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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Hafenanlagen und dann die ganze Stadt. Bei Niedrigwasser greift ein Feuer sofort auf die anderen Schiffe über - mein Gott, Richard, es hätte so schlimm werden können wie beim großen Stadtbrand von London!« Er erschauerte.
    Nichts versetzte die Menschen so sehr in Furcht und Schrecken wie ein Feuer. So schlimm konnten nicht einmal die Bergleute von Kingswood mit tausend Brown-Bess-Musketen wüten. Selbst der wütende Mob war nichts im Vergleich zu Feuer. Der Mob - das waren Männer und Frauen, die Kinder hinter sich herzogen. Ein Feuer dagegen war eine Geißel Gottes, das Tor zur Hölle.
    Am 18. Januar trat Vetter James, der Apotheker, aschfahl im Gesicht mit seiner weinenden Frau und den Kindern, die noch bei den Eltern zu Hause wohnten, durch die Tür des Cooper’s Arms.
    »Können Ann und die Mädchen hier wohnen?«, fragte er mit zitternder Stimme. »Sie glauben mir nicht, dass unser Haus sicher ist.«
    »Du lieber Himmel, Jim, was ist los?«
    »Feuer.« Vetter James stolperte zum Schanktisch und hielt sich daran fest.
    »Hier, nimm.« Richard gab ihm einen Becher vom besten Rum, während Mag und Peg sich um die jammernde Ann kümmerten. Mr Thistlethwaite ließ seinen manisch kritzelnden Federkiel sinken und trat zu ihnen.
    »Gib Ann auch einen Becher«, sagte Dick. »Und jetzt erzähl schon, Jim.«
    Es bedurfte eines ganzen Bechers, bis sich Vetter James so weit beruhigt hatte, dass er sprechen konnte. »Mitten in der Nacht brach jemand die Tür meines Hauptlagers auf - du weißt, wie stabil sie ist, Dick, und wie viele Ketten und Vorhängeschlösser an ihr hängen! Der Einbrecher ging zu einem Fass mit Terpentin, tauchte eine große Kiste hinein und füllte die Kiste mit ebenfalls in Terpentin getränktem Werg. Dann stellte er sie an einige Fässer mit Leinöl und zündete das Ganze an. Um diese Zeit war natürlich niemand sonst da. Niemand sah ihn kommen oder gehen.«

    »Das verstehe ich nicht!«, rief Dick. Er war so blass wie sein Vetter geworden. »Wir wohnen doch gleich an der Ecke zur Bell Lane, und ich schwöre dir, auch wir haben nichts gesehen und nichts gehört - und nichts gerochen !«
    »Die Kiste brannte ja nicht«, sagte Vetter James mit seltsam gebrochener Stimme. »Sie brannte nicht, Dick, dabei hätte sie doch brennen müssen! Ich entdeckte sie, als ich zur Arbeit kam. Als ich die aufgebrochene Tür sah, dachte ich zuerst, jemand habe nach Opiaten oder dringend benötigten Medikamenten gesucht, aber in dem Augenblick, in dem ich hineinging, roch ich das Terpentin.« Seine graublauen Augen begannen zu glänzen. »Ein Wunder!«, rief er. »Ein Wunder ist geschehen! Der Herr hat seine Hand über mich gehalten. Ich werde der St.-James-Gemeinde tausend Pfund für die Armenkasse spenden.«
    Sogar Mr Thistlethwaite war beeindruckt. »Bei so viel Geld wünschte ich mir, ich könnte Lobeshymnen schreiben, Vetter James. Dann könnte ich dich in gedruckter Form preisen.« Er runzelte die Stirn. »Aber ich spüre, es ist etwas faul in Bristol, jawohl. Die Savannah La Mar , die Hibernia und die Fame gehören alle Lewsley, einer amerikanischen Firma. Lewsley ist dein unmittelbarer Nachbar in der Bell Lane. Vielleicht hat der Brandstifter die falsche Tür aufgebrochen. Ich an deiner Stelle würde Lewsley Bescheid geben.« Er grinste. »Und dann würde ich mich bei der New Bristol versichern. Oder, wenn du eine modernere Firma bevorzugst, die willens ist, die Unkosten für deine chemischen Apparaturen zu übernehmen, versichere dich bei der Bristol Universal.«
    Mr Thistlethwaite hatte eigentlich erwartet, für seine Worte von Vetter James getadelt zu werden, doch blieb alles still. Thistlethwaite sah nur noch einen leeren Stuhl und einen Rest Rum in Vetter James’ Becher, den er sofort in seinen eigenen Becher kippte. »Ich nehme an, Vetter James hat sich bereits aufgemacht, um meinem Rat zu folgen. Du solltest das übrigens auch, Dick. Dies ist eine Tory-Verschwörung mit dem Ziel, das amerikanische Geld aus Bristol zu vertreiben.« Er kehrte zu seinem Tisch zurück.
    »Du siehst überall nur Torys am Werk, Jem«, sagte Richard lächelnd.

    »Die Torys sind jedenfalls bei jeder Gemeinheit dabei.« Mr Thistlethwaite setzte sich wieder an seinen Tisch und verdrehte mit einem Nicken zu den hysterisch schluchzenden Frauen die Augen. »Scheuch sie wieder nach Hause, Dick. Richard soll sie begleiten und eine meiner Sattelpistolen mitnehmen - hier, nimm sie, Richard! Für mich reicht eine. Aber jetzt brauche

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