müßten wir später dafür büßen.« Resigniert stemmte er die Fäuste in seine Hosentaschen. »Hast du eine Ahnung, warum wir uns bei gesellschaftlichen Anlässen so unwohl fühlen, Jo Ellen?«
»Zu viel Hathaway«, begann sie.
»Und zu wenig Pendleton«, schloß er. »Lexy hat wahrscheinlich unsere Portion des Pendletonschen Erbteils abbekommen«, fügte er hinzu, als sich Lexy ins Getümmel stürzte. »Komm, wäre doch gelacht, wenn wir das nicht auch könnten.«
Kaum hatten sie den Strand erreicht, fiel ihnen Ginny schon um den Hals. »Warum kommt ihr denn so spät? Ich bin schon halb erledigt. Nate, laß uns den beiden hier mal ein Bier besorgen, damit sie aufholen können.« Sie wirbelte herum, stieß mit jemandem zusammen und kicherte im selben Augenblick. »Hey, Morris, tanzt du mit mir? Los, komm schon.«
Nathan atmete tief aus. »Keine Ahnung, woher sie die Energie nimmt. Sie hat mich richtig fertig gemacht. Willst du ’n Bier?«
»Ich hol’ welches«, erbot sich Brian und verschwand.
»Deine Frisur gefällt mir.« Nathan hob vorsichtig Jos Pony an. »Wirklich hübsch.«
»Lexy hat ein bißchen herumgeschnipselt, das ist alles.«
»Du siehst wunderbar aus.« Er strich sanft über ihre Schulter, ließ seine Hand über ihren Arm gleiten und faßte nach ihrer Hand. »Gefällt dir das etwa nicht?«
»Nein, ich … Fang bitte nicht schon wieder damit an, Nathan.«
»Zu spät.« Er kam ihr ein Stück näher und roch den warmen, leicht würzigen, interessanten Duft. »Du trägst Parfum?«
»Lexy …«
»Es gefällt mir.« Er beugte sich zu ihr und beschnüffelte zu ihrer Verwirrung ihren Hals und ihren Nacken. »Sehr sogar.«
Sie hielt einen Moment lang den Atem an, aber dann trat sie brüsk einen Schritt zurück. »Deswegen hab’ ich’s bestimmt nicht aufgelegt.«
»Ich mag’s trotzdem. Willst du tanzen?«
»Nein.«
»Prima, ich auch nicht. Dann laß uns doch ans Lagerfeuer setzen und streiten.«
Es war so absurd, daß sie beinahe lachen mußte. »Setzen wir uns einfach ans Feuer. Und wenn du zudringlich wirst,
laß ich meinen Daddy sein Gewehr holen und dich abknipsen. Und weil du ein Yankee bist, wird
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