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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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hinter Jacks Hof her und hatte den Bullen absichtlich zu Jacks Kühen getrieben. Nachdem Jack abtransportiert war, plante er, die Farm für einen Apfel und ein Ei zu kaufen.« Sie richtete den Blick wieder auf den Horizont. »Jack war unschuldig, aber er war auch einfallsreich und hatte einen guten Freund bei den Richtern, der ihm half, den Hof mir zu überschreiben, bevor er verurteilt wurde.«
    »Sein Vertrauen in Sie muss überwältigend gewesen sein«, stellte Carlton fest.
    »Stimmt – und ich habe nie aufgehört, daran zu glauben, dass er eines Tages wieder frei sein würde, um nach Hause zu kommen.«
    »Aber Sie reisen allein nach New South Wales, so dass ich annehmen muss, dass es nie eingetreten ist.«
    Alice streckte die nackten Füße aus. »Wir wurden am Vorabend unserer Hochzeit auseinandergerissen, und als ich jahrelang nichtsvon ihm hörte, verlor sogar ich allmählich alle Hoffnung. Ich hatte schreckliche Geschichten über die Zustände an Bord der Zweiten Flotte gehört und wusste, es würde an ein Wunder grenzen, wenn er überlebt hatte.« Sie lächelte. »Dann trafen seine Briefe ein, einige waren ein Jahr oder länger unterwegs gewesen, aber alle waren voller Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.«
    Sie wusste, man sah ihr die Freude deutlich an. »Er liebte mich noch immer, Mr Carlton, obwohl man ihn geschlagen, in Ketten gelegt und sechs Monate im Rumpf eines Sträflingsschiffes eingesperrt hatte, gefesselt an einen Toten. Er liebte mich so sehr, dass er unseren Traum selbst in seinen dunkelsten Stunden lebendig hielt.«
    Carltons Miene hatte sich erhärtet. »Die Grausamkeit von Menschen gegen Menschen stößt mich immer wieder ab«, sagte er verbittert. »Die Strafe sollte dem Verbrechen angemessen sein, doch das ist selten der Fall, und diejenigen, die eine Vergeltung am meisten verdienen, kommen oft mit heiler Haut davon.« Er brachte ein Lächeln zustande. »Doch der menschliche Geist ist bemerkenswert widerstandsfähig – so wie Sie. Sie mussten bestimmt viel Mut aufbringen, um den Hof zu verlassen und auf eigene Faust eine so lange Reise anzutreten.«
    Alice bemerkte die stählerne Härte hinter dem äußerlich entspannten Verhalten und fragte sich, welche Ungerechtigkeit er ertragen musste und wer ihm etwas angetan hatte. Was es auch war, sie rechnete Mr Carlton zu den Menschen, die so etwas nicht zuließen, ohne auf Rache zu sinnen.
    »Ich war nie weiter als bis zum nächsten Marktflecken gekommen«, gab sie zu, »und hätte ich gewusst, dass ich fast drei Jahre lang in Kapstadt feststecken würde, hätte ich vielleicht nicht den Mut gehabt, es zu tun.« Sie wackelte mit den Zehen. »Aber jetzt bin ich hier, auf dem Weg zur anderen Seite der Erde, zu einem Mann, der in meinem Herzen und durch seine Briefe weitergelebt hat. Ich vermute, er hat sich verändert. Kein Mann könnte durchmachen, was er erdulden musste, ohne davon berührt zu werden, aber es ist ein Wagnis, das ich gern eingehe.«
    Henry Carlton schüttelte den Kopf. »Miss Hobden, nur selten ist man in Gesellschaft einer so bewundernswerten Frau, und ich würde es als eine große Ehre empfinden, wenn Sie mir erlauben würden, Ihr Freund zu werden.«
    »Ist dabei inbegriffen, dass Sie mich begleiten, wenn ich die Schafe füttere und ihnen Wasser gebe, Mr Carlton?«, hänselte sie ihn.
    »Nur wenn Sie darauf bestehen.« Er lachte. »Ich habe in Kapstadt Bedienstete, die sich um meine Tiere kümmern und viel mehr über Tierhaltung verstehen als ich – aber es soll nicht heißen, dass ich nicht willens bin zu lernen.«
    Alice schaute ihn nachdenklich an. »Sie haben sich meine Geschichte angehört, Mr Carlton, aber was ist mit Ihrer?«
    »Ich bin ein wohlhabender Mann, der gern reist«, sagte er leichthin. »Ich dachte mir: Fahr doch mal nach New South Wales und sieh dir an, welche Gelegenheiten sich dort auftun!«
    Sein Ausdruck veränderte sich nicht, doch sein Blick wurde wieder hart, und Alice wusste, dass Henry Carltons Reise nur wenig mit Abenteuerlust zu tun hatte.

Drei
     
    Sydney Town, November 1797
    J ack Quince war in der Hoffnung auf eine Nachricht von Alice regelmäßig in die Stadt gekommen. Seine Partner, Billy und Nell Penhalligan, hänselten ihn deshalb unablässig, doch nach so vielen Jahren war es nicht mehr witzig, und er spürte, dass Billy zunehmend ungehalten reagierte, wenn er mit der Arbeit auf ihrer Farm Moonrakers allein gelassen wurde.
    Der Morgen hatte angefangen wie jeder andere, und nach einem

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