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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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suchen.«
    »Wo sind eure Männer?«, fragte der junge Ire.
    »Die müssen jeden Augenblick zurückkommen«, log Nell. »Sie sind nur raus, um die Mutterschafe zusammenzutreiben.«
    »Und eure Sträflinge?«
    »Die schlafen da hinten, nicht hier im Haus«, antwortete sie.
    »Geht und weckt sie«, befahl er den anderen. »Ich werde den Rest des Hauses durchsuchen und komme dann gleich zu euch.« Er wartete, bis alle draußen waren, und wandte sich dann wieder an die Frauen. »Verzeihen Sie, meine Damen«, sagte er mit irischem Akzent. »Bei unserer Revolution geht es nicht darum,Frauen zu erschrecken, aber ich muss die anderen Zimmer überprüfen.«
    Nell betrachtete ihn argwöhnisch. Sie sah einen etwa fünfzehnjährigen Jungen vor sich, an dessen dürrem Körper die Kleider wie an einer Vogelscheuche hingen. Er hatte schwarzes Haar, blaue Augen und ein energisches Kinn – und wenigstens war er nüchtern und höflich. »Dann sei aber leise«, sagte sie. »Die Kinder schlafen.«
    Nell führte ihn durch den kurzen Flur, doch noch ehe sie nach dem Riegel greifen konnte, flog die Tür auf.
    Amy stand da in ihrem Nachthemd als Silhouette vor dem Lampenschein, das rötliche Haar fiel über ihre Schultern. Mit ihren auffallend blauen Augen betrachtete sie den Eindringling. »Wer bist du, und was willst du? Du hast alle aufgeweckt.«
    »Tut mir leid«, stammelte er und wurde rot, »aber ich muss nach Waffen suchen.«
    »Hätte ich eine Muskete, dann hätte ich sie für dich gebraucht«, entgegnete sie.
    Nell beobachtete den Wortwechsel amüsiert, jetzt, da sie wusste, dass der Junge es nicht böse meinte. Amy mit ihren dreizehn Jahren wuchs zu einer Schönheit heran, doch sie hatte das feurige Temperament ihrer Mutter und ließ sich von niemandem etwas gefallen. Der Junge war voller Bewunderung und gab sich große Mühe, es nicht zu zeigen. Wäre die Situation nicht so gefährlich gewesen, hätte sie es vielleicht lustig gefunden.
    »Und?« Amy verschränkte die Arme. »Verschwindest du jetzt?«
    »Ich wünsche euch allen eine gute Nacht«, murmelte der Junge. Dann, als wolle er noch einmal aufbegehren, hob er den Arm und rief: »Tod oder Ruhm! Es lebe die Revolution!«
    Sie standen wie erstarrt. Die Stille dröhnte in den Ohren.
    Er lief puterrot an und rannte aus dem Haus.
    Nell begegnete Alice’ Blick, und sie krümmten sich vor Lachen. Amy kicherte. »Womit klar ist«, sprudelte es aus ihr heraus, »Gnade Gott der Revolution, wenn das der Anführer ist.«
    Constitution Hill, 5. März
    Niall und seine Mitsträflinge erreichten Constitution Hill, als die Sonne gerade über dem Horizont auftauchte. Die Plünderung der Farmen hatte sie mit Musketen, Munition, Nahrungsmitteln und Rum versorgt, und die meisten von ihnen standen beileibe nicht mehr fest auf den Beinen.
    Cunningham und sein Mitverschwörer, William Johnston, warteten noch immer auf Nachricht aus Parramatta. »Wir werden exerzieren, bis das Zeichen kommt«, rief Cunningham.
    Niall gesellte sich zu den anderen. Immer mehr trotteten herbei. »Es hätte schon vor Stunden kommen sollen«, sagte er zu Cavenah. »Meinst du, wir sind wieder verraten worden?«, fragte er, während sie die Gewehre präsentierten, in grober Formation hin und her marschierten und ihre Musketen luden.
    Der Ältere zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Aber bei dem Tempo ist keiner von uns fähig zu kämpfen. Ich bin erschöpft.«
    Auch Niall war ermattet, doch die Erregung darüber, was sie bisher erreicht hatten, und die Erinnerung an ein rothaariges Mädchen in einem fast durchsichtigen Nachthemd hielt ihn auf den Beinen.
    Eine Stunde später ließ Cunningham den Drill abbrechen. »Die Nachricht kann nicht durchgekommen sein«, sagte er ihnen. »Ohne die Rebellen aus Parramatta sind wir zu wenige, deshalb werden wir, statt die Garnison sofort anzugreifen, nach Greenhills marschieren und dort die Rebellen vom Hawkesbury treffen.«
    Auf dem Weg nach Parramatta, sechs Uhr
    Edwards Begeisterung für einen guten Kampf hatte einen Dämpfer erhalten: Major George Johnston hatte den neunundzwanzig Mitgliedern des Corps und den fünfzig Milizsoldaten befohlen,die Nacht durchzumarschieren. Voller Ungeduld und in denkbar schlechter Laune ließ Edward sein Pferd im Schritt gehen und schwor den irischen Schweinehunden, die ständig Ärger machten, Rache – und dem Major, der sich anscheinend alle Zeit der Welt lassen wollte, ihren Aufstand zu unterdrücken.
    Ein gleichmäßiger Trott und klirrendes

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