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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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ihrer Notlage empfinden.«
    Edward blieb stehen. » Mitleid? Das ist ein abergläubischer, aufrührerischer Pöbelhaufen. Dass er Pater Dixon für sie hat predigen lassen, war das Schlimmste, was King machen konnte. Gib einem Katholiken einen Priester, dann gibst du ihm eine Zufluchtsstätte für seine verschwörerischen Umtriebe.«
    Eloise ließ sich ausnahmsweise einmal nicht einschüchtern. »Marsden geht zu freigebig mit der Peitsche um. Kein Wunder, dass man ihn den Prügel-Pfaffen nennt. Man kann einem Menschen den Gehorsam nicht einbläuen – es macht ihn nur noch rebellischer.« Die Spitze war kaum zu überhören.
    »Du solltest deine Nase nicht so oft in Zeitungen stecken«, sagte Edward mit schneidender Stimme. »Halbwissen ist gefährlich, Eloise, und es steht dir nicht an, eine eigene Meinung darüber zu haben, wie wir mit Aufstand umgehen.«
    Eloise verkniff sich eine scharfe Replik. Es hatte keinen Sinn zu streiten. Edwards Verurteilung ihrer Ansichten war nur eine der Waffen, die er benutzte, um sie einzuschüchtern. »Ich werde den Koch bitten, dir etwas zu essen zu bringen«, sagte sie und erhob sich.
    »Ich esse in der Kaserne.«
    »Na schön«, sagte sie. »Aber geh noch zu Charles, bevor du das Haus verlässt. Du hast ihn vorhin ganz durcheinandergebracht.«
    »Ich sehe keinen Grund«, erwiderte er. »Ich kann kaum eine geistreiche Unterhaltung mit einem Kind führen, das sich duckt, sobald ich in seine Nähe komme.«
    »Das ist bedauerlich, aber wenn du ihn vielleicht nicht ganz so laut anbrüllst und wenn du deine Ungeduld zügelst, könnte es besser werden.«
    »Das bezweifle ich«, fuhr er sie an. »Du hast ein Muttersöhnchen aus ihm gemacht.«
    »Er hat Angst vor dir, Edward, und ihm kann man wohl kaum die Schuld dafür geben.«
    »Harry hat keine Angst«, sagte er und warf sich in die Brust. »Und Oliver auch nicht. Die beiden sind echte Cadwalladers, zäh und robust.«
    Eloise zwang sich, ihn anzusehen. »Charakterlich sind sie verschieden, das gebe ich zu«, sagte sie, »doch du solltest Charles Zeit lassen, dich kennenzulernen. Dann wird er schon bald auf dem Pony durch die Gegend galoppieren – du wirst sehen.«
    Edward verzog den Mund. »Er hat gebrüllt, als er das Pony gesehen hat, gebrüllt, als ich ihn draufgesetzt habe, und hat weiter gebrüllt, als ich ihn am Sattel festgebunden habe. Harry ist da anders«, fuhr er fort und sein Gesicht strahlte vor Stolz. »Er konnte schon allein reiten, bevor er drei war, und hätte in den Ställen übernachtet, wenn ich ihn gelassen hätte. Er ist der geborene Reiter – ein Gewinn für den Namen Cadwallader.«
    Eloise wurde das Herz schwer, und sie wagte nicht, ihn anzusehen. Ihre Söhne waren ihre ganze Freude, das einzig Gute anihrer unglückseligen Ehe. Wenn Edward doch nur geduldiger mit Charles sein könnte, wäre das Leben für sie alle leichter. »Charles wird sein Pony schätzen lernen, so wie Harry, wenn man ihn nur freundlich behandelt.«
    »Ich habe keine Zeit, mich über Charles’ Versagen zu unterhalten. Major Johnston hat uns innerhalb einer Stunde in die Kaserne beordert.« Er verließ den Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
    Eloise lauschte seinen schweren Schritten auf der Treppe und dem dumpfen Aufprall seiner Stiefel beim Durchqueren seines Zimmers. Seufzend griff sie nach der Zeitung und versuchte sich auf ein paar veröffentlichte Gedichte zu konzentrieren, gab es jedoch auf, als sie merkte, dass sie kein Wort aufgenommen hatte. Sie legte die Zeitung beiseite und ging durch die offenen Türen auf die Veranda hinaus.
    Die gepflegten Rasenflächen reichten hinunter bis an die Dünen, wo das Meer funkelnd auf dem Sandstrand auslief. Möwen und Brachvögel kreisten über dem Strand, ihre Schreie wurden mit dem Wind herübergetragen. Sie atmete die salzige Luft ein, die den Duft der Rosen mit sich trug, aber das brachte ihr nicht den gewohnten Trost.
    Die Jungen kickten einen Ball mit dem Sträflingsgärtner und seinem Lehrling, wobei Harry wie üblich die Führung übernahm. Charles lachte, sein helles Haar glänzte in der Sonne, wenn er hin und her lief, sein Gesicht strahlte vor Freude – so anders als der bleiche kleine Junge, der in Gegenwart seines Vaters zitterte.
    Sie schienen im Augenblick zufrieden, allerdings fragte sie sich unwillkürlich, ob die Nähe der Jungen zueinander nicht von der Atmosphäre im Haus ausgelöst worden war. Ihnen zuliebe hatte sie versucht, die Fassade einer glücklichen Ehe

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