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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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bedachten Völkern der Welt? Und mit den Holländern, die den Teufel übers Ohr hauen würden, wenn sie damit Profit machen könnten? Nein, Mr Pitt besteht darauf, dass der Gouverneur selbst im Stande ist, sich mit sämtlichen Gouverneuren zwischen England und der Botany Bay zu unterhalten. Und da kam nur Captain Arthur Phillip in Frage.« Er lachte boshaft gackernd. »Ha-ha-ha! Auf solche Kleinigkeiten kommt es an, Richard. Denn es sind keine Kleinigkeiten. Wenn alles vorbei ist, sind sie freilich wieder vergessen. Wir stellen uns immer nur Männer wie Sir Walter Raleigh vor - einen Aufschneider, Freibeuter und Freund der Königin. Eine schwungvolle Geste mit dem Spitzentaschentuch, ein Schnuppern an seiner Duftkugel, und alle liegen ihm zu Füßen. Aber diese Zeiten sind vorbei. Unsere heutige Welt ist ganz anders, und wer weiß, vielleicht hat dieser Niemand Captain Arthur Phillip ja genau die Fähigkeiten, auf die es ankommt. Sir George Rose scheint es zu glauben und Mr Pitt und Lord Sydney ebenfalls. Dass Lordadmiral Howe anderer Meinung ist, ist unwichtig. Er mag Erster Seelord sein, aber noch wird England nicht von der Königlichen Marine regiert.«
     
    Ende Dezember kam Mr Thistlethwaite mit weiteren Nachrichten. Sein Publikum hatte sich enorm vergrößert, denn auf Grund des ständigen Kontakts der Gefangenen untereinander konnten inzwischen viel mehr Sträflinge Gesprächen folgen, die in einem Englisch geführt wurden, das dem Englisch gedruckter Bücher nahe kam.
    »Die Ausschreibungen sind abgeschlossen«, verkündete er seinen Zuhörern. »Und dabei gab es einige Tränen. Mr Duncan Campbell glaubte, mit seinen Anstalten schon genug am Hals zu haben, und gab überhaupt kein Angebot ab. Das billigste Angebot der Herren Turnbull Macaulay und T. Gregory - siebeneindrittel Pennys pro Tag und pro Nase - wurde abgelehnt, ebenso das der Sklavenhändler Camden, Calvert & King. Lord Sydney hielt es für unklug, mit dem ersten Transport eine Sklavenfirma zu beauftragen, obwohl auch ihr Preis sehr günstig war. Den Zuschlag erhielt deshalb ein Freund Mr Campbells namens William Richards junior. Er bezeichnet sich selbst als Schiffsmakler, doch seine Interessen
gehen weit darüber hinaus. Er hat natürlich Partner und arbeitet vermutlich eng mit Campbell zusammen. Die Seesoldaten, die euch begleiten, sind übrigens nicht zu beneiden. Denn sie bekommen nicht mehr zu essen als ihr, von einer täglichen Ration Rum und Mehl abgesehen.«
    »Wie viele von uns müssen gehen?«, fragte jemand aus Lancaster.
    »Fünf Truppentransporter werden rund fünfhundertachtzig männliche und knapp zweihundert weibliche Sträflinge befördern, außerdem zweihundert Seesoldaten plus vierzig Ehefrauen und Kinder. Dazu kommen drei Versorgungsschiffe. Die Königliche Marine ist durch ein Begleitschiff und ein bewaffnetes Schiff vertreten, das als Flaggschiff der Flotte fungieren wird.«
    »Truppentransporter?«, fragte ein Mann aus Yorkshire namens William Dring. »Was sind denn das für Schiffe? Ich bin ein Matrose aus Hull, deshalb interessiert es mich.«
    »Sie dienen hauptsächlich dazu, Truppen zu Zielorten in Übersee zu befördern«, erklärte Richard ruhig. »Ich glaube, es gibt in der Marine einige davon, allerdings müssen sie inzwischen schon ziemlich alt sein. Sie beförderten die Truppen in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und waren schon im Siebenjährigen Krieg im Einsatz. Es gibt auch Transporter für den Küstenverkehr, mit denen Soldaten innerhalb von England, Schottland und Irland verlegt werden, doch die wären viel zu klein. Jem, enthielt die Ausschreibung genauere Angaben zu den Schiffen?«
    »Nur dass sie in tadellosem Zustand und für eine längere Fahrt durch unbekannte Gewässer tauglich sein sollten. Sie wurden von der Marine inspiziert, aber ich weiß nicht, wie gründlich.« Mr Thistlethwaite holte tief Luft, dann beschloss er, die volle Wahrheit zu sagen. Was hatte es für einen Sinn, den armen Teufeln falsche Hoffnungen zu machen? »Dazu muss man natürlich sagen, dass nur sehr wenige Angebote eingingen. Lord Sydney hatte mit einem Angebot der Ostindischen Kompanie gerechnet, die die besten Schiffe besitzt. Er wollte die Kompanie sogar damit ködern, dass die Schiffe von der Botany Bay gleich nach Wampoa in China weiterfahren könnten, um dort Tee an Bord zu nehmen. Doch die
Kompanie war nicht interessiert. Sie lässt ihre Schiffe lieber über Bengalen nach Wampoa fahren, aus welchem

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