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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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man wohl eigens aus Bristol hergebracht.«
    Bill Whiting zwinkerte Richard zu. »Mr Hanks!«, rief er. »Oh, Mr Hanks!«
    »Was gibt’s?«, fragte Herbert Hanks, der James Thistlethwaite gegen ein Trinkgeld versprochen hatte, sich nach Kräften für Richards und Ikes Gruppen einzusetzen, falls sie unter den Ausgesonderten
sein sollten. Er beabsichtigte auch durchaus, sein Versprechen zu halten, denn Mr Thistlethwaite hatte ihm weitere Großzügigkeiten in Aussicht gestellt sowie er von seinen Spionen erfuhr, dass tatsächlich alles Menschenmögliche getan worden war. »Red schon, Kamerad!«
    »Sir, diese vier Männer sind aus Bristol. Kommen sie mit?«
    »Freilich«, antwortete Hanks müde.
    Der alte Witzbold Whiting warf einen Seitenblick auf Richard, dann nahm sein rundes Gesicht den Ausdruck demütiger Bescheidenheit an. »Sir, sie sind nur zu viert. Die Sache ist nämlich die, dass wir nur ungern von Stanley und Dennison getrennt werden wollen, Mr Hanks, Sir, und da habe ich mir gedacht …«
    Mr Hanks zog seine Liste zu Rate. »Die Sträflinge aus Bristol waren ursprünglich zu sechst, doch sind gestern zwei gestorben. Wir haben also vier zu viel oder zwei zu wenig, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet. Stanley und Dennison würden das halbe Dutzend voll machen. Gut, sie kommen mit.«
    »Zu früh gefreut!«, kicherte Whiting schadenfroh.
    »Danke, du Arschloch!«, zischte Ike. »Ich war schon froh, dass Stanley und Dennison hier bleiben.«
    Neddy Perrott kicherte ebenfalls. »Glaub mir, Ike, Crowder und Davis sind mit allen Wassern gewaschen. Die werden mit William Stanley aus Seend allemal fertig.«
    »Außerdem brauchen wir noch ein paar Leute zum Deckschrubben und Waschen, Ike«, fügte Whiting hinzu und lächelte engelsgleich.
    Den ausgesonderten Häftlingen wurden Eisengürtel und Handschellen angelegt, aber keine Kette zu den Fußknöcheln. Stattdessen wurde eine lange Kette von Hüfte zu Hüfte gezogen, die jeweils sechs miteinander verband. Stanley und Dennison heulten, als sie an die vier Neuen aus Bristol gekettet wurden, da ihnen nicht genügend Zeit blieb, um alle ihre Habseligkeiten zusammenzuraffen.
    »Damit sind wir sechsundsechzig Mann in elf Gruppen«, bemerkte Richard.
    Ike zog eine Grimasse. »Und mindestens noch einmal so viele aus London.«

    Ein Irrtum, wie sie später feststellen sollten. Von oben wurden nur sechs Sechsergruppen ausgewählt, und keineswegs nur schwere Jungs aus dem London Newgate. Die meisten stammten aus dem Londoner Umland, und viele davon aus Kent an der Themse, insbesondere aus Deptford. Warum, wusste niemand, nicht einmal Mr Hanks, der sich einfach an seine Liste hielt. Die ganze Expedition war allen, die mit ihr in Berührung kamen, Teilnehmern wie Zurückbleibenden, ein Rätsel.
     
    Zwei große Leichter lagen längsseits. Die drei Gruppen aus dem Westen und die beiden aus Yorkshire wurden in den ersten verfrachtet, die sechs restlichen Gruppen mussten sich in den zweiten zwängen. Gegen zehn an diesem schönen, kühlen Morgen pullten die Bootsgasten die Themse hinunter, die hier, direkt östlich von Woolwich, eine halbe Meile breit war und eine große Biegung machte. Auf dem Fluss herrschte wenig Verkehr, doch die Neuigkeit hatte sich herumgesprochen, und so winkten, pfiffen und johlten die Besatzungen von Proviantbooten, Ketschen und anderen kleinen Fahrzeugen herüber, und die Häftlinge in dem überladenen zweiten Leichter beteten, dass ihnen kein Schiff zu nahe kam und eine Welle erzeugte, die ihnen gefährlich werden konnte.
    Hinter der Biegung lag Gallion’s Reach, ein Ankerplatz für Großschiffe. An diesem Tag ankerten hier nur zwei Fahrzeuge, das eine davon mehr als doppelt so groß wie das andere. Richard erschrak. Das größere Schiff hatte sich kein bisschen verändert - eine voll getakelte Bark, die offenbar noch keine Fracht an Bord genommen hatte, denn ihr Schanzkleid stand gut vier Meter über dem Wasser. Sie besaß weder Achterhütte noch Back, lediglich ein Achterdeck und eine Kombüse hinter dem Vormast. Ganz auf Schnelligkeit und Kampfkraft ausgelegt.
    Er tauschte mit Connelly und Perrott einen Blick. »Die Alexander «, sagte Neddy Perrott tonlos.
    Richard kniff den Mund zusammen. »Ja, das ist sie.«
    »Ihr kennt sie?«, fragte Ike.
    »Und ob«, knurrte Connelly. »Ein Sklavenschiff aus Bristol und
ehemaliger Freibeuter. Die Matrosen und Sklaven sind gestorben wie die Fliegen.«
    Ike schluckte. »Und das andere Schiff?«
    »Kenne

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