Insel der Traumpfade Roman
gegeben, und Macarthur und Johnston haben sich selbst als Gouverneur und Gerichtsrat eingesetzt?«
Thomas nickte. »Trotz ihrer Ränke hat Bligh sich jedoch nicht hinauswerfen lassen. Es war Gesprächsthema Nummer eins in der Kolonie, aber rückblickend hatte es auch seine heiteren Momente.«
George liebte eine gute Geschichte. »Dann erzähl«, sagte er aufgeräumt.
Thomas machte es sich in seinem Sessel bequem. Seit er die Armee verlassen hatte, war er etwas korpulent geworden, und jetzt, im Alter von einundvierzig Jahren, zeugte sein Leibesumfang von den Kochkünsten seiner Frau und der Bequemlichkeit seines großen Hauses in Balmain. »Sie stellten Bligh im Regierungsgebäude unter Arrest, doch er weigerte sich, abzutreten. Johnston setzte seinen vorgesetzten Offizier Colonel Paterson über die Ereignisse in Kenntnis, doch der war in Port Dalrymple in Van Diemen’s Land und ließ sich nur ungern in die Angelegenheit hineinziehen, bevor nicht klare Befehle aus London vorlagen. Als er hörte, dass Foveaux als Vizegouverneur nach Sydney zurückkehrte, überließ er ihm die Angelegenheit.«
»Was wurde aus Macarthur?«
Thomas grinste. »Er musste abtreten, als Foveaux die Sache in die Hand nahm. Er hatte die meisten Geschäfte der Kolonie abgewickelt, nachdem Bligh unter Arrest gestellt worden war, und ich vermute, er ging davon aus, man würde ihm das Amt des Gouverneurs übertragen. Er war also nicht gerade erfreut.«
»Er hatte schon immer eine hohe Meinung von sich selbst«, murmelte George. »Ich kann nicht sagen, dass es mir leid tut, wenn man ihn ein oder zwei Sprossen zurückgestuft hat.«
»Foveaux hielt Bligh weiterhin unter Hausarrest und machte sich daran, die Straßen, Brücken und Gebäude instand zu setzen, die vernachlässigt worden waren. Als noch immer keine Nachricht aus England kam, was Bligh betraf, schickte er einen Befehl an Paterson, umgehend zurückzukommen.«
»Und, hat er das gemacht? Oder wollte er sich seine Hände noch immer nicht schmutzig machen?«
»Er schickte Johnston und Macarthur unter Anklage des Verrats nach England und sperrte Bligh in die Kaserne, bis er einen Vertrag unterzeichnet hatte, in dem er sich bereit erklärte, nach England zurückzukehren. Dann hat er sich ins Regierungsgebäude zurückgezogen und Foveaux die Leitung der Kolonie überlassen.«
»Der Mann ist für seine Nerven zu bewundern.« George brach in schallendes Gelächter aus.
»Eigentlich sollte man Bligh bewundern.« Auch Thomas lachte auf. »Im Januar vergangenen Jahres wurde er Kapitän auf der Porpoise unter der Bedingung, dass er nach England zurückkehrte. Doch sobald er vom Ufer aus nicht mehr zu sehen war, begab er sich auf direktem Weg nach Hobart und ersuchte David Collins, den Vizegouverneur von Van Diemen’s Land, um Unterstützung.«
»Der Mann besitzt eine teuflische Unverfrorenheit«, platzte George heraus.
Thomas nickte. »Collins hätte womöglich geholfen, wenn Bligh seinen Mund gehalten hätte, doch wie üblich beleidigte er den Mann und hielt ihm in aller Öffentlichkeit eine Strafpredigt, woran Collins natürlich Anstoß nahm. Bligh saß dann fast ein Jahr lang an Bord der Porpoise fest. Schließlich kamen Anweisungen aus London, und Lachlan Macquarie wurde im letzten Januar als Gouverneur eingesetzt.«
»Und Bligh? Ist er noch immer in Van Diemen’s Land?«
Thomas leerte seinen Whisky. »Er ist gerade in Sydney, um Beweise für die Verhandlung zu sammeln, die in London zur Anklage gegen George Johnston stattfinden wird. Man rechnetdamit, dass er bald aufbricht, denn die Anhörung ist für Oktober festgesetzt.«
George lächelte. »Offensichtlich gibt es keine Möglichkeit, einen guten Mann niederzuhalten. Verblüffend finde ich nur, dass Bligh der Einzige ist, der mit einem gewissen Ruhm aus der Sache hervorgeht. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Admiralität ihn befördert und ihm eine eigene Flotte gibt.«
»Es sind schon eigenartigere Sachen passiert.« Thomas bestellte noch zwei Gläser. »Zumindest geht es in der Kolonie jetzt geordneter zu, nachdem Macquarie verantwortlich ist. Er ist ein kluger Mann.«
»Was hat er gemacht?«
»Er hat alle Beamten, die Johnston und Macarthur entlassen hatten, wieder eingestellt und alle Zuteilungen von Land und Viehbeständen rückgängig gemacht, die unter ihrer Herrschaft getätigt wurden, doch um die Ruhe zu wahren und Racheakte zu verhindern, hat er selbst entsprechende Zuteilungen vorgenommen. Allem Anschein
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