Insel der Traumpfade Roman
Susan hängen noch immer an der Hoffnung, dass sie zurückkommt. Die zu zerstören, könnte sie vernichten.«
»Mein Gewissen würde mir nicht erlauben zu schweigen«, erwiderte er. »Man muss es ihnen sagen.«
Sie wusste, dass er recht hatte, und auch sie könnte so etwas nicht für sich behalten, ohne sich jedes Mal schuldig zu fühlen, wenn sie Hawks Head besuchte. »Dann überlassen Sie es Billy und mir«, sagte sie. »Wir werden es ihnen beibringen.«
Hawks Head Farm, drei Tage später
Die Hitze war fast unerträglich, die Luft dick wie Sirup und der Himmel bedrohlich, als Billy seiner Schwester und ihrem Mann berichtete, was aus Florence geworden war. Nell sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, denn sein Gesicht hatte die gewohnte Fröhlichkeit verloren, und seine Finger kneteten den Rand seines Hutes, den er zwischen den Knien hielt.
Es wurde still. Ezras Kinn sank auf seine Brust, und Susan starrte über die Veranda hinaus an den Horizont, als könnte sie dort das armselige Grab mit der traurigen kleinen Gedenktafel sehen. Tränen waren nicht geflossen – noch nicht –, und Nell vermutete,dass sie sich trotz der Hoffnung, die sie über die letzten Jahre hinweg so tapfer aufrechterhalten hatten, im Innersten schon damit abgefunden hatten, dass ihre Tochter nie mehr nach Hause kommen würde.
»So viele Tote«, sagte Susan schließlich. »So viele junge Menschen, die an diesem wilden, gnadenlosen Ort ihr Leben lassen mussten.« Ihre blauen Augen waren schmerzerfüllt. »Wäre sie doch nur zu uns nach Hause gekommen, dann könnte sie noch leben.«
Ezra nahm ihre Hand. Sein Gesicht war aschfahl, die Augen dunkel vor Kummer. »Quäl dich nicht, Susan«, bat er. »Florence hat ihre Wahl getroffen, und Gott hat sich entschieden, sie zu sich zu nehmen.«
Susan entzog ihm ihre Hand und stand auf. »Nicht Gott war es, der sie uns genommen hat, sondern der verfluchte Edward Cadwallader«, fauchte sie. »Und ich werde dafür sorgen, dass er diesmal für das, was er getan hat, bezahlt.«
»Susan!« Ezra stockte der Atem. »Pass auf, was du sagst.«
Sie fuhr herum und sah ihn an. »Hör auf, Ezra! Wage nicht, mich zu belehren. Nicht heute.«
Ezra erhob sich mühsam aus seinem Sessel und schloss sie in die Arme. Sie brach in Tränen aus.
Nell warf Billy einen kurzen Blick zu, und sie verließen die Veranda. Sobald sie außer Hörweite waren, sagte sie: »Hätte nie gedacht, dass deine Schwester so ein Temperament hat.«
»Die Ehe mit Ezra hat eine Dame aus ihr gemacht, doch das kornische Fischermädchen steckt immer noch in ihr.« Er lächelte matt. »Ich weiß noch, wie sie geflucht hat, als sie mit einem Mädchen am Kai in Streit geriet. Es ging um ein Messer zum Ausweiden von Fischen, soweit ich mich erinnere.«
Nell schmunzelte und dachte an ähnliche Auseinandersetzungen, die sie in London und auf dem Sträflingsschiff ausgetragen hatte.
Sie kamen an die Pferche, und Billy schob sich den Hut aus derStirn. Er sah in die Ferne. »Susan wird all ihre Kraft brauchen, damit sie beide das überstehen. Ezras Glaube wird diesmal nicht reichen.«
»Wenigstens haben sie Bess und Ernest, und das neue Enkelkind wird auf jeden Fall ihren Schmerz lindern.« Nell stützte sich auf das Geländer und versuchte, ihrer eigenen Trauer nicht nachzugeben. Sie lebte mit der Erinnerung an das Kind, das sie verloren hatten, und der Furcht, dass den anderen etwas zustoßen könnte.
Billy legte ihr einen Arm um die Schultern. »Unseren Kindern wird es gut gehen«, sagte er ruhig. »Genauso wie Susan und Ezra, wenn sie erst einmal auf dem Friedhof waren und Florence einen ordentlichen Grabstein errichtet haben.« Er küsste sie. »Danke, dass du mitgekommen bist, Nell. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.«
Sie hörten Schritte und drehten sich um.
»Billy … Ich wollte nicht die Fassung verlieren, aber wenn die letzte Hoffnung schwindet …« Susans Lächeln war von Trauer durchsetzt.
Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest.
Schließlich trat Susan zurück und schaute zu ihm auf. »Du hättest unsere Eltern sehr stolz gemacht, kleiner Bruder; und ich bin so dankbar, dass wir zur selben Zeit nach Australien gekommen sind – wie hätte ich es ohne dich schaffen sollen?«
Sein Gesicht lief rot an, als sie ihn noch einmal rasch an sich drückte. »Ich bin für so etwas zu alt«, protestierte er.
Susan berührte die grauen Strähnen, die an seinen Schläfen aufblitzten. »Wir alle sind älter geworden, Billy – und
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