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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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Brust.
    Alle Farbe wich aus Susans Gesicht, als sie sich über ihn beugte. »Es sollte nicht grausam sein, mein Liebster«, flüsterte sie. »Ich hatte Angst, wenn du die Wahrheit gewusst hättest, hätte es jegliche Liebe zerstört, die du für mich empfandest.«
    Sein Blick hielt sie fest, während er mit dem Atmen kämpfte. »Niemals«, keuchte er. »Dafür war sie zu stark.« Er versuchte, Susan wieder zu berühren, doch anscheinend fehlte ihm die Kraft. »Ich habe sie gefunden, Susan. Ich habe unsere Tochter gefunden …«
    »Sie lebt?« Susan ergriff seine Hand.
    Jonathan schwieg, sein Atem kam stoßweise.
    »Erzähl mir von ihr«, drängte sie. »Jonathan, bitte. Sprich mit mir.«
    »Sie sieht aus wie du«, murmelte er und verstummte für immer.
    »Nein«, schrie Susan auf und warf sich über ihn. »Du kannst mich nicht verlassen – nicht jetzt«, tobte sie. »Jonathan – du musst mir sagen, wo sie ist. Bitte, Liebster. Bitte! Ich habe schon eine Tochter verloren. Verdamme mich nicht dazu, eine weitere zu verlieren.«
    Mandawuy trat einen Schritt zurück, während Susan tobte und auf die Brust des toten Mannes einschlug. Es war, als hätten die Geister von ihrem Verstand Besitz ergriffen, und ihm gefiel diese veränderte Susan nicht.
    »Susan, was ist denn nur los?« Ezra lief durch das Gras auf sie zu. Er erreichte Mandawuy, und sein Gesicht wurde aschfahl. Susan bemerkte ihn nicht, denn sie hatte den Toten in die Arme geschlossen und wiegte ihn wie ein kleines Kind. »Was ist hier passiert, Mandawuy?«
    »Mann kam schnell auf dem Pferd, sehr schnell. Pferd gestürzt, Mann am Boden.«
    »Er wollte mich besuchen«, sagte Susan und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht.
    »Warum? Welchen Grund sollte dieser Mann haben hierherzukommen?«
    »Er hatte Nachrichten von Ann, deiner Schwägerin«, sagte sie und versuchte, gegen ihre Tränen anzukämpfen, »aber er starb, bevor er mir sagen konnte, was es war.«
    Mandawuy runzelte die Stirn. Er musste die Szene, die er mit angesehen hatte, falsch verstanden haben, denn Susan schilderte sie anders, als er es getan hätte. Verwirrt schaute er zwischen Susan und Ezra hin und her. Diese Weißen würde er nie verstehen.
    Arbeiter von der Farm waren Ezra rasch gefolgt. Das Pferd wurde erschossen, um es zu erlösen, und Jonathans Leiche wurde auf einen Karren geladen. Susan ging hinterher, eine einsame Gestalt, gramgebeugt.
    Mandawuy sah ihnen nach, bis sie in den Hof einbogen und außer Sichtweite waren. Er hatte von diesen guten Menschen vieles gelernt – Dinge, die er immer in sich tragen würde. Sie hatten ihm bewiesen, dass Schwarz und Weiß zusammenleben konnten, dass ihnen dieselben Ängste und Freuden gemeinsam waren – aber nicht alle Weißen waren wie Ezra und Susan, und sein Volk musste auf der Hut sein.
    Mit einem letzten Blick auf die Farm tat Mandawuy den ersten Schritt seiner langen Wanderung nach Norden. Zeit, nach Hause zu gehen.

Siebzehn
     
    Kernow House, Watsons Bay, September 1804
    E dward saß im Wohnzimmer, tief in Gedanken versunken. Ein großes Feuer loderte im Kamin, um die Winterkälte zu vertreiben, die Vorhänge waren zugezogen, und das Donnern der Brandung drang nur gedämpft herein. Eloise und die Jungen besuchten den Baron, und im Haus war es still.
    Stirnrunzelnd besah er den Stapel Briefe, den der Diener hereingebracht hatte. Er würde sie später lesen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, starrte ins Feuer und dachte an seinen Vater. Sein Tod war ein furchtbarer Schock gewesen, die Nachricht wurde von einem Reiter überbracht, den man aus Hawks Head geschickt hatte – und ihm war nach wie vor ein Rätsel, was Jonathan dort zu suchen hatte. Edward hatte kaum Zeit genug gehabt, sich wieder zu fassen, als die Leiche seines Vaters auch schon auf einem Karren in die Stadt gebracht wurde. Die Beerdigung hatte noch am selben Abend stattgefunden.
    Tief seufzend dachte Edward an jenen merkwürdigen Tag zurück. Die Collinsons waren nicht zum Gottesdienst geblieben, und Eloise hatte sich geweigert, daran teilzunehmen. Er hatte mit dem Baron neben dem offenen Grab gestanden, während der Priester eintönig die Andacht herunterleierte. Edward hatte nicht begreifen können, was geschehen war. Er wünschte, er könnte trauern. Doch die Jahre des Schmerzes, den sein Vater ihm zugefügt hatte, als er ihn in der Kindheit missachtet und später dafür gesorgt hatte, dass man ihn in die Wildnis versetzte, waren zu fest in ihm verankert. Doch nun, da

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