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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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stand, kreisten seine Gedanken um die Frage, die ihn in all den vergangenen Jahren beschäftigt hatte. »Frisch gewagt ist halb gewonnen«, sagte er laut. »Du musst es versuchen, George.« Zum ersten Mal seit vielen Wochen lächelte er, steckte die Hände in die Taschen und begann, vor sich hin zu pfeifen.
    Er holte gerade die Post aus dem Laden, als er Eloise durch das trübe Fenster sah. Sein Herzschlag setzte einen Moment aus, und er stand kurz davor, hinauszulaufen und sie zu begrüßen. Da fiel sein Blick auf ihre Begleitung. Die andere Frau war offenbar eine Bedienstete, sie hatte Charles an der Hand. Neben ihnen schrittEloises Vater einher. Das kleinere Kind auf den Armen des Barons zog Georges Aufmerksamkeit auf sich – und die unmissverständliche Tatsache, dass Eloise wieder schwanger war. Er stellte sich an eine Seite des Fensters und benutzte die Kartoffelsäcke als Schutzschild, während sie auf dem Gehweg näher kam. Er litt Höllenqualen.
    »Komm, Harry«, dröhnte der Baron und bemühte sich, den kleinen Jungen abzulenken, damit er aufhörte zu strampeln. »Wir wollen uns die Schiffe ansehen.«
    »Kann ich auch mitkommen, Großvater?«, piepste Charles.
    »Natürlich. Aber nur, wenn eure Mutter mir verspricht, sich zu setzen und auszuruhen.«
    Eloise lächelte ihren Vater an. Sie sagte etwas, doch George war zu weit entfernt, um es zu verstehen. Gierig nahm er ihren Anblick in sich auf. Harry wurde auf den Boden gestellt, und sie nahm ihn an die Hand. Ihr Gesicht glühte vor Liebe, als sie ihre Söhne umarmte. Charles berührte ihr Gesicht und liebkoste ihren Hals. George brach das Herz. Ohne Zweifel war Eloise glücklich – sie strahlte geradezu.
    »George? Geht es dir nicht gut?«
    Er drehte sich zu seinem Verwalter um und versuchte zu antworten, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    »Du bist sehr blass«, sagte der Mann besorgt. »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Nein«, brachte er hervor. Er warf einen Blick hinaus auf die Straße, sah, dass Eloise auf das Gebäude zukam, und wusste, dass er ihr aus dem Weg gehen musste. »Ich muss weg«, murmelte er. »Ich gehe zur Hintertür hinaus.«
    George ging durch die gewundenen Straßen, bis es dunkel wurde. Zuerst wollte er seine Sorgen in einem Wirtshaus ertränken, doch ihm war nicht nach Gesellschaft – nicht heute, nicht jetzt, da seine Zukunft sich gähnend vor ihm auftat und seine Hoffnungen gestorben waren.
    Als der Mond aufging und die Sterne funkelten, suchte er in Samuels Kate Zuflucht. Zwischen den Hügeln eingenistet, war sie unter Bäumen geschützt, und bei Tageslicht bot sie einen Panoramablick über die Stadt und den Hafen. Er drehte den Schlüssel im Schloss und ging hinein. Das Herz war ihm schwer. Er zündete die Lampe an und wanderte durch die Zimmer, die noch immer nach Samuels Tabak rochen.
    Im größten Raum herrschte ein Durcheinander aus Büchern, Papieren und Andenken an die Reisen seines Freundes. Landkarten und Modellboote machten sich den Platz auf Regalen und Tischen mit geschnitztem Walbein und Korallenstücken streitig. Samuels Sessel stand neben dem leeren Kamin, und die eingedellten Polster zeigten noch, wo er gesessen hatte. George strich über den verschlissenen Stoff und dachte an die vielen Male, die er hier gewesen war, die ausufernden Unterhaltungen, die oft die ganze Nacht in Anspruch genommen hatten, während sie ihren Rum tranken und Pläne für die nächste Reise schmiedeten.
    George musste sich Mühe geben, nicht in Tränen auszubrechen, denn obwohl Samuel von ihm gegangen war, lebte sein Geist hier weiter. Er spürte ihn in jedem Balken und in der Luft, die er einatmete. Schließlich ging er die Treppe hinauf. Samuels Schlafzimmer war aufgeräumt, die Decken am Fußende des eisernen Bettgestells gefaltet, als warteten sie auf seine Rückkehr. Auf einem Dreifuß am Fenster stand ein Fernrohr, daneben ein Stuhl, so dass der alte Seemann bequem das Treiben im Hafen beobachten konnte.
    George drückte die Flügeltür auf, die auf den Balkon hinausführte, blieb dort einen Moment lang stehen und sog die Düfte der Nacht in sich auf. Der abnehmende Mond spiegelte sich klar und weiß auf dem Wasser, und sein Licht ließ die Blätter der Eukalyptusbäume silbern schimmern. George schaute hinüber zur Watsons Bay und suchte – er wusste nicht, was.
    Er schloss die Tür hinter sich, ging in das zweite Schlafzimmer und sank auf die harte Matratze. Das Zimmer war unpersönlichund nur mit dem Bett, einem

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