Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol

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auch weiser –, aber ich werde dich in den Arm nehmen, wann ich will, und wenn du noch so verlegen wirst.« Sie hob den Saum ihres Kleides aus dem Staub. »Jetzt muss ich ein paar Sachen packen und meinem Enkel einen Kuss geben, bevor wir nach Parramatta aufbrechen. Ezra möchte einen Gottesdienst für Florence abhalten und sich um einen anständigen Grabstein kümmern.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Nell.
    »Ganz gut so weit, obwohl die Nachricht ein schrecklicher Schlag für uns ist«, antwortete sie, »aber ich werde ihm beistehen.«
    Moonrakers, Februar 1799
    Donner grollte in der Ferne, und Blitze erhellten kurz die dunklen Wolken, als Alice das verängstigte Lamm packte und seine Kehle aufschlitzte. Die Krähen hatten ihm die Augen ausgepickt. Der Verzweiflung nahe, legte sie den kleinen Körper auf den ausgetrockneten Boden. Alles starb. Die Mutterschafe hatten ihre Lämmer spät geworfen, und sie fielen hungrigen Dingos oder räuberischen Krähen zum Opfer. Das Land war verbrannt, das Gras so trocken, dass es silbern schimmerte und nicht sehr nahrhaft war. Wenn es nicht bald regnete, würden sie noch mehr Schafe verlieren.
    Bebend atmete sie ein, zog Jacks alte Hose hoch und den Strick fest, der als Gürtel diente. Die Hose war viel zu groß, aber für das Leben hier praktisch, so wie die schweren Stiefel, die sie nun immer trug.
    Alice suchte den Himmel ab. Die Wolken ballten sich, schwarz und schwer gefüllt mit kostbarem Nass, die Frage war nur, ob der Regen diesmal niedergehen würde. Sie nahm den Hut ab und wischte sich den Schweiß von Stirn und Hals. Fliegen summten um ihren Kopf. Als sie den Hut wieder aufsetzte, zog sie den Schleier herunter, den sie an den Rand genäht hatte. Er schützte sie vor den Fliegen, doch er nahm ihr auch die Luft zum Atmen. Unwillig warf sie ihn wieder zurück und stieg auf ihr Pferd.
    Die kastanienbraune Stute suchte sich den Weg über die klaffenden Spalten, die sich im Boden aufgetan hatten, und Alice spürte ihr Zittern, je näher der Donner kam und die Blitze am dunklen Himmel zuckten. »Ruhig, Mädel«, murmelte sie, als die Stute die Ohren aufstellte. »Wir haben einen langen Tag vor uns.«
    Auf der Suche nach ihrer Herde ritt sie über die absterbende Weide, und die Unfruchtbarkeit des Landes schien ihr wie ein Symbol für ihr eigenes Leben. Das langersehnte Kind war ausgeblieben; sie hatte sich damit abfinden müssen, dass sie nie Mutter werden würde. Es machte sie unendlich traurig – ein Kind mit Jack zu bekommen, wäre der Gipfel ihrer Träume gewesen. Doch war sie mit der Liebe von Amy, Sarah und Walter gesegnet, die sie genoss.
    Am versiegenden Seitenarm des Flusses ließ Alice die Zügel locker. Das Ufer war zu einer gebrochenen Kruste vertrocknet, das Schilf braun und verwelkt, und eine riesige Ansammlung von Vögeln zankte sich am flachen, schlammigen Tümpel, der zurückgeblieben war. Ein Stück weiter lagen die modernden Kadaver eines Kängurus und seines Jungen, und die allgegenwärtigen Krähen stritten sich um den Festschmaus.
    Ein plötzlicher Donner erschütterte die Erde.
    Die Stute wieherte und bäumte sich auf.
    Alice verlor den Halt, als ein Blitz mit ohrenbetäubendem Krachen in die Erde einschlug.
    Mit rauschenden Flügeln und unter schrillem Kreischen stiegen die Vögel vom Tümpel auf. Die Stute ging durch, und Alice schlug krachend auf dem harten Boden auf. Keuchend und hilflos lag sie da, während die Stute davongaloppierte.
    »Das führt doch zu nichts«, murmelte Billy und lenkte sein Pferd neben Jacks. Blinzelnd suchte er das blendende silbrige Gras der weiten Landschaft ab. »Die Schafe sind so weit auseinandergelaufen, dass wir sie niemals zusammentreiben können.«
    »Wir müssen aber«, gab Jack zurück. Bei diesem Wetter machte ihm seine Hüfte besonders zu schaffen, und er hatte unablässig Schmerzen. »Die Schafe müssen hier irgendwo sein, und du kannst sicher sein, dass sie nah beieinanderbleiben. Komm, wir versuchen es am anderen Wasserloch.« Er verzog das Gesicht, als der Donnernäher kam und sein Pferd zu tänzeln begann, was die Schmerzen noch verstärkte.
    Billy nahm den Hut ab, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und setzte ihn wieder auf. »Aber wenn sie da nicht sind, bin ich dafür, dass wir nach Hause zurückehren«, sagte er. »Wir sind schon seit zwei Tagen unterwegs, und uns bleibt nichts anderes übrig, als die toten Schafe den Dingos zu überlassen.«
    Jack blickte besorgt drein. »Ich hoffe, Alice ist