Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
würden die hier ohne dich tun?«
»In der Woche, bevor ich angekommen bin, haben Kate zwei Zimmermädchen gekündigt. Sie haben Jobs drüben auf dem Festland angenommen. Und da ja Lexy und ich da sind, hat sich Kate bisher noch nicht nach Ersatz umgesehen.«
»Wie viele Cottages sind es?«
»Sechs.«
Er dachte einen Augenblick nach und erhob sich dann. »Gut, dann fangen wir am besten gleich an.«
»Wir?«
»Klar. Ich kann mit einem Staubsauger und einem Mop umgehen. Auf die Weise bist du schneller fertig, und wir finden noch einen Fleck am Strand, wo uns keiner beim Zanken stört.«
Sie raffte sich auf und ließ ihre Füße – ihre unglaublich glücklichen Füße – in die Schuhe gleiten. »Ich kenne da ein paar Fleckchen – vorausgesetzt, du kennst dich mit Staubsaugern so gut aus wie mit den Reflexzonen.«
»Jo Ellen.« Er umfaßte ihre Hüfte – eine Geste, die sie schockierend intim fand. »Es gibt da was, das du wissen solltest.«
Er war noch verheiratet. Er wurde steckbrieflich gesucht. Er fuhr auf perverse Praktiken ab. Verwundert über sich selbst, ließ sie den Atem entweichen. Sie hatte gar nicht geahnt, daß sie über so viel Phantasie verfügte. »Was denn?«
»Ich will auch mit dir schlafen.«
Sie brach in schallendes Gelächter aus. »Aber Nathan, das weiß ich doch, seitdem du die Insel betreten hast.«
Er war glücklich, wieder hier zu sein – ihr so nah zu sein. Wenn er sie beobachtete, verspürte er eine kribbelnde Vorfreude auf das, was kommen würde. Wann es ihm paßte.
Er hoffte, es so lange wie möglich hinauszögern zu können. Immerhin hatte er alles genau geplant, und Geld war kein Problem. Er hatte alle Zeit der Welt. Je mehr er sie einlullte, je mehr sie sich entspannte, desto befriedigender und besser würde es sein. Und dann würde er sie aufschrecken – durch ein plötzliches Reißen an der Kette, von der sie nichts ahnte und die sie doch verband.
Ja, er konnte warten. Er konnte die Sonne und die Brandung genießen und sie bis ins letzte Detail kennenlernen. Genauso wie er sie in Charlotte kennengelernt hatte.
Er ließ sie an der langen Leine. Vielleicht würde er sich sogar ein bißchen in sie verlieben. Was für eine köstliche Ironie das hatte.
Die ganze Zeit hätte sie keine Ahnung, daß er ihr Schicksal in der Hand hatte. Ihr Leben.
Sechzehn
»Ich kapiere nicht, warum du nicht einen Tag freinehmen und ein bißchen Zeit mit mir verbringen kannst.«
Giff ließ seine Nagelmaschine sinken, ging in die Hocke und betrachtete Lexys Schmollmund. Es war wohl so eine verdammte Laune der Natur, daß Frauen mit Schmollmündern für Männer so reizvoll aussahen. »Schatz, ich hab’ dir doch gesagt, daß ich in dieser Woche viel zu tun habe. Und heute ist erst Dienstag.«
»Was spielt es schon für eine Rolle, welcher Tag heute ist?« Verzweifelt hob sie die Hände. »Hier ist doch ein Tag wie der andere.«
»Ich kann dir sagen, welche Rolle das für mich spielt.« Er ließ seine Hand über den Bodenbelag gleiten, den er gerade ausgerollt hatte. »Ich habe Miss Kate versprochen, daß ich bis Samstag mit der Verandaerweiterung fertig bin.«
»Dann wirst du eben erst am Sonntag fertig.«
»Ich hab’ ihr aber Samstag versprochen.« Für Giff war damit alles gesagt. Aber da er mit Lexy sprach, brachte er noch etwas mehr Geduld als üblich auf und erklärte ihr den Zusammenhang. »Das Cottage ist nächste Woche vermietet. Und weil Kate Colin im Augenblick den ganzen Tag auf dem Campingplatz braucht und Jed diese Woche noch in die Schule gehen muß, bevor es Sommerferien gibt, muß ich meine Arbeit allein geregelt bekommen.«
Lexy war die verdammte Veranda egal. Der Boden war jedenfalls schon fast fertig. Wie lange konnte es denn dauern, bis das blöde Dach gebaut war? »Nur ein einziger Tag, Giff.« Sie ging neben ihm in die Hocke und legte ihren ganzen Charme in ihre Stimme, während sie ihm ins Ohr säuselte. »Nur ein paar Stunden. Wir könnten mit deinem Boot rüber aufs Festland fahren und in Savannah schön essen gehen.«
»Lex, dafür hab’ ich im Augenblick wirklich keinen Nerv. Wenn ich bis Samstag hiermit fertig bin, haben wir das
ganze Wochenende Zeit. Die anderen Jobs kann ich verschieben.«
»Ich will aber nicht am Wochenende rüberfahren.« Ihre Stimme hatte den sanft schnurrenden Unterton verloren und klang jetzt eher nach einem Maulesel. »Ich will sofort hier weg.«
Giff hatte eine fünfjährige Cousine, die ihren Willen mit der gleichen
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