Insel der Traumpfade Roman
Head Farm, August 1804
Mandawuy lehnte an seinen Krücken und schüttete sich aus vor Lachen, als die Jungen versuchten, die Ferkel einzufangen und in die Pferche zurückzubringen. Es war ein lustiger Anblick, wenn sie in die Luft griffen, während die Ferkel zwischen ihren Beinen hindurchwitschten.
»Es ist schön, dich lachen zu hören, Mandawuy«, sagte Ezra und stellte sich neben ihn an den Zaun. »Du bist bald wieder so gesund, dass du an ihrem Spaß teilhaben kannst, aber das Bein muss zuerst richtig verheilen.«
Mandawuys Lachen versiegte. Er konnte inzwischen verstehen, was der alte Mann sagte, denn er hatte viele Monde auf Hawks Head zugebracht – doch er antwortete nur selten in derselben Sprache. »Ich muss zu meinem Volk zurück«, sagte er in seiner eigenen Sprache. »Eure Art zu leben ist nicht meine.«
»Können wir dich nicht überreden, deine Meinung zu ändern?« Ezras Stimme war sanft. »Hier hast du zu essen, Unterkunft und Arbeit, und unsere Eingeborenen werden dich gern in ihrer Mitte aufnehmen, wenn du es willst.«
Mandawuy beobachtete die nackten Jungen, die über den Hof rannten. Was Ezra sagte, stimmte. Eigenartig, denn er war nicht davon ausgegangen, sich mit diesen Schwarzen anzufreunden, die mit den Weißen in Eintracht zusammenlebten. Sie hatten Wert darauf gelegt, ihm ihre Freundschaft anzubieten, und hatten gut über die Weißen gesprochen, die ihnen Schutz boten. Das alles war äußerst verwirrend. Mandawuys Erfahrung mit dem weißen Mann rührte vom Massaker am Ort des Honigbienentraums und von den Überfällen auf die Farmen, wo man sie mit Kugeln und Peitschen empfangen hatte.
Ezra schien seine Gedanken lesen zu können. »Nicht alle weißen Männer sind grausam zu deinem Volk, Mandawuy. Susan heilt die Kranken und unterrichtet die Kinder, und ich versuche auf meine bescheidene Weise, sie in die Kirche Gottes zu holen. Wir alle sind Seine Kinder, Mandawuy, ob schwarz oder weiß, und deshalb ist es unsere Pflicht, sie auf den rechten Pfad in Sein Reich zu führen.«
Mandawuy hatte festgestellt, dass Ezra ein besonderer Mann war – ein weißer Ältester mit großer Weisheit –, also hatte er ihm höflich zugehört, wenn Ezra seine Geschichten erzählte. Dennoch ergaben sie wenig Sinn für ihn und schienen ihm eigenartig im Vergleich mit denen, die er als Kind vernommen hatte. Das machte ihn rastlos, und er wollte zu seinem Volk zurück. »Ich werde jagen, um etwas zu essen zu haben, und die Erde ist meine Unterkunft«, erwiderte er. »Ich brauche euren Gott nicht.«
»Susan wird traurig sein«, sagte Ezra, als seine Frau zu ihnen kam. »Sie hat dich in ihr Herz geschlossen.«
Mandawuy schaute schüchtern auf die Frau, die ihn so freundlich behandelt hatte. Sie würde ihm fehlen, denn er mochte sie inzwischen, obwohl sie anders roch als die Frauen seines Stammes und so eigenartige Kleidung trug.
»Höchste Zeit, dass wir dich aus der Sonne holen«, sagte sie. »Komm, ich helfe dir.«
Er war wütend auf sich selbst, dass er Zuneigung für eine Weiße empfand – zornig, dass er sich durch ihre Freundlichkeit und ihre sanfte Stimme hatte einwickeln lassen. Er setzte die Krücken auf und versuchte, sein Gewicht auf das beschädigte Bein zu verlagern. Er wurde von Tag zu Tag kräftiger, und der Schmerz hatte so weit nachgelassen, dass er erträglich war – bis er versuchte, ohne Hilfe zu gehen. Er zischte vor Verärgerung.
»Komm«, bot ihm Susan an. »Stütz dich auf mich.«
Mandawuy schüttelte ihre Hand ab und humpelte über die Lichtung hinweg in den Schatten eines Eukalyptusbaums. Er warf die Krücken hin, ließ sich auf den Boden fallen und funkelte sie wütend an, als sie ihm folgte. »Frau gehört Boss«, rief er. »Mandawuy ist Krieger, kein Kind!«
»Wie du willst«, erwiderte sie freundlich. »Das Essen steht in zehn Minuten auf dem Tisch, wenn du also unbedingt allein zurechtkommen willst, dann kannst du kommen und es dir holen.«
Mandawuy starrte finster in die Ferne. Je eher er ging, umso besser wäre es, denn hier verweichlichte er – genau wie die anderen Eingeborenen, die hier lebten. Er fragte sich, was wohl aus Tedbury und den anderen geworden war, denn allem Anschein nach hatten sie ihn im Stich gelassen. Er hatte gehört, wie Susan und Ezra von einem Überfall auf eine andere Farm weiter flussaufwärts gesprochen hatten, doch er hatte nicht alles verstanden und war zu stolz gewesen, sie um eine Erläuterung zu bitten. Nun war Tedbury anscheinend im
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