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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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berührte sie wieder sein Gesicht, und in ihren Augen standen Tränen. »Ich liebe dich, Jack Quince«, flüsterte sie.
    Da ihm die Worte fehlten, neigte er den Kopf, küsste sie sanft und drückte sie an sein Herz.
    Eloise beobachtete die Passagiere, welche die Gangways hinuntergingen und sich auf dem Kai unter die versammelten Menschen mischten. Die Empress war ein hübscher Anblick, und es war immer aufregend, die ankernden Schiffe zu sehen und sich zu fragen, welche Handelsgüter sie wohl geladen hatten.
    Während ihr Vater weiter auf sie einredete, wurde sie auf einen einzelnen Mann aufmerksam, dessen Ruhe ihn aus dem Treiben auf dem Pier hervorhob. Sie schätzte ihn auf knapp fünfzig. Er war kräftig gebaut, und seine aufrechte, hoheitsvolle Haltung wurde noch durch den eleganten Schnitt seines Mantels unterstrichen. Der Mann betrachtete das Durcheinander ringsum und stützte sich dabei lässig auf einen Stock mit Elfenbeingriff. Da sein braungebranntes Gesicht nicht durch einen Hut geschützt wurde, sah man sein dunkles, grau durchsetztes Haar. Der Mann kam Eloise irgendwie bekannt vor, doch wusste sie beim besten Willen nicht, warum. Sie konnte sich nicht an eine Begegnung erinnern, und zu den Stammgästen des Hotels gehörte er auch nicht.
    Er war schon bald vergessen, als das Gespann an den Trupps aneinandergeketteter Sträflinge vorbeifuhr, an der Backsteinfabrik, der Wäscherei und schließlich die Watsons Bay erreichte. Es war ein schöner Tag, die Sonne stand am klaren blauen Himmel, der Fahrtwind milderte die Hitze, die sich gegen Mittag verstärkte, auf angenehme Weise. Wie gut tat es, nach dem langen Wochenbett wieder draußen zu sein! Wenn Edward ihr nur erlaubt hätte, das Kind mitzunehmen, wäre ihr Glück vollkommen gewesen.
    Eloise beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, die ihr Mann mit ihrem Vater führte. Sie richtete den Sonnenschirm so aus, dass ihr Gesicht geschützt war, und lehnte sich an das bequeme Lederpolster. Sie folgten der Küstenlinie durch teilweise gerodetes Buschland, und der Duft von Eukalyptus und Pinien war berauschend. Sittiche und Rosellas schossen hin und her, und über dem Klirren des Pferdegeschirrs und dem Stampfen der Hufe vernahmsie den lachenden Gesang der Rieseneisvögel. Sie war überrascht, wie sehr ihr diese kleine Erkundungsfahrt gefiel.
    Ein kurzer Blick auf Edward sagte ihr, dass er ausnahmsweise einmal nüchtern war und sich mit seiner Erscheinung Mühe gegeben hatte. Die rote Uniformjacke war frisch gebügelt, die Messingknöpfe und Epauletten blitzten. Seine Kniehose und die Strümpfe leuchteten weiß wie der Schnee in ihrer bayrischen Heimat, und die Schnallenschuhe waren poliert. Er sah so gut aus, dass nur wenige vermuten würden, was für hässliche Charakterzüge er besaß. Die Zurückweisung ihres gemeinsamen Sohnes und sein Verhalten während der Schwangerschaft machten Eloise noch immer sehr zu schaffen.
    Sie erreichten eine Anhöhe. Die Sonne funkelte auf dem Meer, sprenkelte das blasse Gras mit goldenen Tupfern und warf lange Schatten zwischen die Bäume. Durch einen Eukalyptushain erblickte sie das noch unfertige Haus, und obwohl sie nicht erwartet hatte, besonders beeindruckt zu werden, musste sie doch zugeben, dass seine luftige, dem Meer zugewandte Lage ideal war.
    »Was hältst du davon?«, fragte Edward und befahl dem Kutscher anzuhalten.
    Sie behielt ihre Beherrschtheit bei, die sie sich in den letzten Monaten angewöhnt hatte, wenn sie mit ihm redete. »Höchst reizvoll.«
    Damit schien er zufrieden zu sein, und sie fuhren wieder weiter. Die Kutsche holperte über das unebene Gelände und hielt schließlich neben dem Haus. Nichts deutete darauf hin, dass daran gearbeitet wurde, und Edward erklärte, er habe den Männern einen Tag frei gegeben.
    Eloise nahm seine ausgestreckte Hand, stieg aus dem Zweispänner und drehte sich sogleich zu ihrem Vater um, dessen Wangen rot glühten. »Du wirkst ein bisschen überhitzt«, sagte sie. »Vielleicht wäre es klüger, wenn du deinen Hut aufsetzen würdest, statt ihn unter dem Arm zu tragen?«
    »Töchter!«, stieß er, an Edward gewandt, in gespielter Empörung hervor. »Sie haben immer etwas auszusetzen.« Unsanft stülpte er sich den Hut über und stapfte durch das hohe Gras auf das Haus zu. »Komm, Junge! Zeig mir, was es mit dem ganzen Wirbel auf sich hatte.«
    Eloise bemerkte, dass ihr Mann zusammenzuckte, und musste unwillkürlich lächeln. Ihr Vater hatte noch nie viel um Konventionen

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