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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Grab. Ein falscher Schritt und wir sind weg.« Richard holte Luft. Er war selbst erstaunt, wie viel er redete. »Kein vernünftiger Mensch würde das, was wir tun, als Spiel bezeichnen, doch hat es einiges mit einem Spiel gemein. Man braucht eine gehörige Portion Grips, aber auch Glück, um es zu bestehen. Und ich gehöre offenbar zu den Glücklichen.«
    Während Richard sprach, wurde Mr Thistlethwaite plötzlich so manches klar, was er an Richard Morgan nie richtig verstanden hatte. Richard hatte sich in Bristol immer willenlos von anderen herumkommandieren lassen. Daran hatten auch Schicksalsschläge und Katastrophen und sogar William Henrys Tod nichts ändern können, bis Ceely Trevillian ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Im Gefängnis hatte Richard Leidensgenossen kennen
gelernt, die gestrauchelt waren wie er, und er hatte sich ihrer angenommen. Das Gefängnis hatte ihm ein Ziel gegeben, und er hatte eine Kraft entwickelt, von der nicht einmal er selbst wusste, dass er sie hatte. Er brauchte jemanden, den er mehr lieben konnte als sich selbst, und so hatte er es auf sich genommen, seine Schicksalsgenossen zu retten, die es mit ihm aus dem Gefängnis von Gloucester in fremde, unwirtliche Gefilde verschlagen hatte.
    Richard ist ein außergewöhnlicher Mensch, dachte Mr Thistlethwaite, und so jemand wird aus England verbannt. Obwohl er seine Fähigkeiten in England nie entfalten konnte. Aus dem willenlosen Opfer wurde ein zielstrebiger Kämpfer, und ich werde wahrscheinlich gar nicht mehr erleben, was noch alles aus ihm wird.
     
    Richard stellte seinen Freund den anderen Sträflingen vor, dann setzten sich alle vierzehn - einschließlich William Stanley aus Seend und Mikey Dennison -, um zu hören, was Mr James Thistlethwaite ihnen über ihre Zukunft zu erzählen hatte.
    »Ursprünglich«, sagte der Unterhalter so vieler gebildeter Damen Großbritanniens, »sollten die Sträflinge an Bord der Ceres nach Lemaine kommen. Das ist meines Wissens eine Insel inmitten eines großen afrikanischen Flusses, ungefähr so groß wie die Insel Manhattan in New York. Dort wärt ihr auch zweifellos innerhalb eines Jahres an einer Seuche gestorben. Ihr habt es Edmund Burke zu verdanken, dass Lemaine und ganz Afrika von der Liste möglicher Deportationsziele gestrichen wurden.
    Unterstützt und ermutigt von Lord Beauchamp, attackierte Burke im vergangenen März und April Mr Pitts Pläne, England von seinen Strafgefangenen zu säubern. Es sei besser, behauptete Burke, euch zu hängen, als an einen Ort zu verfrachten, an dem der Tod sehr viel langsamer und qualvoller wäre. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss trat zusammen, und Mr Pitt musste seine Afrikapläne begraben, wahrscheinlich für immer. In den Mittelpunkt des Interesses rückte nun der Vorschlag eines Mr James Matra, die Sträflinge in die Botany Bay in Neusüdwales zu schicken. Lord Beauchamp hatte vor allem kritisiert, dass Lemaine
sich außerhalb englischen Territoriums befinde und überdies in einem Gebiet, in dem Franzosen, Spanier und Portugiesen auf Sklavenjagd gingen. Die Botany Bay dagegen liegt zwar außerhalb englischen Territoriums, doch gehört sie auch nicht zum Territorium eines anderen Staates. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Ihr kostet England viel Geld ohne eine entsprechende Gegenleistung. Die Botany Bay wiederum könnte durch euch erst mal einen Gewinn für England abwerfen.«
    Richard zog ein Buch heraus und versuchte, der Gruppe auf einer Karte von Captain Cook zu zeigen, wo die Botany Bay lag. Allerdings waren nur wenige Männer so gebildet, dass sie mit der Karte etwas anfangen konnten.
    Mr Thistlethwaite kam ihm zu Hilfe. »Wie weit ist es von London nach, sagen wir, Oxford?«
    »Ziemlich weit«, meinte Willy Wilton.
    »So um die fünfzig Meilen«, sagte Ike Rogers.
    »Dann ist die Botany Bay zweihundertmal weiter von London entfernt als Oxford. Wenn ein Fuhrwerk von London nach Oxford eine Woche braucht, würde dasselbe Fuhrwerk für die Reise von Oxford zur Botany Bay zweihundert Wochen brauchen.«
    »Aber Fuhrwerke können nicht auf dem Wasser fahren«, warf Billy Earl ein.
    »Nein«, sagte Mr Thistlethwaite geduldig, »aber Schiffe können es, und sie sind viel schneller als Fuhrwerke, mindestens viermal so schnell. Das bedeutet, dass ein Schiff von London zur Botany Bay ein Jahr braucht.«
    »Wahrscheinlich nicht einmal so lange«, sagte Richard stirnrunzelnd. »Du solltest das aus deiner Zeit

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