Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Dinger gedreht. Unser Komplize - Aaron war auch dabei - hat uns verpfiffen. Wir wollten ein paar Leute schmieren, und in London hätte das wohl auch geklappt, in Bristol leider nicht. Zu viele Quäker und andere Moralapostel.«
    »Du bist aus London?«
    »Und du aus Bristol, wie ich aus deinem Akzent schließe. Connelly, Perrott, Wilton und Hollister kenne ich, aber dich habe ich im Bristol Newgate nie gesehen, Kamerad.«
    »Ich heiße Richard Morgan. Ich stamme aus Bristol, bin aber in Gloucester abgeurteilt worden.«
    »Ich habe gehört, was du vorhin gesagt hast, von wegen, dass wir uns irgendwie beschäftigen müssen. Wir sind dabei, wenn wir nur genug Licht zum Kartenspielen haben.« Crowder seufzte. »Und ich dachte, die Mercury sei eine Höllenfähre! Wir werden auf der Alexander eine schlimme Zeit durchmachen, Richard!«
    »Hast du etwas anderes erwartet? Diese Kähne wurden für den
Sklaventransport gebaut, und man hat uns genauso eng zusammengepfercht wie Sklaven. Der einzige Unterschied ist, dass wir die drei langen Tische haben und deshalb wohl im Sitzen essen dürfen.«
    Crowder rümpfte die Nase. »Marinefraß!«
    »Was erwartest du denn? Eine gepflegte Küche wie im Bush Inn?« Richard kletterte wieder nach oben, berichtete von den Nachttöpfen und holte die Filtersteine hervor. »Wir müssen das Wasser hier unbedingt filtern, aber dafür brauchen wir nicht zu befürchten, dass uns jemand den Platz streitig macht oder Sachen stiehlt.« Er lächelte, und seine weißen Zähne blitzten. »Du hast übrigens Recht gehabt, was Crowder und Davis angeht, Neddy. Richtige Schlingel.«
    Zwei Seesoldaten mit verdrossenen Gesichtern begannen, im Schein von Laternen Näpfe auszuteilen. Obwohl die Tische vierzig Fuß lang waren, waren die sechs schmalen Bänke voll besetzt. Richard zählte die Köpfe und kam zu dem Ergebnis, dass die Alexander an diesem 6. Januar 1787 ungefähr 180 Männer an Bord genommen hatte, 30 weniger, als Leutnant Shairp an Deck verkündet hatte. Und nicht alle kamen von der Ceres . Einige stammten von der Censor und noch mehr von der Justitia . Die Sträflinge von der Justitia konnten sich allerdings nicht alle an die Tische schleppen. Unter ihnen grassierte eine Krankheit, die sich durch leichtes Fieber und Gliederschmerzen äußerte. Wenigstens hatten sie nicht das Fleckfieber. Obwohl es natürlich auch Fälle von Fleckfieber gab, denn die gab es immer.
    Jeder Mann erhielt einen Holznapf, einen Zinnlöffel und einen Zinnbecher, der reichlich zwei Quart fasste, die Tagesration Wasser für jeden. Zu essen gab es steinhartes, dunkles Brot und ein kleines Stück gepökeltes Rindfleisch. Wer schlechte Zähne hatte, war schlimm dran und musste versuchen, das Brot mit dem Löffel zu zerkleinern.
    Es hatte gewisse Vorteile, dass ihre Kojen so nahe an der Achterluke lagen. Richard beschloss, die Peitsche zu riskieren. Er stand auf und bot den beiden jungen Seesoldaten, die mit ihrer Aufgabe offensichtlich überfordert waren, seine Hilfe an.

    »Kann ich euch helfen?«, fragte er mit respektvollem Lächeln. »Ich war früher Schankwirt.«
    Das mürrische Gesicht des einen, der ihm näher stand, wirkte zunächst verdutzt, dann hellte es sich auf. »Da sagen wir nicht Nein. Zwei Leute sind nicht genug, um zweihundert Männer zu füttern, so viel steht fest.«
    Richard verteilte eine Zeit lang schweigend Näpfe und Becher, und bald arbeiteten er, der junge Seesoldat, den er angesprochen hatte, und dessen ebenso junger Kamerad einander gut zu. »Ihr Seesoldaten wirkt so unzufrieden«, sagte er leise. »Warum eigentlich?«
    »Wegen unserer Quartiere - sie liegen noch unter euren und sind fast genauso überfüllt. Und die Verpflegung ist auch nicht besser. Schiffszwieback und Pökelfleisch. Der einzige Unterschied ist, dass wir Mehl und ein halbes Pint trinkbaren Rum kriegen.«
    »Aber ihr seid doch keine Sträflinge!«
    »Auf diesem Schiff«, knurrte der andere, »macht man zwischen Sträflingen und Seesoldaten keinen großen Unterschied. Die Matrosen sind da untergebracht, wo eigentlich wir sein sollten. Tageslicht und Frischluft bekommen wir nur durch eine Luke im Fußboden ihres Quartiers - die Matrosen schlafen hinter dem Schott da im Zwischendeck, und wir darunter im Laderaum. Die Alexander ist angeblich ein Zweidecker, nur hat man verschwiegen, dass das zweite Deck als Laderaum genutzt wird, weil die Alexander keinen Laderaum im eigentlichen Sinn hat.«
    »Sie ist ein Sklavenschiff«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher