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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der Flüchtige verhaftet und gegen eine Unkostenerstattung von 128 Pfund durch die Stadtverwaltung und Kaufmannschaft von Bristol in Ketten zum Verhör nach Bristol überstellt. Dort tat sich eine unerwartete Schwierigkeit auf. Niemand verstand ein Wort von dem, was der Schotte sagte, mit Ausnahme seines Namens, James Aiten. Also wurde er mit dem Schiff nach London gebracht. In der großen Metropole würde es bestimmt jemanden geben, der den schottischen Dialekt verstand. Was auch der Fall war. James Aiten alias Maler Jack gestand, die Feuer in Bristol gelegt zu haben - und außerdem noch eins in Portsmouth, bei dem die Seilerei der Königlichen Marine bis auf die Grundmauern niedergebrannt war. Dieses letzte Verbrechen wog besonders schwer, denn Schiffe brauchten für ihre Segel ungeheure Mengen von Tauen.
    »Ich verstehe nur eins nicht«, sagte Dick Morgan zu Jem Thistlethwaite. »Wie kann Maler Jack in Bristol und Portsmouth Verbrechen begangen haben? Die Seilerei wurde im Dezember angezündet, aber im Dezember war er ganz bestimmt in Bristol.«
    Mr Thistlethwaite reagierte mit einem Achselzucken. »Er ist nur der Sündenbock, Dick. Die Bevölkerung muss zur Ruhe kommen,
und welches Mittel taugt dazu besser als ein Sündenbock, noch dazu ein Schotte? Ich weiß nichts über den Brand in Portsmouth, aber die Feuer in Bristol wurden von den Torys gelegt, darauf wette ich mein Leben.«
    »Du glaubst also, dass es noch mehr Feuer geben wird?«
    »Nein! Sie haben ihren Zweck erfüllt. Es gibt kein amerikanisches Geld mehr in Bristol. Die Torys können sich auf ihren Lorbeeren ausruhen und den armen Maler Jack alles büßen lassen.«
    So kam es denn auch. James Aiten alias Maler Jack wurde wegen Brandstiftung vor das Schwurgericht von Hampshire gestellt und zum Tode verurteilt. Anschließend brachte man ihn nach Portsmouth, wo man für die Hinrichtung, ein gut besuchtes Großereignis, einen besonderen Galgen errichtet hatte. Die Fallhöhe betrug volle 67 Fuß. Das bedeutete, dass dem armen Jack, nachdem man ihn vom Stuhl gestoßen und auf die Reise in die Ewigkeit geschickt hatte, am Ende des Falls der Kopf abgeschnitten wurde, und zwar sauberer, als eine Axt es vermocht hätte. Der Kopf wurde auf den Zinnen von Portsmouth öffentlich zur Schau gestellt. England konnte aufatmen.
    Jack, der Maler, hatte in den Verhören stets beteuert, er sei allein für alle Feuer verantwortlich gewesen.
    »Mir leuchtet das zwar nicht ein«, sagte Vetter James, der Apotheker, »aber inzwischen ist Ostern vorbei und es hat keine weiteren Feuer gegeben, also warum noch weiter darüber nachdenken? Mich hat Gott jedenfalls verschont.«
     
    Ein Schatten erschien in der Tür des Cooper’s Arms. Senhor Tomas Habitas, der Büchsenmacher, trat ein.
    »Sir!«, rief Richard und begrüßte ihn mit einem Lächeln und einem herzlichen Händedruck. »Setzen Sie sich doch! Ein Glas Bristol-Milch?«
    »Danke, Richard.«
    Die Gaststube war leer bis auf Mr Thistlethwaite, denn die Geschäfte gingen immer schlechter, und so stand der unerwartete Gast im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit - ein Umstand, der ihm zu schmeicheln schien.

    Senhor Tomas Habitas, ein vor dreißig Jahren eingewanderter portugiesischer Jude, war klein, schmächtig, hatte eine olivfarbene Haut und dunkle Augen, ein langes Gesicht, eine große Nase und einen kräftigen Mund. Er wirkte ähnlich wie ein Quäker stets leicht reserviert, vielleicht weil er wusste, dass er in Bristol zu fremd war, um jemals Zugang zu bürgerlichen Kreisen zu finden. Die Stadt behandelte ihn gut wie alle Juden. Die Juden durften im Unterschied zu den Papisten Gott auf ihre Art dienen. Sie hatten einen Friedhof in der Jacob Street und zwei Synagogen auf der anderen Seite des Avon. Die prominenteste jüdische Familie der Stadt waren die Eltons, und verschiedene Abrahams, Isaacs und Jacobs waren Bürgermeister und wichtige Kaufleute gewesen. Einer, Sir Abraham Elton, war sogar zum Baronet ernannt worden. Offenbar behinderte der jüdische Glaube den sozialen und wirtschaftlichen Erfolg weit weniger als das römisch-katholische Bekenntnis, was sich vor allem daraus erklärte, dass es unter den Juden keine Anwärter auf den Thron Seiner Britannischen Majestät gab.
    »Was führt Sie den weiten Weg hierher, Sir?« Dick Morgan reichte dem Gast ein großes, von der jüdischen Firma Jacobs hergestelltes Glas mit bernsteinfarbenem süßen Sherry.
    Habitas’ schmale schwarze Augen flogen durch die leere Stube, dann sah

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