Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
Tod würde kämpfen müssen, wenn es zum Äußersten kam.
    Wieder suchte Mythor nach einer schwachen Stelle in den Reihen der Männer. Golad atmete heftig. Seine Lippen bebten. Wenn er jetzt die Beherrschung verlor…
    Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Mythor suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, Golad ein Zeichen zu geben, ohne dass die anderen etwas davon bemerkten. Schließlich setzte er alles auf eine Karte.
    »Farina ist zu schwach«, sagte er zu Sadagar, wobei er langsam einen Schritt auf sie zumachte. »Ihr seid in der Übermacht, was bleibt uns also übrig, als uns zu beugen? Aber lass mich das Mädchen tragen.«
    Vielleicht konnte der Steinmann unter dem Einfluss des Kraken tatsächlich nicht mehr klar genug denken, um die simple List zu durchschauen. Vielleicht glaubte der Krake auch, dass Mythor sich füge. Der Steinmann nickte zögernd.
    Mythor beugte sich über Farina, und wie er gehofft hatte, fuhr Golad auf ihn zu, um ihn zur Seite zu stoßen. Mythor packte ihn schnell an der Schulter und zog seinen Kopf zu sich heran, als wolle er ihn zu Boden stoßen.
    »Wir fliehen!« raunte er ihm zu. »Nimm Farina! Wir brechen dort bei dem Rothaarigen durch!«
    »Was habt ihr da zu tuscheln?« rief Sadagar. »Wir haben schon zu viel Zeit verloren. Entscheidet euch, wer sie nimmt, und…«
    »Los!« schrie Mythor. Golad hob die Gefährtin auf die Arme, als Mythor schon vorwärts stürmte und zwei der Männer, die ihnen den Weg verstellten, mit zwei gezielten Fausthieben niederstreckte. Golad folgte ihm mit wildem Gebrüll, Farina auf der linken Schulter und mit der Rechten Schläge nach allen Seiten austeilend. Wie ein Sturmwind wütete Mythor unter den Verblendeten, bis der Weg frei war. Er winkte Golad an sich vorbei, blickte sich noch einmal um und sah den Steinmann mit erhobenem Messer dastehen und ihn fassungslos anstarren. Offensichtlich hatte niemand wirklich mit einem Fluchtversuch gerechnet, und nun warteten alle auf neue Befehle des Kraken.
    Mythor rannte Golad hinterher, so schnell ihn die Füße trugen.
    Es gelang ihnen, eine Reihe von Büschen zwischen sich und die Männer zu bringen und zwischen den kahlen Bäumen unterzutauchen, die für ihre Verfolger dicht belaubt waren und ihnen die Sicht nehmen mussten.
    Dann hörten sie das schaurige Geschrei aus Hunderten von Kehlen und wussten, dass die Jagd begonnen hatte.
    »Es gibt nur einen Ort, wo wir sicher sein können!« rief Mythor. »Wir müssen zu Rachamons Höhle!«
    »Sie werden uns überallhin folgen!« antwortete der Hüne keuchend. »Notfalls bis in den Strudel!«
    Mythor übersprang im letzten Augenblick eine Wurzel, die sich aus dem Boden schnellte, und da wusste er, dass nicht nur die Schiffbrüchigen Jagd auf sie machten.
    Der dämonische Krake zog alle Register seiner Macht. Mythor, Golad und Farina waren allein gegen eine ganze Insel, die zu schrecklichem Leben erwachte .
    Sadagar starrte auf das blinkende Messer in seiner Hand, dann sah er in die Gesichter der Männer, die wie er plötzlich eine schreckliche Leere in sich fühlten.
    Mythor und die beiden anderen Besessenen rannten davon. Warum? Warum sträubten sie sich so sehr gegen die Traumreise? Gegen das Glück?
    Eben noch wollte er das Messer nach Mythor schleudern. Jetzt sank seine Hand schlaff herab. Etwas hatte ihn gehindert, etwas, das er sich nicht erklären konnte. Er musste Mythor doch töten, wenn er zu fliehen versuchte.
    Plötzlich durchfuhren ihn entsetzliche Schmerzen. Sadagar sank in die Knie, den Mund zu einem lautlosen Schrei aufgerissen. Neben ihm setzten die Männer sich in Bewegung, und andere stürmten aus ihren Verstecken bei den Hütten hervor. Er sah das alles wie durch Nebel. Der Schmerz brannte in seinem Schädel, und da waren wieder die Stimmen in ihm, die Stimmen der Götter, die ihn vor den Besessenen gewarnt und befohlen hatten, ihnen aufzulauern. Sie sprachen nicht zu ihm, wie Menschen es getan hätten, nicht einmal wie der Kleine Nadomir. Doch sie ließen ihn wissen, dass er versagt und die Zukunft dieses ganzen Paradieses aufs Spiel gesetzt hatte. Wenn er jemals die große Gunst der Traumreise erfahren wollte, musste er seinen Fehler wiedergutmachen und Mythor töten, auf dass sein besessener Geist frei wurde und Einkehr fand ins Reich des immerwährenden Glücks.
    Die Schmerzen ließen nach, und der Steinmann stand auf, um sich an die Spitze der Verfolger zu setzen. Fast alle Inselbewohner waren nun auf den Beinen. Nur die Frauen

Weitere Kostenlose Bücher