Insel der Traumpfade Roman
Dienstmädchen vor geraumer Zeit im Hotel abgesetzt, und da er das Getue um das Kind nicht ertragen konnte, war er zum Kai gegangen, um Frieden und Ruhe zu finden. Mindestens eine Stunde hatte er dort verbracht und sich zwangsläufig damit unterhalten, die Empress zu beobachten, als sie um die Landzunge herum in den Hafen segelte. Die Zeit hatte sich in die Länge gezogen, und seine Geduld war bis an die Grenzen strapaziert.
»Von Irma habe ich erfahren, dass dein Vater endlich in der Stadt ist«, sagte Eloise, während sie auf der Promenade warteten.
Edward setzte absichtlich eine nichtssagende Miene auf.
»Warum hast du uns nicht vorgestellt?«, fragte Eloise stirnrunzelnd. »Wir sind seit fast einem Jahr verheiratet, Edward.«
Edward spürte die vertraute Abscheu in sich aufsteigen. Sein Vater war tatsächlich nach Sydney zurückgekehrt. Er hatte ihn sogar eben gesehen, als er den Pier entlangschlenderte, hatte sich aber abgewandt, bevor sein Vater ihn ansprechen konnte. Edward zwang sich zu einem Lächeln. »Mein Vater ist gerade erst vonseiner Expedition in den Norden zurückgekommen. Ich hatte noch keine Zeit, euch miteinander bekannt zu machen.«
»Vielleicht wäre heute die ideale Gelegenheit«, erwiderte sie mit einer gewissen Schärfe. »Er könnte zu unserem Picknick mitkommen.«
»Mein Vater mag keine Picknicks«, behauptete er. »Und ich glaube, er will seine Ruhe haben, bevor er sich auf das gesellschaftliche Parkett begibt.«
»Wie schade!«, entgegnete Eloise. »Ich war mir sicher, er würde deine Frau und seinen Enkel gern kennenlernen, und ich weiß, mein Vater brennt darauf, mit ihm über die Expedition zu reden.« Sie schaute ihn fragend an. »Man sollte fast meinen, er geht uns aus dem Weg.«
Zu Edwards Erleichterung tauchte der Baron im Eingang auf, womit die Unterhaltung beendet war.
Eloises Vater sah prachtvoll aus in seinem gut geschneiderten Cut, schneeweißer Kniehose und Seidenstrümpfen, mit dem Hut unter dem Arm. »Ein schöner Morgen«, dröhnte er. »Ja, wirklich. Ein sehr schöner Morgen, und im Hafen ankert ein neues Schiff.« Er rieb sich die Hände und strahlte zufrieden. »Neue Gäste sind immer willkommen.«
»Oh, Papa, das sieht dir ähnlich. Immer hast du das Geschäft im Blick!« Eloise lachte.
Der alte Narr küsste seine Tochter auf die Wange, und Edward musste die Zähne zusammenbeißen. Die Federung der offenen Kutsche ächzte, als der Alte sich auf den Sitz fallen ließ. Edward stieg neben ihnen auf, nickte dem Kutscher zu, und das Gefährt setzte sich in Bewegung.
Jack konnte nicht länger warten. Sobald die Rampen herabgelassen wurden, rannte er an Deck. Er schob sich durch das Gedränge und suchte wie verrückt nach Alice. Dann, als er schon glaubte, sie verpasst zu haben, stand sie vor ihm.
Passagiere und Mannschaft schoben sich an ihnen vorbei, doch sie rührten sich nicht und schauten einander nur an. Jack erkannte das hübsche Lächeln und die warmen braunen Augen, die sein Herz vor so vielen Jahren gefangen genommen hatten, und obwohl Alice ein bisschen zu dünn war, tat sein Herz einen Sprung beim Anblick des geliebten Gesichts und ihres wallenden Haars. Er wagte kaum zu glauben, dass sie nicht nur das Produkt seiner Phantasie war, und stand wie angewurzelt.
Alice trat zögernd einen Schritt auf ihn zu. Dann noch einen.
Er breitete die Arme aus, Tränen verschleierten ihm die Sicht. Sie lief auf ihn zu. Dann hielt er sie fest – aus Angst, sie würde verschwinden, falls er sie losließ. Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, und seine Finger tauchten in ihren prächtigen Haarschopf. Wie gut es tat, sie wieder in den Armen zu halten, ihren Geruch einzuatmen, die Süße ihrer Lippen zu schmecken – und zu wissen, sie war warm und echt und endlich da, wo sie hingehörte!
»Ich bekomme keine Luft.« Kichernd befreite sie sich aus seiner Umarmung. »Du hast kein bisschen Kraft eingebüßt, Jack Quince«, neckte sie ihn. »Behandelst eine Frau noch immer wie ein Schaf bei der Schur.« Sie berührte sein Gesicht und betrachtete ihn eingehend.
Was sah sie? Konnte sie den verkrüppelten Mann noch lieben, der vor ihr stand, auch wenn sie einen jüngeren, stärkeren, gesünderen Jack in Erinnerung hatte? Sein Puls hämmerte, und er betete um ein Wunder.
»Du hast mir gefehlt.« Errötend legte sie den Kopf in den Nacken und schaute zu ihm auf. »Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet, und ich kann kaum glauben, dass ich nicht träume.« Zögernd
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