Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
Vom Netzwerk:
er gestorben war, spürte er trotzdem einenimmensen Verlust. Er grübelte darüber nach, dass sein Hass womöglich eine Art Liebe gewesen war – Liebe und Hass waren schließlich enge Verbündete.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den Brief mit dem allzu vertrauten Siegel. Es war an der Zeit, den letzten Willen seines Vaters zu lesen.
    »Papa geht es nicht gut«, sagte Eloise, als sie kurz darauf ins Zimmer trat und den Geruch nach Seeluft mit sich brachte. »Charles und Harry haben versucht, ihn aufzumuntern, aber der Tod deines Vaters hat ihn zutiefst bekümmert.«
    Edward schaute vom Testament auf. Er hatte kaum ein Wort von ihr zur Kenntnis genommen, denn er war vor Schreck wie betäubt. »Er hat mich betrogen.«
    Eloise sah ihn aufmerksam an. »Wer hat dich betrogen?«
    »Vater«, sagte er heiser. »In seinem Testament.«
    »Ich verstehe nichts«, flüsterte sie. Vor Angst zitternd, wich sie einen Schritt vor ihm zurück.
    Edward war so wütend, dass er beinahe unzusammenhängend daherredete. Er riss den Brief an sich, der dem Testament beigefügt war, und wedelte damit vor ihrer Nase herum. »Die beiden Handelsschiffe wurden vor Kairo von Napoleons Invasionstruppe versenkt, und die gesamte Ladung ging verloren. Er hat seine Ländereien bis zum völligen Ruin vernachlässigt, und die Farmen haben seit Jahren keinen Gewinn abgeworfen.«
    Er knirschte mit den Zähnen. »In dem Londoner Besitz ist etwas Geld gebunden, und natürlich werden Land und Dörfer in Cornwall immer ein gewisses Einkommen sichern – aber viel wird es nicht sein.«
    »Vielleicht kannst du sie mit dem hier erworbenen Vermögen wieder rentabel machen?«
    »Sei nicht albern, Weib!«, fauchte er. »Was ich habe, würde nicht einmal ansatzweise den Schaden reparieren, den mein Vaterangerichtet hat.« Er warf ihr die Papiere zu. »Und das ist noch nicht alles. Lies das Testament, und sieh selbst!«
    Er ging an den Tisch und goss sich großzügig Weinbrand ein, kippte ihn hinunter und schenkte nach.
    Als sie schließlich von den Papieren aufschaute, war ihr Gesicht blass, die Augen vor Sorge weit aufgerissen. »Es muss doch einen Ausweg geben«, sagte sie nervös. »Vielleicht, wenn du nach London fährst …«
    »Um was zu tun? Mit der Mütze in der Hand zum Anwalt gehen und darum betteln, mir die letzten paar Guineen zu überlassen, die er für die Jungen in Verwahrung hat? Ihn dahin bringen, die Urkunden und Vertragsbestimmungen zu übergehen, mit denen mein Vater fein säuberlich alles blockiert hat, solange ich lebe?« Er leerte sein Glas und füllte es erneut. »Mein Vater war immer schon ein verteufelter Mistkerl, und sein letzter Wille beweist, dass er entschlossen war, mich noch im Tod zu übervorteilen«, knirschte er. »Er hat alles, was einen Wert besitzt, den Jungen hinterlassen. Ich erbe eine Ruine in Cornwall und einen wertlosen Titel, mehr nicht.«
    »Aber es heißt darin, es gebe ein lebenslanges Einkommen aus dem Treuhandvermögen«, sagte sie, »und wir leben doch ganz bequem hier. Mit deinen anderen Erträgen sollte es doch reichen.«
    Edward schleuderte das Glas auf das Kamingitter, wo es in winzige Scherben zersprang. »Hol dich doch der Teufel, Eloise! Hast du mir denn nicht zugehört?« Er baute sich vor ihr auf und packte sie an den Armen. »Ich habe mich auf mein Erbe verlassen. Wie zum Henker sollte ich denn wissen, dass mein Vater mich zugunsten meiner Söhne übergehen und mir kaum ein Taschengeld hinterlassen würde?« Er stieß sie von sich.
    »Was hast du getan, Edward?«
    »Ich habe mein Erbe beliehen«, sagte er, kehrte ihr den Rücken zu, stützte sich am Kamin ab und starrte in die Flammen. »Die Aussicht auf einen Titel und Ländereien in England sind immergut für eine Anleihe.« Er ballte die Fäuste und holte tief Luft. »Ich hätte nie damit gerechnet, dass er mir nur einen Hungerlohn vererben würde.«
    »Wie konntest du dich auf dein Erbe verlassen, wenn dein Vater noch viele Jahre hätte leben können?«, fragte sie.
    Er trat vom Kamin zurück und vergrub die Hände in den Hosentaschen, um sich daran zu hindern, sie zu schlagen. »Ich gehe aus«, sagte er, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    »Edward, warte!« Flehentlich streckte sie eine Hand nach ihm aus.
    »Ich habe dir genug gesagt.« Er verließ den Raum, schritt aus dem Haus zu den Ställen und schrie den Stallburschen an, sein Pferd zu satteln.
    Dann schwang er sich auf, trieb dem Pferd die Sporen in die Flanken und galoppierte zum Strand. Er

Weitere Kostenlose Bücher