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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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saßen, und erschauderte. »Decken haben wir nicht, aber wir können uns ja warm anziehen. Jimmy, hör bitte auf zu heulen! Tränen helfen uns nicht weiter.« Er beäugte den Querbalken, an dem die Trennwand zwischen ihrer und Ikes Koje befestigt war. »Wir müssen uns einen Schraubenzieher und Haken besorgen, dann können wir an dem Balken Sachen aufhängen. Nur Mut, es wird schon werden.«
    »Ich möchte mit dem Kopf an der Wand schlafen«, schniefte Jimmy.
    »Kommt nicht in Frage«, blaffte Will Connelly. »Wir legen uns so hin, dass wir beim Kotzen den Kopf über den Rand strecken können. Vergiss nicht, wir stechen in See, und eine Zeit lang werden wir ganz gehörig kotzen.«
    Bill Whiting lachte gequält. »Da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Wir kotzen auf die da unten, aber sie können nicht zu uns heraufkotzen.«
    »Gut beobachtet«, sagte Neddy Perrott und steckte den Kopf hinaus. »He, Tommy Crowder!«
    Crowders Kopf erschien. »Was gibt’s?«
    »Wir kotzen auf euch runter.«
    »Nur zu, dann lernt ihr mich kennen.«
    »Seht doch«, rief Richard dazwischen, »an dem Balken ist Platz bis rüber zu den Steuerbordkojen. Vielleicht können wir auf jeder Seite eine Art Regal anbringen und Sachen darin verstauen, vielleicht sogar unsere Kisten, auf jeden Fall aber die Büchersäcke und
die Filtersteine, die wir in Reserve haben. Dieser Sergeant Knight sieht mir ganz so aus, als wäre er einer Sonderration Rum nicht abgeneigt. Vielleicht können wir ihn dazu überreden, ein paar Planken, Bretter und Taue zu besorgen. Es wird schon werden, Jungs.«
    »Du hast Recht, Richard«, meinte Ike und lugte um die Trennwand. »Es wird schon werden. Besser hier als am Galgen.«
    »Genau, der Henkersstrick ist das Ende, aber das hier wird nicht ewig dauern«, sagte Richard, froh, dass Ike und seine Jungs auf ihn hörten.
     
    Nur durch die offene Luke im Oberdeck drang etwas Licht in das dunkle Gefängnis, und es stank fürchterlich nach verrottetem Fisch, faulem Fleisch und Exkrementen. Stunden verstrichen, wie viele, vermochte niemand zu sagen. Dann wurde die Luke mit einer Gräting aus Eisen verschlossen, die noch weniger Licht durchließ, und am vorderen Ende des Raums wurde eine Luke geöffnet. Doch auch diese zusätzliche Lichtquelle klärte sie nicht über die genaue Beschaffenheit des Gefängnisses auf. Weitere Sträflinge strömten herein. Viele weinten, ein paar schrien, wurden aber augenblicklich zum Schweigen gebracht, wie und von wem, konnten Richard und seine Kameraden nicht erkennen. Aber sie spürten, dass die anderen dasselbe empfanden wie sie.
    »Mein Gott«, rief Will Connelly verzweifelt. »Hier kann man nicht mal lesen! Ich werde verrückt!«
    »Unsinn«, sagte Richard streng. »Wenn wir uns eingewöhnt und unsere Sachen vernünftig verstaut haben, überlegen wir, wie wir uns die Zeit vertreiben können. Wir haben ja noch unsere Stimmen. Taffy und ich können singen, und andere bestimmt auch. Wir stellen einen Chor zusammen. Und wir können uns gegenseitig Rätsel aufgeben oder Geschichten und Witze erzählen.« Er hatte mit seinen Männern die Plätze getauscht, sodass er an der Trennwand zu Ikes Koje saß. »Hört mir zu, alle, die mich hören können! Wir werden lernen, uns die Zeit mit Dingen zu vertreiben, an die wir bisher nicht im Traum gedacht haben. Hier wird keiner durchdrehen. Wir werden uns an den Gestank und die
Dunkelheit gewöhnen. Wenn wir überschnappen, haben die anderen gewonnen, und das darf nicht sein. Wir lassen uns nicht unterkriegen!«
    Lange Zeit sprach niemand ein Wort, doch es weinte auch keiner mehr. Sie werden es schaffen, dachte Richard. Sie werden es schaffen.
    Zwei Seesoldaten kamen von der vorderen Luke nach achtern und nahmen den Häftlingen die Eisengürtel und die Kette ab, die sie miteinander verband, nicht aber die Handschellen. Sobald Richard sich frei bewegen konnte, glitt er von der Pritsche und suchte nach den Nachttöpfen. Wie viele waren da? Wie oft wurden sie geleert?
    »Sie stehen unter der Pritsche«, sagte Thomas Crowder. »Jeweils einer für sechs Mann. Was sind das nur für Verschläge, in denen wir hier hausen müssen. Prokrustes wäre auf eine solche Erfindung stolz gewesen!«
    »Du bist ja gebildet«, sagte Richard, hockte sich auf die Kante der unteren Pritsche und streckte stöhnend die Beine aus.
    »Ja. Aaron auch. Er ist aus Bristol, ich nicht. Ich wurde nur in Bristol geschnappt, als ich von der Mercury geflohen bin. Ich hab dort ein paar

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