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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nicht eben eine gute Vorbereitung auf diese Plackerei gewesen. Will Connelly ergriff das Beil und nahm den zweiten Baum in Angriff. Er kam jedoch noch langsamer voran als Richard. Schließlich hatten sie den Firstbalken und zwei gegabelte Stützen für den Dachfirst fertig. Als seitliche Stützen wählten sie vier kleinere Bäume aus. Taffy und Jimmy waren inzwischen mit einem zweiten Beil, einer Hacke und einem Spaten zurückgekehrt. Richard und Will machten sich auf die Suche nach Bäumen, mit denen sie die seitlichen Stützen verbinden und den Rahmen fertig stellen konnten. Jimmy und Taffy begannen, Löcher zu graben und die Pfosten in den Boden zu rammen. Da sie keinerlei Messinstrumente zur Verfügung hatten, maßen sie die Entfernung mit Schritten. Beim Graben stießen sie in sechs Zoll Tiefe auf Felsen.
    Die anderen aus ihrer Gruppe hatten zwar viele Palmen gefunden, doch waren die Wedel so hoch über der Erde, dass die Männer nicht hinaufkamen. Da hatte Neddy eine glänzende Idee. Er kletterte auf einen benachbarten Baum, beugte sich gefährlich weit zu einer Palme hinüber, packte das Ende eines Wedels und ließ sich
fallen. Mit seinem Körpergewicht riss er den Wedel ab. Seine Methode funktionierte allerdings nur mit dürren, braunen Wedeln, nicht mit den jungen, grünen.
    »Hole Jimmy«, sagte Neddy zu Job Hollister, »und tausche mit ihm den Platz. Du kannst graben. Für Jimmy habe ich eine bessere Verwendung.«
    Als Jimmy kam, zitterte er von der ungewohnten Anstrengung des Grabens.
    »Bist du schwindelfrei?«, fragte Neddy.
    »Ja.«
    »Ruh dich einen Moment aus, und dann kletterst du auf diese Palme. Du bist der Beweglichste und Kleinste von uns. Hier ist das zweite Beil. Steck es in den Hosenbund. Wenn du oben bist, hackst du die Wedel damit ab.«
    Die Sonne wanderte nach Westen, und an ihr versuchten die Sträflinge sich zu orientieren. Südwestlich der Stelle, an der der Gouverneur sein tragbares Haus errichten wollte, kamen einige provisorisch aus Segeltuch errichtete Lager sowie das große runde Zelt, in dem Leutnant Furser die Intendantur und sein persönliches Domizil eingerichtet hatte. Die Sträflinge waren so klug gewesen, ihre Holzschüsseln, Schöpflöffel, Gabeln, ja sogar ihre Nachttöpfe mitzunehmen. Richard wies Bill Whiting an, die Filtersteine aufzustellen und anschließend Wasser vom Fluss zu holen. Das Wasser sah zwar sauber und trinkbar aus, aber Richard traute ihm trotzdem nicht.
    Bill Whiting sah am schlechtesten von allen aus. Sein Gesicht war schon lange hager und eingefallen, doch jetzt hatte er außerdem noch schwarze Ringe unter den Augen. Der arme Kerl zitterte, als hätte er Fieber. Aber er hatte keins, seine Stirn war kalt. Er war nur vollkommen erschöpft.
    »Zeit aufzuhören«, sagte Richard und trommelte seine Mannen zusammen. »Legt euch auf eure Decken und ruht euch aus. Bill, ein kleiner Spaziergang würde dir gut tun. Ich weiß, dir ist nicht danach zu Mute, aber komm mit mir zur Intendantur. Ich habe eine Idee.«
    James Furser war kein besonders ordentlicher Mensch, und so ging es in der Intendantur drunter und drüber.

    »Sie brauchen hier mehr Leute, Sir«, sagte Richard.
    »Sie wollen hier arbeiten?«, fragte Furser, der ihre Gesichter erkannte.
    »Einer von uns, ja«, antwortete Richard und legte den Arm um Whiting.
    »Hier ist ein fähiger Mann, dem Sie vertrauen können. Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, seit ich ihn 1785 im Gefängnis von Gloucester kennen lernte.«
    »Waren Sie nicht der Anführer der Sträflinge auf der Backbordseite der Alexander ? Keiner Ihrer Männer hat Schwierigkeiten gemacht. Sie sind Morgan, nicht wahr?«
    »Richtig, Leutnant Furser, Morgan. Können Sie Whiting hier gebrauchen?«
    »Ja, wenn er lesen und schreiben kann.«
    »Er kann beides.«
    Richard und Bill kehrten mit einigen harten Brotlaiben zu ihrem Lager zurück. Mehr konnte die Intendantur nicht ausgeben. Das noch in Kapstadt gebackene Brot war voller Getreidekäfer, aber es war immerhin etwas zu essen.
    »Einer von uns arbeitet jetzt in der Intendantur«, verkündete Richard, als er das Brot verteilte. »Bill wird Furser mit dem Pökelfleisch helfen. Fleisch bekommen wir allerdings erst, wenn die Kessel und Töpfe ausgeladen sind. Wir müssen nämlich ab jetzt selbst kochen.«
    Bill Whiting sah schon wieder etwas besser aus. Er würde in einem schattigen, wenn auch stickigen Zelt arbeiten und einfachere Tätigkeiten verrichten. Die anderen würden

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