Insel der Traumpfade Roman
kann.« Er kaute einen Priem Tabak und kniff die Augen zusammen, um den Staub abzuwehren, der von den trampelnden Hufen zu ihnen herüberwehte. »Sie nehmen alles in Besitz«, murmelte er.
Mandawuy verzog das Gesicht, als zwei schwarze Männer das Eisen im Feuer erhitzten. »Sie ziehen sich an wie Weiße«, fauchte er.
»Viele von unseren Leuten leben und arbeiten mit ihnen und nehmen ihre Gewohnheiten an. Das ist es, wogegen ich angekämpft habe.« Seine Miene war grimmig. »Wir schlagen zu, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat. Dann essen die weißen Männer und sitzen wie alte Frauen im Schatten.«
Mandawuy war mit seinem Helden Tedbury an vielen Überfällen beteiligt gewesen und hatte ehrfürchtig zugehört, wenn der ältere Mann ihm von seinen früheren Taten und seiner Tapferkeit im Kampf um die Erhaltung ihres Stammeslands erzählte. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, so weit nach Süden zu gehen.
Er folgte Tedbury tiefer in die Schatten des Busches, bis sie die anderen Kämpfer fanden, die damit beschäftigt waren, ihre Speere anzuspitzen. Sie aßen den letzten Fisch, der vom Fang an jenem Morgen übrig geblieben war. Stolz schwellte Mandawuys Brust, als er sich zu der kleinen, aber furchtlosen Gruppe von Kriegern gesellte. Sie hatten im Kampf um das Recht, auf ihrem Stammesland zu leben, unter dem Säbel und den Geschossen des weißen Mannes viele verloren, doch diejenigen, die übrig geblieben waren, hatten nie geschwankt.
Mandawuy aß und war in Gedanken bei dem bevorstehenden Überfall und den schwarzen Männern, die ihr Volk verraten hatten, als sie sich entschlossen, beim Feind zu leben und zu arbeiten. Andere hatte man überreden können, sich nach solchen Überfällen ihnen anzuschließen. Vielleicht würden diese Männer heute die Wahrheit erkennen: Dies war das Land der Aborigines, und der weiße Mann hatte hier nichts verloren.
Tedbury führte sie wieder zurück an ihren Beobachtungsposten, sobald die Sonne im Zenith stand. Das Surren der Insekten wurde vom gelegentlichen Schrei einer Krähe begleitet, doch hinter den Bäumen herrschte Stille.
Mandawuy kroch durch das Gras und nutzte den Wald als Deckung, um näher an das Haus heranzukommen. Er sah zwei Frauen auf der Veranda, die eine hielt ein Kind in den Armen. Die Galle kam ihm hoch bei der Erinnerung daran, wie seine Großmutter ihn damals vor der Gefahr davongetragen hatte – an die zertrampelten Leiber am Ort des Honigbienentraums. Jetzt war es an ihm, Rache zu üben. Sein Herz schlug wild, er wartete auf Tedburys Zeichen, den Speer zum Angriff erhoben.
Mit trotzigem Aufschrei schleuderte Tedbury seinen Kampfspeer.
Mandawuy erhob sich aus dem Gras und warf seinen Speer mit einer fließenden Bewegung direkt auf den Mann, der auf der Treppe saß. Er schrie auf, als die Waffe sich in seinen Schenkelbohrte. Mandawuy legte den nächsten Speer in seine woomera und schickte ihn dem ersten hinterher.
Enttäuscht zischte er, denn er hatte sein Ziel verfehlt. Er hatte zu schnell geworfen, und seine Hand war infolge seiner Erregung nicht ruhig genug gewesen. Er spähte durch das Gras und sah, wie die Frauen die Kinder packten und ins Haus liefen, er hörte ihre Schreie. Ihre Männer griffen nach den Gewehren.
Der Schall aus den Waffen war ohrenbetäubend, die Kugeln gingen rings um ihn nieder, und Mandawuy kroch durch das Gras, um einen anderen Angriffspunkt zu finden. Man hatte bereits auf ihn geschossen, doch seine Großmütter hatten über ihm gewacht, und er war nicht getroffen worden. Er behielt die Männer mit den Gewehren im Auge, wartete, bis sie in eine andere Richtung zielten, erhob sich und warf seinen Speer.
Die Detonation kam aus dem Schatten. Der Einschlag der Kugel warf ihn auf die Knie. Langsam brach er im Gras zusammen und versuchte noch zu begreifen, was geschehen war.
Mandawuy hörte, wie Tedbury seinen Männern ermutigende Worte zurief. Er sah Speere aufblitzen, die dunklen Schatten seiner Freunde, die in Deckung liefen, und sog den unverkennbaren Geruch nach Blut ein. Er versuchte sich zu bewegen, doch seine Beine versagten den Dienst. Bestürzt starrte er auf das Fleisch und den Knochen seines Schenkels, von der Kugel zerfetzt. Er sah das Blut und spürte schließlich Todesqualen. Dunkelheit machte sich in seinem Kopf breit, und er hörte sein Herz in der Brust hämmern. »Lasst mich nicht allein«, flüsterte er, als er seine Freunde in den Busch flüchten hörte.
Er spürte etwas Kaltes
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