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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Sägegruben geschleppt werden, dass die Holzfäller die Stämme nach dem Fällen gleich entrinden, und so weiter.«
    Trinken Sie erst mal einen Schluck, Herr Leutnant, dachte Stephen. Er schwieg, bis sein Vorgesetzter das Glas geleert hatte. Dann hob er beschwörend die Hände. »Mr King, wenn ich das vorgeschlagen hätte, hätten Sie dann nicht auf mich gehört?«

    »Sie haben es aber nicht vorgeschlagen, Mr Donovan.«
    »Weil ich anderswo zu tun habe und weil die Säger bereits einen Aufseher haben - Morgan! Seine Vorschläge klingen vernünftig und haben zum Ziel, dass mehr Holz zugesägt wird. Warum ihn also dafür bestrafen, Sir? Sie haben eine ausgezeichnete Mannschaft von Holzfällern, Sägern und Schreinern, und mir fiel auf, dass Sie sich stets bereitwillig anhören, was Nat Lucas zu sagen hat. In Richard Morgan haben Sie einen zweiten Nat Lucas. Ich an Ihrer Stelle würde das ausnützen. In zwei Jahren hat er seine Strafe verbüßt. Wenn es ihm dann auf der Insel so gut gefällt, dass er bleibt, haben Sie außer Lucas noch jemanden, auf den Sie sich verlassen können.«
    Und damit hatte er genug zu diesem Thema gesagt, fand Stephen Donovan. Der empörte Ausdruck auf Kings Gesicht war verschwunden. King hatte so viele gute Eigenschaften. Schade nur, dass es ihm so schwer fiel, Ratschläge von einem Sträfling anzunehmen.
     
    Ende November wurde es so schwül, dass die Arbeitszeiten geändert werden mussten. Die Arbeit begann nun schon im Morgengrauen und wurde nach einer halbstündigen Frühstückspause um halb acht bis elf fortgesetzt. Dann ruhte sie bis nachmittags um drei, sie endete dafür jedoch erst bei Sonnenuntergang. Außerdem wurde die erste Ernte eingebracht. Sie fiel dort, wo Raupen und Ratten etwas übrig gelassen hatten, reichlich aus. Ohne die gefräßigen Biester wäre auf dem fruchtbaren Boden alles gewachsen.
    Um Weihnachten schickte Leutnant King den Sanitätsoffizier John Turnpenny Altree, Thomas Webb und John Anderson zur Ball Bay, einem steinigen Strand an der Ostküste der Insel, vor dem die Supply bei sehr schlechtem Wetter ankern musste. Die Männer sollten sich dort niederlassen und eine Fahrrinne durch die runden, kochkesselgroßen Steine anlegen und freihalten, damit Beiboote zum Strand fahren konnten. Kings Entscheidung wurde von den anderen mit heimlicher Belustigung aufgenommen. Altree, ein seltsam untüchtiger Eigenbrötler, mied Frauen wie die Pest. Thomas Webb hatte bei ihm Zuflucht gesucht, als Beth Henderson ihn
aus dem Leben seines Bruders gedrängt hatte, und folgte ihm nun auf Schritt und Tritt. Der Sträfling John Anderson schließlich war froh, seine Frau und die Arbeit als Säger loszuwerden.
    Jim Richardson brach sich eines Sonntags auf der Suche nach Bananen das Bein so schlimm, dass der Heilungsprozess Monate dauern konnte. Er würde nie mehr sägen. Richard hatte nun zwei Säger weniger und konnte vor der Rückkehr der Supply keine neue Mannschaft zusammenstellen - falls die Supply je zurückkehrte. In anderen Worten, er musste von nun an selbst sägen und in der dreieinhalbstündigen Mittagspause und jeder anderen freien Minute Sägen schärfen. Doch zum Sägen brauchte er einen Partner.
    »Dann muss ich wohl den Gefreiten Wigfall fragen, ob er sich als Säger etwas hinzuverdienen will«, sagte King, der seinen Groll gegen Richard längst überwunden hatte. »Wigfall hat die Statur und die Kraft eines Boxers.«
    »Eine gute Wahl, Sir«, sagte Richard. »Aber was ist, wenn der Gefreite Wigfall nicht gerade sägen kann und deshalb der untere Mann sein muss? Es gehört sich nicht für einen Sträfling, einem freien Mann von der Marine Sägemehl ins Gesicht rieseln zu lassen.«
    »Er kann ja einen Hut aufsetzen«, sagte King unbekümmert und eilte davon.
    Zum Glück war der Gefreite Wigfall wie die meisten Männer seiner Statur gutmütig und nicht aus der Ruhe zu bringen. Er kam aus Sheffield und hatte auf der Insel keine Freunde.
    »Meine Freunde sind alle noch in Port Jackson«, sagte er zu Richard. »Ich bin ehrlich gesagt ganz froh über neue Gesellschaft. Außerdem ist mein Lohn als Säger höher als mein Sold. Dann kann ich früher meinen Abschied nehmen. Ich habe nämlich vor, irgendwo in der Nähe von Sheffield etwas Land mit einem hübschen Häuschen darauf zu kaufen. Und wenn ich mir die Heimreise als Matrose verdiene, kann ich noch mehr Geld sparen.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zuerst als oberer Mann versuche?«, fragte Richard. »Ich

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