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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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stiegen in Jo auf. »Ich bin mir so lächerlich vorgekommen.«
    »Aber warum denn?«
    »Ich hab’ mich noch nie so hilflos gefühlt. Ich bin immer mit allem klargekommen, Kirby, egal, was kam. Aber plötzlich kam mir alles wie ein riesiger Berg vor. Und ich hab’ nicht mehr gewußt, ob bestimmte Dinge wirklich passiert sind oder ob ich sie mir nur eingebildet habe. Ich weiß es einfach nicht. Und dann bin ich zusammengebrochen.«
    »Bist du zum Arzt gegangen?«
    »Es blieb mir gar nichts anderes übrig. Ich bin vor meinem Assistenten zusammengeklappt, er hat mich direkt ins Krankenhaus gefahren. Sie haben mich ein paar Tage dabehalten. Diagnose Nervenzusammenbruch. Auch wenn unsere Gesellschaft noch so modern ist, auch wenn man über alles reden kann – ich schäme mich entsetzlich deswegen.«
    »Es besteht überhaupt kein Grund, daß du dich schämst. Und du hast das Recht zu fühlen, was immer du fühlen möchtest.«
    Jo verzog den Mund. »Ich muß mich also nicht dafür schämen, daß ich mich schäme.«
    »So ist es. Hast du viel gearbeitet?«
    »Ziemlich viel. Aber mir gefällt es so.«
    »Gesellschaftliche Kontakte?«
    »Gleich null, aber mir gefällt es so. Das gilt übrigens auch für mein Sexleben. Ich hatte keine Probleme mit Männern und wollte auch gar keinen. Ich habe in letzter Zeit oft an meine Mutter gedacht«, fügte Jo leise hinzu. »Ich bin jetzt ungefähr so alt wie sie damals, als sie fortging und plötzlich alles anders wurde.«
    Als dein Leben zusammenbrach, dachte Kirby. »Und du fragst dich jetzt, ob wieder alles anders wird, ob du wieder machtlos dastehst. Ich bin kein Psychiater, Jo, nur eine ganz normale praktische Ärztin. Was ich dir hier sage, ist nur die Vermutung einer Freundin, nicht mehr. Was haben denn die Ärzte bei deiner Entlassung gesagt?«
    »Ähm, weiß ich nicht so genau.« Jo rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Ich habe mich sozusagen selbst entlassen.«
    »Verstehe. Du hast auf dem Bogen keine Medikamente angegeben.«
    »Ich nehme auch keine. Frag mich nicht, was sie mir verschrieben haben. Ich habe noch nie welche genommen. Ich will keine Pillen nehmen – und ich will nicht mit Psychiatern reden.«
    »Okay, wir gehen jedenfalls nach dem guten alten Prinzip vor und schließen erst mal alle körperlichen Ursachen aus. Ich verordne dir eine Menge frische Luft, ausreichend Schlaf, eine ordentliche Ernährung – und ab und zu mal Sex, wenn sich die Gelegenheit bietet – safe natürlich«, fügte sie lächelnd hinzu.
    »Sex interessiert mich nicht besonders.«
    »Dann, mein Schatz, mußt du tatsächlich verrückt sein.«
    Jo blinzelte, dann lachte sie kurz auf, während Kirby ihre Armbeuge mit Alkohol abtupfte. »Danke.«
    »Beschimpfungen werden nicht in Rechnung gestellt. Und der letzte Punkt meiner Verschreibung lautet reden. Einfach reden – zum Beispiel mit mir, mit deiner Familie, mit jedem, dem du vertraust und der dir zuhört. Laß es nicht wieder so weit kommen. Es gibt Menschen, die sich Sorgen um dich machen. Beug dich ein bißchen vor.«
    Sie schüttelte den Kopf, bevor Jo das Wort ergreifen konnte. »Auch dein Bruder macht sich Sorgen um dich – sonst hätte er
dich nicht hierher geschleppt, an den Ort, den er meidet wie die Pest, seitdem ich hier meine Praxis eröffnet habe. Und wenn ich mich nicht völlig täusche, tigert er jetzt draußen nervös auf und ab und ist krank vor Sorge, daß ich ihm eröffne, seine Schwester hat nur noch drei Wochen zu leben.«
    »Würde ihm recht geschehen.« Jo seufzte auf. »Auch wenn ich mich jetzt schon wieder besser fühle als seit Wochen.« Dann sah sie die Spritze, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. »Wofür, zum Teufel, soll das gut sein?«
    »Ich brauche nur ein bißchen Blut.« Kirby grinste, die Nadel in die Luft gerichtet. »Schrei ganz laut, und es wird keine Sekunde dauern, bis er vor uns steht.«
    Jo wandte den Blick ab und hielt den Atem an. »Den Gefallen tu’ ich ihm bestimmt nicht.«
     
    Nachdem sich Jo wieder angezogen hatte, drückte Kirby ihr eine große Plastikflasche in die Hand. »Sind nur Vitamine«, sagte sie. »Hochkonzentriert. Wenn du dich vernünftig ernähren würdest, brauchtest du sie nicht. Eine Intensivkur kann im Augenblick jedenfalls nicht schaden. Ich rufe dich an, wenn die Ergebnisse der Blutuntersuchung da sind. Alles andere ist im grünen Bereich.«
    »Das weiß ich zu schätzen, ehrlich.«
    »Du kannst selbst dafür sorgen, daß es so bleibt: Paß ein

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