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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Welches Wirtshaus?«
    »Das Cooper’s Arms in der Broad Street. Mein Vater führt es noch.«
    »Und sein Sohn wird als Sträfling in die Botany Bay verbannt. Ich frage mich, warum. Sie sehen mir nicht wie ein Trinker aus und sind obendrein ein gebildeter Mensch. Sind Sie sicher, dass Sie ein gewöhnlicher Wirt sind?«
    »Aber ja. Doch erzählen Sie mir mehr über die beiden Schiffe.«
    »Die Sirius verdrängt knapp sechshundert Tonnen und hat die meisten Leute an Bord - Ehefrauen von Seeleuten und so weiter. Sie hat einen eigenen Kapitän, einen gewissen John Hunter, der sie im Augenblick allein befehligt. Phillip weilt in London und verhandelt mit dem Innenministerium und dem Hof von St. James. Wie ich höre, hat der Bordarzt einen Doktor der Musik zum Vater und ein eigenes Pianoforte mit an Bord gebracht. Ja, sie ist ein gutes altes Mädchen, die Sirius , aber nicht die Schnellste.«
    »Und die Slup?«
    »Die Supply ist fast dreißig Jahre alt, ein betagtes Mädchen, das gewissermaßen schon die Letzte Ölung bekommen hat. Ihr Kommandant ist Leutnant Harry Ball. Der Supply steht eine schwierige Fahrt bevor - sie ist noch nie über Plymouth hinausgekommen.«
    »Haben Sie vielen Dank für die Auskünfte, Mr Donovan.« Richard grüßte nach Marineart und schlurfte davon.
    Ein Mann, der gern zur See fährt, aber nie mehr als zwei Fahrten auf demselben Schiff macht, dachte Richard. Ein Mann, der mit der See verheiratet ist.
    Zurück im dunklen Gefängnis, berichtete Richard den anderen von der militärischen Eskorte. »Deshalb vermute ich, dass es jeden Tag losgehen kann, zumindest bis nach Plymouth.«
    Auch Ike Rogers konnte mit einer Neuigkeit aufwarten. »In der Botany Bay bekommen wir Frauen«, sagte er mit großer Genugtuung. »Die Lady Penrhyn befördert nur Frauen - hundert Stück, heißt es.«
    »Eine halbe für jeden Mann von der Alexander «, sagte Bill Whiting. »Bei meinem Pech kriege ich bestimmt die Hälfte, die sprechen kann. Da halte ich mich doch lieber an die Schafe.«

    »In Plymouth sollen noch mehr Frauen aus Dünkirchen dazukommen.«
    »Und noch mehr Schafe und Kälber, was, Taffy?«
     
    Am ersten Februartag setzten die vier Schiffe endlich Segel. Bei ruhiger Fahrt legten sie die sechzig Seemeilen nach Margate Sands in vier Tagen zurück. Noch ehe sie North Foreland umrundet und die Straße von Dover erreicht hatten, wurden die ersten Männer seekrank. In Richards Koje waren alle wohlauf, doch kaum bekam die Alexander leichte Querseen, lag auch Ike Rogers flach. Als sie einige Stunden später vor Margate Anker warfen, fühlte er sich sterbenselend.
    »Merkwürdig«, sagte Richard, als er ihm gefiltertes Wasser zu trinken gab. »Ich hätte nicht gedacht, dass die See einem Reiter so zusetzen kann. Im Sattel wird man doch auch durchgeschüttelt.«
    »Rauf und runter, ja, aber nicht hin und her«, stöhnte Ike. Er war dankbar für das Wasser, denn etwas anderes konnte er nicht bei sich behalten. »Mein Gott, Richard, das überlebe ich nicht.«
    »Unsinn! Das geht vorüber, irgendwann wirst du seefest.«
    »Das bezweifele ich. Ich bin eben kein richtiger Bristoler.«
    »In Bristol gibt es viele wie mich, die noch nie auf einem schwimmenden Schiff waren. Ich weiß nicht, wie es mir ergehen wird, wenn wir die offene See erreichen. Jetzt iss den Brei. Ich habe etwas Brot in Wasser eingeweicht. Er wird nicht wieder hochkommen, das verspreche ich dir.«
    Doch Ike drehte den Kopf weg.
    Neddy Perrott hatte mit Crowder und Davis in der unteren Etage eine Abmachung getroffen. Sowie sich oben einer erbrach, würde er einen Warnruf ausstoßen, und als Gegenleistung sollten William Stanley aus Seend und Mikey Dennison die Schweinerei aufwischen und die Nachttöpfe leeren. Am Achterschott stand ein 200-Gallonen-Fass mit Meerwasser zum Waschen und Putzen. Die Nachttöpfe mussten in die bleiverkleideten Springluken geleert werden. Sie liefen unter den Verschlägen am Rumpf entlang und führten in die Bilgen, die eigentlich jeden Tag leer gepumpt werden sollten. Doch wer etwas von Schiffen verstand wie Mikey
Dennison schwor, dass die beiden Bilgepumpen der Alexander mit Abstand die miserabelsten waren, die er jemals erlebt hatte.
    Den ganzen Januar über mussten sie mithilfe der leeren, mit Wasser aufgefüllten Nachttöpfe die Exkremente die Springluken hinunterspülen, sodass ihnen zum Waschen keine größeren Gefäße als ihre Trinkbecher blieben. Als Leutnant Shairp das Gefängnis inspizierte, war er über die

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