Insel der Traumpfade Roman
sie spürte das Kratzen seines Schnurrbarts, seine suchende Zunge, und musste gegen den Wunsch ankämpfen, ihn von sich zu stoßen.
Edward ließ sie los. Sein Gesicht war rot angelaufen, die Augen funkelten. »Ich glaube, es wird Zeit, dass man uns allein lässt, meinst du nicht?«
»Dein Vater kam, um mir zu sagen, dass er nach London abreist«, sagte Eloise.
Edward wirbelte herum. »London?«
Als Jonathan zu reden begann, merkte Eloise, dass ihr Mann sie vorerst vergessen hatte. Sie zog sich aus dem Raum zurück, schloss die Tür, raffte die Röcke und floh in den Salon. Edwards laute Stimme ließ nichts Gutes ahnen, und sie fürchtete sich vor der kommenden Nacht.
Balmain, Mai 1798
George band seinem Pferd die Vorderbeine zusammen und ließ es neben Eloises Braunem grasen. Zwei Wochen waren seit ihrer letzten Begegnung vergangen, und er hatte sich schon Sorgen gemacht, denn er hatte gehört, dass Edward Cadwallader wieder in Sydney Town war.
Er holte die Decke und eine Flasche Wein aus seiner Satteltasche und ging dann zwischen den Bäumen hindurch zur Waldlichtung. Unter seinen Stiefeln raschelte das welke Laub.
Eloise lief auf ihn zu. »Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr«, schluchzte sie.
Er ließ alles fallen und zog sie an sich. Etwas Furchtbares musste passiert sein, wenn sie derart außer sich war. »Was ist los, Liebste?«, fragte er drängend.
Sie trat zurück, hielt sein Gesicht zwischen den Händen und küsste ihn so heftig, dass es ihm den Atem raubte. »Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich.«
Sanft hielt er sie von sich ab. Ihre Augen schwammen in Tränen, und die Art und Weise, wie sie sich an ihn klammerte, zeigte deutlich, dass sie in Schwierigkeiten steckte. »Was ist passiert, Eloise?«
»Man hat uns entdeckt! Edwards Vater weiß Bescheid.«
George erstarrte. »Hat er es seinem Sohn gesagt? Hat Edward dich geschlagen? Bist du verletzt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur mein Herz ist verletzt. Edward weiß nichts.« Sie klammerte sich jetzt noch fester an ihn. »Oh,George. Wir dürfen uns nicht wiedersehen – wir können nicht riskieren, dass uns noch jemand anders ertappt.«
Ihm war schwindelig. »Eloise, das kann nicht dein Ernst sein. Bitte, Liebste, beruhige dich. Wie hat der Earl es herausgefunden? Wir waren doch so vorsichtig.«
Aufmerksam hörte er ihr zu. Jedes Wort traf ihn wie ein eiskalter Wassertropfen, seine Liebe aber loderte in ihm, und er wusste, dass er Eloise nie loslassen könnte. Er umarmte sie, als sie weinte, und spürte, wie ihm selbst die Tränen kamen, während er seine Gedanken zu ordnen versuchte.
Ihr Schluchzen ließ nach, und er zog sie auf die Decke. »Verlass ihn«, bat er leise. »Bring das Kind mit, und wir gehen nach Amerika.«
Bebend rang sie nach Luft. »Ich wünschte, ich könnte es, und ich habe davon geträumt, dass wir zusammen sind – aber es ist nur ein Traum, George, es geht nicht.«
»Doch«, drängte er. »Wir können noch heute aufbrechen. Heute Abend soll ein Schiff ablegen.« Er ergriff ihre Hände. »Ich weiß, welchen Skandal es auslösen wird, und mir ist klar, dass du Angst hast, aber wir werden zusammen sein, Eloise – und gemeinsam können wir alles meistern.«
»Edward würde uns verfolgen.« Sie schluchzte. »Er ist reich und stammt aus einer einflussreichen Familie. Er würde dich umbringen, ohne zu zögern, und mich hierher zurückschleppen, damit er mich für den Rest meines Lebens strafen kann.«
»Wir werden ein Versteck finden. Bitte, Eloise«, flehte er sie an. »Du kannst nicht bei ihm bleiben.«
»Ich muss«, flüsterte sie. »Liebster George, ich liebe dich. Ich wünschte, die Dinge lägen anders. Aber wir haben das alles angefangen, obwohl wir wussten, dass es dumm war und dass wir unsere Zukunftspläne nur in unseren Träumen verwirklichen könnten, auch wenn wir uns noch so sehr lieben. Wir wussten, dass es eines Tages enden musste – und dieser Tag ist gekommen.«
»Aber wie kann ich dich gehen lassen, wenn mein Herz doch nur für dich schlägt?«
»Du kannst es, eben weil du mich liebst«, erwiderte sie. »Und weil wir mit Edwards Schatten über uns nicht glücklich sein könnten. Er würde bis ans Ende der Welt fahren, um seinen Erben zu finden.«
»Dann lass Charles zurück«, sagte er verzweifelt.
»Das könnte ich niemals! Und es erschreckt mich, dass du es auch nur vorschlägst.«
Er nahm sie wieder in die Arme. »Verzeih mir, Liebste! Ich weiß kaum, was ich rede.«
»Mir
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