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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weiß wenigstens, dass man zum Sägenschleifen sehr viel Geduld und Geschick braucht.«
     
    Richard nahm zur neuen Sägegrube im Arthur’s Vale Ned Westlake, Harry Humphreys, Jim Richardson und John Anderson mit. Natürlich verlangsamte sich das Arbeitstempo beträchtlich, sehr zum Verdruss von Leutnant King.
    »Sie haben in fünf Tagen nur 791 Quadratfuß Holz zugesägt!«, sagte er verärgert zu Richard.
    »Ich weiß, Sir, aber die alten Teams müssen die beiden neuen erst einlernen«, erklärte Richard in respektvollem, aber bestimmtem Ton. »Deshalb werden wir eine Zeit lang weniger Holz produzieren.« Er holte tief Luft. »Außerdem sind wir nicht in der Lage, die
Stämme auch noch zu entrinden, Sir. In der alten Sägegrube macht das Joseph Long zusammen mit einem Gehilfen, aber hier in der neuen Sägegrube haben wir niemanden. Ich muss unsere Sägen schleifen und außerdem noch die großen Sägen von Marriner, daher habe ich für nichts anderes Zeit. Könnten die Holzfäller die Stämme nicht gleich entrinden? Je länger die Rinde dranbleibt, desto größer ist die Gefahr, dass Käfer sich in das Holz fressen. Außerdem sollten die Holzfäller vor dem Fällen die Qualität der Bäume prüfen. Die Hälfte der Stämme, die wir erhalten, ist unbrauchbar, aber bis wir dazu kommen, sie uns anzusehen, sind die Männer, die sie gebracht haben, schon wieder weg und wir müssen unsere kostbare Zeit damit vergeuden, sie auszusortieren.«
    Solche offenen Worte gefielen dem Leutnant gar nicht! Schon nach den ersten Worten runzelte er missbilligend die Stirn. Seine braunen Augen funkelten wütend, doch Richard hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Er riskierte damit, dass King ihn wegen Aufsässigkeit auspeitschen ließ, aber besser jetzt als später, denn wenn erst die dritte Sägegrube in Betrieb war, wurde alles nur noch schlimmer. Dann hatten sie nur noch eine Ersatzsäge, weil Richard aus der acht Fuß langen Spaltsäge eine Ablängsäge gemacht hatte.
    »Wir werden sehen«, sagte King schließlich und marschierte aufgebracht zu dem neuen Getreidespeicher und den dort arbeitenden Schreinern hinüber.
     
    »Was halten Sie vom Aufseher der Säger?«, fragte King Stephen Donovan beim Mittagessen in seinem Amtssitz.
    Die hochschwangere Ann Innet brachte das Essen und verschwand. Die Karaffe mit dem Portwein war schon halb leer und würde ganz leer sein, noch bevor das Mittagessen beendet war. Nachmittags war der Kommandant deshalb stets milder gestimmt als morgens. Der Portwein war ein altes Laster. Es verging kein Tag, an dem King nicht mindestens zwei Flaschen davon leerte - Portwein aus dem Fass war ihm nicht gut genug! Die Flaschen wurden mindestens einen Monat lang sorgfältig gelagert, bevor er sie persönlich dekantierte.

    »Sie meinen Richard Morgan?«
    »Ja, den. Major Ross sagte, er sei ein guter Mann, aber ich bin mir da nicht so sicher. Heute Morgen sagte er mir doch ganz unverfroren ins Gesicht, ich würde Verschiedenes falsch machen!«
    »Ja, Morgan sagt, was er denkt - aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er es auf eine unverschämte Art tat. Er erwies sich auf der Alexander als eine große Hilfe, als wir Probleme mit den Bilgenpumpen hatten. Sie erinnern sich bestimmt noch daran, dass Sie kurz an Bord kamen, bevor wir Rio erreichten. Morgan erklärte, dass wir das Problem nur mit Kettenpumpen lösen könnten.«
    King runzelte die Stirn. »Unsinn!«, sagte er unwirsch. »Ich habe die Kettenpumpen vorgeschlagen!«
    »Richtig, Sir, aber Morgan tat es schon vor Ihnen. Hätte er Major Ross und Marineadmiralarzt White nicht von der Notwendigkeit der Maßnahme überzeugt, wären Sie gar nicht an Bord der Alexander gerufen worden.«
    »Ach so, verstehe. Aber das ändert nichts daran, dass er heute Morgen zu weit gegangen ist«, sagte King trotzig. »Es steht ihm nicht zu, meine Anordnungen zu kritisieren. Ich hätte ihn auspeitschen lassen sollen.«
    »Warum einen tüchtigen Mann bestrafen, nur weil er einen Kopf auf den Schultern hat?«, fragte Donovan und lehnte dankend ab, als King sein Glas nachfüllen wollte. »Sie wissen, dass Morgan intelligent ist, Mr King. Er wollte nicht unverschämt sein, er nimmt nur seine Arbeit ernst. Er will mehr produzieren.«
    Der Kommandant schien nicht überzeugt.
    »Seien Sie gerecht, Sir! Wenn ich diese Vorschläge gemacht hätte - was genau hat Morgan denn vorgeschlagen, wenn ich fragen darf?«
    »Dass sich jemand die Bäume ansieht, bevor sie zu den

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