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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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und eine Träne rollte auf das gestärkte Leinen.
    Edward und die anderen Offiziere des Corps waren früh am nächsten Morgen ins Regierungsgebäude bestellt worden.
    »Die Taten Ihrer Offiziere sind verräterisch«, tobte Gouverneur Bligh gegenüber Major Johnston. »Ich verlange die Rückgabe der Gerichtsakten, die das Corps festhält.«
    Edward stand bei seinen Offizierskollegen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös er war. Bligh war wütend genug, sie alle hängen zu lassen, und er konnte nur beten, dass Johnston die Ruhe bewahrte.
    »Ich verlange einen neuen Gerichtsrat und Macarthurs Freilassung auf Kaution«, sagte Johnston, Haltung annehmend. »Meine Offiziere werden nicht vor Gericht gestellt, und Sie haben keine Rechtsprechung in Militärangelegenheiten.«
    »Sie sind nicht in der Position, etwas zu verlangen«, brüllte Bligh. »Ich handele als Gouverneur im Auftrag der Krone, und deshalb steht es mir frei, Sie alle wegen Verrats anzuklagen.«
    Johnston funkelte sein Gegenüber wütend an, und das nachfolgende Schweigen hatte etwas Bedrohliches. Ohne zu antworten, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum, gefolgt von seinen Männern. »Ich gehe schnurstracks zum Gefängnis und lasse Macarthur frei«, murmelte er, als sie in den Garten traten.
    »Ob das so klug ist, Sir?« Edward war sichtbar gereizt. Dieses ganze Gerede über Verrat und Tod durch den Strang steigerte nur sein Verlangen nach Alkohol.
    »Wenn Sie keine Lust haben, Captain, können Sie ja zurücktreten«, fuhr der Major ihn angewidert an, »aber ich warne Sie, Cadwallader, es wird in Ihrem alles andere als ehrenhaften Zeugnis nicht gut aussehen.«
    Edward schaute ihn hasserfüllt an. Johnston versuchte seit Jahren, ihn loszuwerden, und der Teufel sollte ihn holen, wenn er ihm jetzt die Gelegenheit dazu böte. »Dann werde ich Sie natürlich in vollem Umfang unterstützen, Sir«, erwiderte er.
    »Sie alle kehren in die Kaserne zurück und warten. Ich werde neue Befehle erteilen, sobald ich Macarthur freigelassen habe.«
    Der Morgen war fast verstrichen, als er zurückkehrte. »Ich habe eine von Macarthur aufgesetzte Petition, die schon von einigen unserer bekanntesten Mitbürger unterzeichnet wurde. Außerdem habe ich eine Anklage zur Inhaftierung Blighs entworfen, die ich ihm aushändigen werde. Ich erwarte, dass Sie alle unterschreiben.«
    Edward überflog den Wortlaut und setzte anschließend seine Unterschrift darunter. Dabei zitterte seine Hand so stark, dass sein Name kaum leserlich war. Ohne Zweifel begingen sie Verrat, denn die Anklage gegen Bligh lautete, er sei ungeeignet, in der Kolonie die höchste Staatsgewalt auszuüben. Johnston und alle Offiziere unter seinem Befehl forderten seinen Rücktritt und die Inhaftierung, damit sie die Macht übernehmen konnten. Edward hoffte inständig, dass Johnston wusste, was er da tat – er spürte bereits die Schlinge, die sich um seinen Hals festzog.
    Um sechs Uhr an jenem Abend hatte sich das Corps versammelt und marschierte mit fliegenden Fahnen und zu den Klängen einer Musikkapelle auf das Regierungsgebäude zu, um Bligh zu verhaften.
    Edward sah, wie Blighs Schwester effektvoll mit ihrem Sonnenschirm um sich schlug. Sie war die einzige Verteidigung desGouverneurs, jedoch durchaus unangenehm für alle, die ihr Schirm traf. Nachdem man sie kurzerhand in einen Schrank eingesperrt hatte, erhielten Edward und die anderen den Befehl, das Haus zu durchsuchen.
    Bligh entdeckte man in voller Paradeuniform unter seinem Bett.
    »Sie sind so ein Feigling«, schnaubte Johnston, »verstecken sich hinter den Röcken Ihrer Schwester und kriechen am Boden.«
    Johnston verlas die Anklage. »Sie werden unter Hausarrest gestellt, bis Sie sich bereit erklären, von Ihrer Position zurückzutreten und wieder nach England zu gehen.«
    »Ich wurde von der britischen Regierung ernannt«, entgegnete Bligh. »Ich werde hier als Gouverneur bleiben, bis man mich auf rechtlichem Weg von meiner Pflicht entbindet.« Er atmete schwer, und seine Wut war ihm deutlich anzusehen. »Ich werde dafür sorgen, dass jeder einzelne von euch Dreckskerlen dafür gehängt wird.«
    Auf dem Rückweg brach Edward der Schweiß aus. Die Tat war vollbracht, und es gab kein Zurück – doch es drohten harte Folgen.
    Keiner von denen, die an der Inhaftierung und Verwahrung ihres Gouverneurs beteiligt waren, ahnte, dass ihnen noch zwei lange Jahre des Zanks bevorstanden, bis Bligh offiziell seines Amts enthoben

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