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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nach zu schließen, Schotte, wie auch die meisten anderen Offiziere der Seesoldaten.
    Sergeant Knight und Corporal Flannery verschwanden in der Luke, doch die Sträflinge zögerten noch. Dann nickte Richard entschlossen seinen drei Gruppen zu und trat an die zwei Meter breite Öffnung im Oberdeck. Gott stehe uns bei! Er reichte dem hinter ihm stehenden Bill Whiting seine Kiste, warf seine beiden Säcke in die Luke und spähte hinein. Vier Fuß unter ihm stand ein schmaler Holztisch. Richard hockte sich auf den Lukenrand und glitt vorsichtig auf den Tisch, ließ sich die Kiste heruntergeben und wartete, bis die Kette so viel Spiel hatte, dass Bill ihm folgen konnte. Als alle sechs unten waren, stiegen sie von dem Tisch auf eine Bank und von dort auf den Fußboden. Sie fanden sich in einem schmalen Gang wieder, den ein weiterer Tisch mit Bänken begrenzte. Das Mobiliar war offenbar am Fußboden festgeschraubt, denn es bewegte sich keinen Millimeter, wenn sie dagegen stießen.
    »Hier rüber!«, bellte der Sergeant.
    Sie gehorchten und traten in einen weiteren Gang, der etwa sechs Fuß breit war. Sie befanden sich auf der linken, der Backbordseite, und spähten nach vorn in die Dunkelheit. Entlang der Bordwand waren Bettkästen angebracht, ähnlich wie auf der Ceres , nur dass sie zweistöckig waren. Die Kästen ruhten auf Pfosten, passten sich der geschwungenen Form des Rumpfes an und machten einen ziemlich stabilen Eindruck. Niemand würde sie in einem Tobsuchtsanfall zerlegen. Sie waren jeweils zehn Fuß lang. Die obere Etage lag etwas mehr als zwei Fuß unter dem Oberdeck, die untere wenig mehr als zwei über dem Fußboden, und die lichte Höhe zwischen den Etagen betrug ebenfalls gut zwei Fuß. Da zwischen
den Decksbalken sogar Ike Rogers bequem aufrecht stehen konnte, schätzte Richard die Höhe des Zwischendecks auf annähernd sieben Fuß. Seine Kopffreiheit im Stehen betrug einen halben Zoll.
    »Das sind eure Kojen«, sagte der Sergeant, ein abstoßender Kerl. Wenn er grinste, waren seine verfaulten Zähne zu sehen - die Zähne eines Mannes, der gern und kräftig dem Rum zusprach. »Erste Gruppe nach oben, erste Koje am Achterschott. Ich brauche eure Namen und Nummern. Corporal Flannery ist Ire und schreibt mit. Los!«
    »Richard Morgan, Nummer 203«, rief Richard. Er stellte einen Fuß auf die untere Pritsche und stemmte sich mit seinem Gepäck nach oben. Die anderen fünf folgten. Ikes Gruppe bekam die obere »Koje« daneben zugewiesen, abgeteilt durch eine dünne Trennwand. Stanley, Mikey Dennison und die vier Nachzügler aus Bristol bezogen die Koje unter ihnen, die Koje unter Ike belegten die sechs Nordlichter, darunter William Dring und Joe Robinson, die beiden Matrosen aus Hull.
    »Gemütlich«, gluckste Bill Whiting. »Ich wollte schon immer mal mit dir zusammen schlafen, Richard, Schätzchen.«
    »Halt den Mund, Bill! An Deck gibt es jede Menge Schafe!«
    Sechs Männer quetschten sich in eine Koje, die zehn Fuß breit, sechs Fuß tief und etwas mehr als zwei Fuß hoch war. Außer liegen konnte man hier nur zusammengekrümmt sitzen. Wie bucklige Zwerge saßen sie da und kämpften gegen die bleierne Verzweiflung an. Ihre Kisten und Säcke nahmen Platz weg, Platz, der ihnen fehlte. Jimmy Price begann zu weinen, und in der Nachbarkoje jammerten Joey Long und Willy Wilton. Mein Gott, was sollten sie tun?
    An der Steuerbordwand, drei Tische und sechs Bänke von ihnen entfernt, waren ebenfalls zweistöckige Verschläge angebracht. Sonst konnten sie kaum etwas erkennen, so sehr sie sich auch die Hälse verrenkten und in die Dunkelheit spähten. Unablässig sprangen Männer in Ketten auf den mittleren Tisch herab, wurden in den Gang getrieben und in eine Koje gepfercht. Als sechs der elf Gruppen auf der Backbordseite untergebracht waren, schickte
Sergeant Knight die Männer nach Steuerbord. Auch dort wurden die Kojen vom Achterschott nach vorn aufgefüllt - oben, oben, unten, unten.
    Richard beherrschte sich mühsam. Wenn er sich gehen ließ, würden alle zu heulen anfangen, und das konnte er nicht ertragen. »Gut«, sagte er forsch, »mal sehen, wo wir unsere Kisten unterbringen. Fürs Erste stapeln wir sie an der Bordwand, dann haben wir so viel Platz, dass wir dazwischen unsere Füße ausstrecken können. Ein Glück, dass wir die festen Gegenstände in die Kisten getan und Kleider und Lappen in Säcke gestopft haben. Die können wir jetzt als Kopfkissen benutzen.« Er befühlte die grobe Matte, auf der sie

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