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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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musste einen Weg aus diesem katastrophalen Chaos finden, bevor er sich Ende der Woche mit Carlton traf. Ein schneller Ritt über den Strand würde ihm den Kopf frei machen – er würde seine fünf Sinne brauchen, wenn er den Bankrott vermeiden wollte.
    Kaserne in Sydney, sechs Tage später, September 1804
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte Edward und durchmaß seinen privaten Raum in der Kaserne mit langen Schritten. »Ich habe kein Geld, und in ein paar Stunden soll ich Carlton treffen.«
    »Ich habe versucht, dich zu warnen«, murmelte Willy Baines, »aber mein Ratschlag wurde ja wie üblich überhört.«
    Edward gefiel die Selbstgefälligkeit im Ton des Mannes nicht, aber er musste zugeben, dass er recht hatte. Das Bedürfnis, Carlton im Kartenspiel zu schlagen, war zu einer Besessenheit geworden, und da die Schulden anstiegen und seine Geschäftsvorhaben missglückten, hatte es ihn noch fester im Griff.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der nächste Schritt fiel ihm schwer, aber er hatte keine andere Wahl.
    »Du kannst mir nicht zufällig fünfzig Guineen leihen? Ich habe dich oft genug aus dem Schlamassel gezogen, und du musst irgendwo ein ziemliches Sümmchen versteckt haben.« Er war sich bewusst, wie verzweifelt er klang, doch er musste etwas tun, um Carltons Zahlungsforderungen hinauszuschieben.
    Aus Willy Baines’ barschem Gelächter sprach kein bisschen Humor. »Woher sollte ich denn so viel Geld bekommen? Ich habe weder ein Grundstück, noch privates Einkommen – im Gegensatz zu manchen anderen. Du musst schon ein paar von deinen famosen Pferden verkaufen – oder das Haus an der Watsons Bay.«
    »Niemals!«
    Willy zuckte mit den Schultern. »Stolz bezahlt dir deine Schulden nicht«, sagte er mit der Sorglosigkeit eines Mannes, der wenig Mitleid und nichts zu verlieren hatte. »Carlton würde dir das Haus als Gegenleistung für deine Schuldscheine aus der Hand reißen, und der Verkauf der Pferde würde dir genug einbringen, um von vorn anzufangen.« Aus seinem Lächeln sprach der blanke Hohn. »Es würde dir nicht schaden zu erfahren, wie wir anderen mit unserem Sold überleben.«
    Wut stieg in Edward auf. »Wie kannst du es wagen , so mit mir zu reden? Deine Unverschämtheit ist nicht zu ertragen.«
    » Ich bin es nicht, der hier völlig abgebrannt ist, Captain, und ich darf dich daran erinnern, dass ich viel zu viel weiß, als dass du irgendetwas gegen meine › Unverschämtheit ‹ tun könntest, wie du es nennst.« Er setzte seine Mütze auf. »Carlton würde dich früher oder später kriegen – das wussten wir beide, aber du warst zu anmaßend, es zuzugeben.« Er ging zur Tür.
    »Keiner hat gesagt, dass du abtreten darfst!«, brüllte Edward.
    Willy drehte sich um. »Ich habe um eine Versetzung nach Van Diemen’s Land gebeten«, sagte er. »Und ab heute bist du nicht mehr mein befehlshabender Offizier.«
    Edward sank auf den Stuhl, den Kopf auf beide Hände gestützt. In den vergangenen beiden Jahren hatte sich sein Trupp, der immer so eng zusammengehalten hatte, weitgehend aufgelöst, und wenn Willy wegging, würde der Rest folgen. »Sollen sie doch alle in Port Phillip oder Van Diemen’s Land vor die Hunde gehen oder wohin sie sonst abhauen – ich kann auch ohne sie überleben.«
    Er lauschte den fernen Geräuschen von draußen. Eiskalt überfiel ihn das Gefühl der Einsamkeit. Er konnte niemandem mehr vertrauen. Seine Gedanken liefen im Kreis und kehrten immer wieder zu seinem Vater und dem vernichtenden Schlag zurück, den er ihm mit seinem Testament versetzt hatte.
    Seine Taschenuhr schlug und schreckte ihn auf. Carlton dürfte bereits unterwegs zum Treffpunkt sein, und er hatte ihm nichts anzubieten. Er konnte nur noch hoffen, hatte aber das ungute Gefühl, dass die Zeit abgelaufen war.
    Der französische Jude James Larra war in London erwischt worden, als er mit Diebesgut Handel trieb, hatte jedoch während seiner Haftzeit in Australien die Möglichkeiten erkannt, die dieses Land bot. Daher hatte er nach seiner Freilassung seine Landzuteilung in Anspruch genommen und in Parramatta ein Wirtshaus gebaut. Der Verkauf von Getränken war gewinnbringend, und das Lokal hatte schon bald einen guten Ruf, weil dort ausgezeichnetes Essen serviert wurde. Edward war nicht überrascht, als er sah, dass Henry Carlton ein Abendessen bestellt hatte, um sich die Wartezeit zu verkürzen.
    »Sie sehen aus wie jemand, der ein großes Geschäft im Sinn hat«, sagte Carlton. Edward

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