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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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abgeklungen war. Er wünschte sich den Helm der Gerechten. Dann vielleicht hätte er sagen können, ob er Luft in seinen Armen hielt oder eines der ungewaschenen Weiber, die einstmals wirkliche Schönheiten gewesen sein mochten, für südländische Fürsten oder den Shallad selbst bestimmt.
    Der Mond wanderte weiter, und im Süden zogen glühende Himmelslichter ihre Bahnen, heller leuchtend als der unheimliche Streifen, der davon kündete, dass die Schattenzone umso näher kam, je weiter Mythors Weg nach Süden führte. Aber die Lichter erinnerten den Sohn des Kometen an die Schlacht von Dhuannin, an die Caer, an die Himmelssteine, vor denen er sich so hüten musste. Allein der Gedanke an die Schlacht auf dem Hochmoor ließ die Trugbilder für Augenblicke verblassen.
    Mythor wurde müde. Aber durfte er sich in dieser Nacht zum Schlaf hinlegen? Lief er nicht Gefahr, dann dem, was ihn als gefährlichen Gegner erkannt haben mochte, hilflos ausgeliefert zu sein? Würde er noch um diesen Feind wissen, wenn er erwachte?
    Andererseits musste er ausgeruht sein, wenn er zum Handeln gezwungen wurde. Inzwischen hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. In dieser Nacht, so glaubte er, würde er nicht mehr dazu kommen, ihm nachzugehen, doch in der folgenden musste er Augen und Ohren offenhalten. Es gab nur eine Möglichkeit, den Feind aufzuspüren. Einer derjenigen, die den Ruf vernahmen, musste ihn zu ihm führen.
    So zog er sich schließlich zurück und suchte sich ein freies Lager in einer der Hütten, doch die Möglichkeit, auf die er wartete, kam früher als geglaubt.
    Er war eingeschlafen, von bösen Träumen verfolgt. Irgendwann spürte er, wie jemand leicht an seiner Schulter rüttelte und leise seinen Namen aussprach. Es war noch dunkel draußen, doch wer ihn da aus dem Schlaf gerissen hatte, den erkannte er sofort. Und er wünschte sich, es wäre ein anderer gewesen. Nicht Golad! Nicht Farina!
    Warum hatte sich der Unbekannte keine anderen Opfer aussuchen können? Warum ausgerechnet sie?
    War es zunächst nur eine Ahnung gewesen, so bestätigten Golads Worte Mythors schlimme Befürchtungen.
    »Wir wollten nicht gehen, ohne dir Lebewohl zu sagen, Mythor. Es verstößt zwar gegen das Gebot, aber wir haben dir viel zu verdanken und einen wahren Freund in dir gefunden. Wir…«
    »Gebot?« fragte Mythor flüsternd. Er sah sich schnell um. Ein Mann wälzte sich auf seinem Lager und redete im Rausch. Doch niemand erwachte. »Von welchem Gebot redest du?«
    Golad schien ihn nicht zu verstehen. »Wer den Ruf vernimmt, hat ihm zu folgen, ohne zu zögern und ohne mit anderen darüber zu sprechen. Du weißt es doch, Mythor.«
    »Ja«, log der Sohn des Kometen. »Natürlich.«
    Farina hatte ihren Arm um Golads Hüfte geschlungen. Ihre Augen waren groß, ihr Blick verklärt und voller stiller Sehnsucht.
    »Wir gehen auf die Traumreise, die uns für immer vereinen wird«, flüsterte der Hüne aus dem Süden. »Aber es ist kein Abschied für immer, Mythor. Auch du wirst bald den Ruf vernehmen und uns folgen.«
    Golads Augen glänzten. Es war, als befinde sich sein Geist bereits in einer anderen Welt. Mythor musste an sich halten, um ihn nicht mit Gewalt in die Wirklichkeit zurück zu holen. Er bezweifelte, dass ihm das überhaupt gelingen würde. Aber warum rief die unheimliche Macht ausgerechnet diese beiden zu sich, die erst so kurze Zeit im Lande Sarmara verweilten? Wollte sie ihm seine engsten Freunde rauben, um danach umso leichteres Spiel mit ihm zu haben?
    Nein, dachte er. Selbst Golad würde nicht zögern, seine Hand gegen ihn zu erheben, sollte er den Befehl dazu bekommen. Niemand würde zögern, ihn zu töten, selbst Sadagar nicht.
    Oder holte sein Feind die Freunde, weil er wusste, dass er ihnen folgen würde? Kannte er seine geheimsten Gedanken? Waren Golad und Farina die Köder, die ihn in die tödliche Falle locken sollten?
    Es kann mir nur recht sein! dachte Mythor grimmig. Und er verbarg das Beben seines Körpers. Er würde nicht versuchen, die Liebenden zurückzuhalten. Er würde ihnen folgen und um sie kämpfen, was immer sie auch zu sich holte.
    »Dann geht«, flüsterte er, um seine Fassung ringend. »Doch sage mir noch eines, Golad: Was erwartet euch?«
    Die Frage konnte ihn nicht verraten. Keiner, der den Ruf noch nicht vernommen hatte, wusste, wie die angebliche Erfüllung aussehen würde, die ihm vorgegaukelt wurde. Wie aber verhielt es sich mit jenen, die bei Nacht und Nebel heimlich aus dem Dorf

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