Insel der Traumpfade Roman
ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. »Möchten Sie etwas essen?«
Bei dem Gedanken an Essen wurde Edward übel. »Ich nehme nur etwas Wein«, sagte er, ergriff die Flasche und schenkte sich großzügig ein.
Henry Carlton aß den perfekt gegrillten Fisch zu Ende, legtesein Besteck beiseite und tupfte sich die Lippen mit einer Leinenserviette ab. »Wir wollen die geschäftlichen Dinge rasch hinter uns bringen, damit wir uns entspannen können.« Er lehnte sich zurück mit der Haltung eines Mannes, der sich rundum wohl fühlte. Nur eine gewisse Härte in seinem Blick sagte Edward, dass seine Geduld allmählich erschöpft war. »Haben Sie mein Geld?«
Edwards Hand zitterte, als er einen Schluck Wein trank, und er stellte das Glas rasch wieder auf den Tisch. »Ich trauere um meinen Vater«, sagte er und setzte eine dementsprechend feierliche Miene auf. »In einer solchen Zeit über Geld zu sprechen, grenzt an Gewöhnlichkeit.«
»Gewöhnlich oder nicht, Sir, Sie schulden mir über fünfhundert Guineen.«
»Ich brauche mehr Zeit.«
»Davon hatten Sie reichlich.«
»Aber es wird Wochen dauern, die Angelegenheiten meines Vaters zu regeln. Sobald das erledigt ist, bekommen Sie Ihr Geld.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Carlton. »Denn Ihre Söhne sind seine Hauptbegünstigten.« Sein Blick war unbewegt und völlig unpersönlich.
Edward starrte ihn verblüfft an. »Woher wissen Sie das?«
»Ich verfüge über viele verschiedene Kontakte. Anwaltsgehilfen werden nicht gut bezahlt. Also, wo ist mein Geld?«
»Ich habe es nicht.«
Die grauen Augen betrachteten ihn kalt. »Das habe ich mir schon gedacht. Was schlagen Sie vor, um Ihre Schulden zu begleichen?«
»Ich habe Pferde, gute Vollblüter. Sie müssen an die hundert Guineen wert sein.«
»Ich habe selbst Pferde.«
»Ich besitze eine Bäckerei und zwei Schnapsläden in der Stadt. Als Eigentum sind sie nicht viel wert, aber sie werfen viel ab.«
»Ich habe nicht den Wunsch, in den Einzelhandel einzusteigen.«
Schweiß rann an Edwards Wirbelsäule entlang. »Dann ist da noch mein Haus.«
Carlton lächelte, doch sein harter Blick blieb unverändert. »Ach ja. Wie ich hörte, ist es sehr schön. Ein ziemlicher Palast für diese Gegend.«
Hoffnung kam auf. »In der Tat«, sagte Edward hastig. »Aus den besten Materialien gebaut mit drei Morgen Land und einem Stall. Es ist stabil und solide und hat einen herrlichen Blick über das Meer.«
»Dessen bin ich mir sicher«, murmelte Carlton. »Ich habe auch gehört, dass der Stuck prächtig ist, und die Kandelaber wurden aus Italien importiert.«
»Die schmiedeeisernen Ofengitter kommen aus England«, sagte Edward eifrig.
Carlton, den das nicht zu beeindrucken schien, schenkte sich gemächlich Wein nach, während der Wirt auf seinen Wink hin eine Zigarre für ihn anschnitt und ihm Feuer gab. Nachdem er sich an Wein und Zigarre gelabt hatte, wandte er sich wieder Edward zu. »Es wäre eine Schande, Ihrer Frau und den Kindern das Zuhause zu rauben«, erklärte er.
Edward schwitzte jetzt am ganzen Körper, trotz des scharfen Windes, der durch die Ritzen in den Holzwänden pfiff. »Ich werde ein anderes finden«, sagte er schnell. »Vielleicht nicht ganz so großartig, aber es muss reichen, bis ich mir wieder ein besseres leisten kann.«
Carltons Miene war schwer zu deuten. »Sie haben im Lauf der Jahre eine Menge Geld mit Ihren geschäftlichen Unternehmungen gemacht. Das Monopol, das Sie und andere Offiziere über den Verkauf von Rum innehaben, dürfte ein ordentliches Einkommen sichern«, bemerkte er. »Warum sagen Sie so hartnäckig die Unwahrheit und behaupten, Ihre Schulden nicht begleichen zu können?«
»Ich habe Ausgaben«, gestand Edward ein. »Das Einkommen deckt sie kaum. Der Handel floriert zwar, aber der Gewinn verteiltsich über viele.« Er hasste die Demütigung, sich vor diesem Mann bloßstellen zu müssen – verabscheute es, zuzugeben, dass er auf der ganzen Linie versagt hatte. »Sie sehen also«, sagte er mit aller Ruhe, die er aufbringen konnte, »ich habe nicht gelogen.«
Schweigen trat ein, und je länger es dauerte, umso nervöser wurde Edward. Carlton spielte mit ihm. »Das Haus, die Pferde und die Läden sind alles, was ich zu bieten habe. Nehmen sie einen Posten oder alle, und die Schuld ist abgetragen.«
»Ich brauche kein Haus«, sagte Carlton, rauchte die Zigarre zu Ende und drückte sie in einer Glasschale aus. »Meine Unterkunft reicht aus, und ich habe vor, gegen Ende
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