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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Als die Tage länger wurden und die Arbeitsstunden zunahmen, bekam er die Prämie von fünf Pfund pro Ladung häufiger, als er sich hatte träumen lassen. Die Sträflinge schienen alles darauf anzulegen, durch Arbeit und richtige Ernährung bei Gesundheit zu bleiben.

    Er wusste wie alle auf dem viel befahrenen Fluss, dass die Sträflinge zur Botany Bay deportiert werden sollten, und behandelte sie deshalb großzügig. Schließlich würde er, wenn sie fahren mussten, kaum noch einmal eine auch nur halb so gute Mannschaft bekommen. Der Ricketts-Tabak war zusammen mit einem Fässchen besten Rums eingetroffen. Wenn Richard und seine Männer die Dienste eines der Proviantboote in Anspruch nehmen wollten, die hin und wieder besondere Waren verkauften, ließ er sie gewähren, vorausgesetzt, die Arbeit geriet darüber nicht in Verzug. Fasziniert beobachtete er, wie die Sträflinge Kleider aus Segeltuch, Seife, Schuhe, Scheren, Rasiermesser, Streichriemen, Wetzsteine, Staubkämme, Teeröl, Malzextrakt, Unterhosen, dicke Strümpfe, Salben, Bindfaden und feste Säcke kauften.
    »Ihr seid ja verrückt«, bemerkte er. »Die Botany Bay ist doch nicht die Arche Noah.«
    »Doch«, antwortete Richard ernst, »das ist ein guter Vergleich. Ich glaube nicht, dass es dort Proviantboote gibt.«
    Jem Thistlethwaite besuchte sie, sobald er etwas Neues erfuhr. Ende August konnte er ihnen mitteilen, Lord Sydney habe das Schatzamt in einem offiziellen Schreiben davon in Kenntnis gesetzt, dass 750 Sträflinge in eine neue Kolonie in Neusüdwales gebracht werden sollten, voraussichtlich in die Botany Bay. Die Sträflinge stünden unter Aufsicht der Königlichen Marine Seiner Majestät und würden von drei Kompanien Seesoldaten bewacht, die sich von der Ankunft in Neusüdwales an gerechnet für drei Jahre verpflichten müssten.
    »Sie werden euch nicht einfach an der Küste aussetzen«, sagte Mr Thistlethwaite, »so viel scheint sicher. Im Innenministerium wird eure Versorgung minuziös geplant. Doch werden nur männliche Sträflinge deportiert. Frauen sollen von benachbarten Inseln geholt werden, sicher auf dieselbe Weise, wie die Römer sich einst auf dem Quirinal Frauen von den Sabinern beschafften. Was mich daran erinnert, dass ich euch noch die vorliegenden Bände von Gibbons Verfall und Untergang des Römischen Reiches mitgeben muss.«
    »Herrje!«, rief Bill Whiting. »Indianerinnen! Was für welche
denn? Es gibt sie in allen Variationen von Schwarz über Rot bis Gelb, und schön wie Venus oder hässlich wie Medusa.«
    Im Oktober berichtete Mr Thistlethwaite jedoch, dass es keine Indianerinnen geben würde. »Das Parlament war nicht eben erfreut über die Anspielung auf den Raub der Sabinerinnen. Schließlich würden die Indianer ihre Frauen nicht verschenken oder verkaufen. Die Moralapostel jubelten. Weibliche Gefangene werden also ebenfalls verschifft - wie viele, weiß ich nicht. Vierzig Seesoldaten nehmen ihre Frauen und Familien mit, deshalb sollen auch verheiratete Männer und Frauen, die beide im Gefängnis sitzen, zusammen gehen. Solche Fälle gibt es offenbar.«
    »Wir kannten ein Paar in Gloucester«, sagte Richard. »Bess Parker und Ned Pugh. Ich habe keine Ahnung, was aus ihnen geworden ist. Wer weiß, vielleicht kommen sie ebenfalls mit, wenn sie noch leben…Doch es wäre gemein, Männer wie Ned Pugh und Frauen wie Lizzie Lock zu deportieren, die nächstes Jahr schon fünf von sieben Jahren abgesessen haben.«
    »Mach dir keine Hoffnung auf Lizzie Lock, Richard. Ich habe gehört, dass die zur Deportation bestimmten Frauen aus dem Gefängnis von London geholt werden.«
    Alle stöhnten auf.
    Eine Woche später war ihr Informant schon wieder da.
    »Für Neusüdwales wurden ein Gouverneur und ein Vizegouverneur ernannt, ein gewisser Captain Arthur Phillip von der Königlichen Marine und ein Major Robert Ross von den Seesoldaten. Da ihr unter Aufsicht der Marine steht, werdet ihr Bekanntschaft mit der neunschwänzigen Katze schließen, ohne die es in der Marine nicht zu gehen scheint und die sehr viel unangenehmer ist als ihr vierbeiniger Namensvetter.« Mr Thistlethwaite erschauderte und wechselte das Thema. »Es fanden noch weitere Ernennungen statt. Die Kolonie bekommt keine gewählte Regierung, sondern untersteht dem Seerecht. Es wird mehrere Ärzte geben und natürlich einen Kaplan - wie könntet ihr ohne unseren guten englischen Gott leben? Im Augenblick ist allerdings alles noch streng geheim und nicht offiziell.«
    »Wer

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