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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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verteilen. Er macht sich dort einen mächtigen Feind, und die Händler kochen ebenso vor Wut wie das Corps.«
    »Das System des Tauschhandels hat ganz gut funktioniert, aber nur das Corps und die Händler haben während der Flut im letztenJahr profitiert, als alles infolge der Knappheit hoch im Kurs stand. William Bligh setzt endlich Grenzen für alle, die auf unsere Kosten und durch unsere Arbeit fett geworden sind. Ich kann ihn nur loben.«
    George schnaubte. »Das würdest du nicht sagen, wenn du in meiner Lage wärst«, gab er zu bedenken. »Bligh hat angefangen, den Händlern Handelsbillets vorzuenthalten, seitdem sich ein entkommener Sträfling auf einem von Macarthurs Schiffen versteckt hat. Wir alle laufen nun Gefahr, dass damit ein Präzedenzfall geschaffen ist, und ich muss sicherstellen, dass unsere Schiffe vom Bug bis zum Heck durchsucht werden, bevor wir den Hafen verlassen. Wenn ich das Recht verliere, hier zu handeln, bin ich erledigt.«
    »Das bezweifle ich.« Ernest zog das Halstuch noch fester über seine Nase, um den Staub abzuwehren. »Du treibst Handel zwischen hier und Nord- und Südamerika, und mit deinen neuen Trankesseln in Van Diemen’s Land hast du viel mehr Möglichkeiten als die meisten anderen.«
    »Und trotzdem behaupte ich, der Mann ist ein Ärgernis«, beharrte George. »Sein neuer Stadtentwicklungsplan schafft Probleme für alle, die ein Stück Land von der Regierung gepachtet haben. Er hat einige Pächter gezwungen, ihre Häuser abreißen zu lassen, ohne Entschädigung anzubieten.«
    »Dein Lager und das Geschäft sind aber nicht in Gefahr, oder?«
    »Noch nicht – aber wer kann schon sagen, was der Mann als nächstes vorhat?«
    »Er ist unser Gouverneur«, sagte Ernest. »Er hat die Macht zu tun, was ihm gefällt.«
    »Er missbraucht sie«, knurrte George. »Seine Sprache stinkt zum Himmel, seine Manieren sind so ungehobelt, dass er den Spitznamen Caligula zu Recht trägt. Es würde mich nicht überraschen, wenn Macarthur und Johnston einen Putsch anzetteln, um ihn zu vertreiben.«
    Schweigend ritten sie weiter. Nur das Brüllen der Rinder begleitete sie auf ihrem Weg zu den saftigeren Weiden am Fluss.George wusste, sein Bruder war nicht von seiner Meinung abzubringen, und da es zwecklos war zu streiten, ließ er von dem Versuch ab. Bligh war von der britischen Regierung offensichtlich zum Gouverneur ernannt worden, weil ihm der Ruf eines harten Mannes vorausging – und der wurde gebraucht, um das Corps im Zaum zu halten. Doch er packte die Sache falsch an und würde seine wohlverdiente Strafe bekommen. Das New South Wales Corps war eine mächtige Truppe, und da Macarthur sie aufhetzte, konnte es nicht mehr lange dauern, bis es Scherereien gab. George war froh, dass er gegen Ende des Monats wieder auf See sein würde.
    Er zog sich den Hutrand über die Augen, um sich den Staub vom Leib zu halten. Die durch den starken Regen im vergangenen Jahr verursachten Überschwemmungen waren längst zurückgegangen, und jetzt war die Erde steinhart, das Gras wurde welk – und der Hawkesbury River rauschte noch immer durch das Tal, doch der Wasserstand war niedriger als sonst. In Australien gibt es keine halben Sachen, dachte er düster. Überflutung oder Dürre, Völlerei oder Hungersnot, dazwischen gab es nichts außer Feuer, marodierenden Eingeborenen und hin und wieder einem entlaufenen Sträfling, um das Leben interessant zu machen. Seine frühere Rastlosigkeit hatte sich wieder eingestellt, und er zählte die Tage, bis er die salzige Gischt auf seinem Gesicht und die eisigen Winde aus der Antarktis spüren würde.
    »So, so, George«, sagte Ernest kurz darauf, »du hast also endlich eine junge Dame mitgebracht, damit Mutter sie kennenlernt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert wir sind, dass du vernünftig geworden bist. Mutter hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, dass noch eine Frau in die Familie kommt, und Miss Hawthorne macht einen charmanten Eindruck.«
    George hielt den Blick starr auf die Rinder gerichtet, die von den Hunden vorangetrieben wurden. Nach den vielen ungewohnten Stunden im Sattel taten ihm sämtliche Knochen weh. »Sie ist nur eine Freundin, Ernie«, sagte er mürrisch.
    »Du bist dreiunddreißig, und es wird Zeit, dass du dich niederlässt. Miss Hawthorne ist in dich verliebt, und ich glaube nicht, dass du sie eingeladen hättest, wenn deine Absichten nicht rechtschaffen wären.«
    Es war ein Fehler gewesen, sie mitzunehmen, dachte George. Er hatte es in

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