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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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überglücklich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Womit denn?, fragte sich Richard. Sie stolperten über ein mit gelben Grasbüscheln bewachsenes, steiniges Gelände, bis sie die ihnen von Clark zugewiesene Stelle nach Richards Einschätzung erreicht hatten. Andere Gruppen von Sträflingen, alle von der Alexander , standen genauso hilflos herum wie sie. Womit sollten sie Hütten bauen? Ihnen fehlten Äxte, Sägen, Messer und Nägel. Ein Seesoldat brachte ein Dutzend Beile und drückte eins davon Taffy Edmunds in die Hand. Der blickte unsicher auf Richard.
    Wir sind immer noch zusammen. Taffy Edmunds, Job Hollister, Joey Long, Jimmy Price, Bill Whiting, Neddy Perrot, Will Connelly, Johnny Cross, Billy Earl und ich. Die meisten sind Bauern, viele Analphabeten. Gott sei Dank haben Tommy Crowder und Aaron Davis Bob Jones und Tom Kidner aus Bristol gefunden. Sie wären also genug, um zusammen eine Hütte zu bewohnen. Wenn das überhaupt geplant ist. Weiß denn wirklich niemand, was wir tun sollen? Dies ist die am schlechtesten geplante Expedition aller Zeiten. Neun Monate haben die hohen Herren auf der Sirius Zeit gehabt, sich etwas zu überlegen, aber ich glaube, sie haben Tag und Nacht nur gesoffen. Es ist nichts vorbereitet. Wir hätten an Bord bleiben sollen, bis die Bäume gerodet und die Hütten gebaut sind. Uns Hütten bauen…Ein einziges Beil haben wir.

    »Wer kann mit einem Beil umgehen?«, fragte Richard.
    Alle. Sie konnten Feuerholz damit spalten.
    »Und wer kann eine Hütte bauen?«
    Keiner. Sie wussten bloß, dass man Häuser aus Ziegeln, Steinen, Gips und Balken baute. Keine Handwerker unter seinen Schützlingen.
    »Vielleicht sollten wir mit einem Balken als Dachfirst und Stützen auf beiden Seiten anfangen«, schlug Will Connelly nach einer langen Pause vor. Er hatte unterwegs Robinson Crusoe gelesen. »Für das Dach und die Wände können wir Palmwedel nehmen.«
    »Wir brauchen also einen Firstbalken, aber auch noch zwei Stangen für die Dachtraufen«, sagte Richard. »Und außerdem für den Rahmen sechs gegabelte Stämme, zwei davon größer als der Rest. Will und ich fangen mit dem Beil schon mal an. Taffy und Jimmy, ihr fragt einen Seesoldaten, ob wir ein zweites Beil oder eines der großen Messer bekommen, die wir in Rio gesehen haben. Die anderen versuchen, ob sie Wedel von den Palmen abreißen können.«
    »Wir könnten fliehen«, sagte Johnny Cross nachdenklich.
    Richard starrte ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost. »Wohin denn, Johnny?«
    »Zur Botany Bay, zu den französischen Schiffen.«
    »Die würden uns genauso wenig aufnehmen, wie die Holländer in Teneriffa Johnny Power aufgenommen haben. Und wie kommen wir überhaupt dorthin? Du hast doch die Eingeborenen an der Küste gesehen. Die gibt es hier sicher auch, und wir wissen nichts über sie - sie könnten Kannibalen sein wie in Neuseeland. Freuen werden sie sich über die Ankunft einiger hundert fremder Menschen bestimmt nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Joey Long.
    »Versetzt euch doch in ihre Lage«, erklärte Richard geduldig. »Was denken die wohl? Hier ist eine schöne Bucht mit einem Fluss, der gutes Wasser führt - die Bucht ist sicher auch bei den Eingeborenen beliebt, aber jetzt haben einfach wir uns hier breit gemacht. Warum also sollen wir sie provozieren? Schließlich haben wir strikte Anweisung, ihnen nichts zu tun. Und warum sollten wir
an einen Ort fliehen, wo wir allein sind? Wir bleiben hier. Jetzt tut bitte, was ich euch sage.«
    Richard und Will fanden genügend für ihre Zwecke geeignete junge Bäume mit einem Stammdurchmesser von vier bis fünf Zoll. Sie mochten nicht so stattlich sein wie eine Ulme oder Kastanie, doch dafür hatten ihre Stämme unten keine Äste. Richard holte mit dem Beil aus und schlug eine Kerbe in den Stamm.
    »Herrgott!«, stöhnte er. »Das Holz ist hart wie Eisen und voller Saft. Ich brauche eine Säge, Will.«
    Doch er hatte keine Säge, und so blieb ihm nichts weiter übrig, als weiter mit dem Beil drauflos zu schlagen. Das Beil war stumpf und von schlechter Qualität. Es würde nicht mehr zu gebrauchen sein, wenn das Holz für die drei Stangen und sechs Pfosten erst zurechtgehauen war. Richard beschloss, das Beil am Abend mit seinen Feilen zu schärfen. Wir haben den Ausschuss bekommen, der sich in England nicht verkaufen ließ, dachte er.
    Endlich war der Firstbalken fertig. Richard keuchte und ihm war schwindlig. Die monatelange Hungerleiderei und Untätigkeit waren

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